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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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wunderschöner, sorgsam gepflegter Garten wirkten. Hunderte Vögel zwitscherten in den Bäumen, ohne dass darunter auch nur eine Spur Kot zu sehen gewesen wäre, und überall wuchsen bunte Blumen, aber kein einziges Unkraut. Das Dara war eine bis ins letzte Detail makellose Bilderbuchlandschaft, eine Welt, die es gar nicht geben konnte, die zu vollkommen war, um echt zu sein.
    Niss war nicht zum ersten Mal in diesen Gärten, doch sie hatte sie erst als Mensch aus Fleisch und Blut betreten müssen, um sich daran zu erinnern. Zweimal hatte sie in einem fremden Körper den Tod durchlitten, woraufhin ihr Geist im Dara umhergeirrt war – einmal für sehr lange Zeit, einmal nur für eine kleine Weile. Und im Grunde kam ihr auch der mächtige Steinbogen bekannt vor. Hatte sie bei diesen Erlebnissen nicht den Eindruck gehabt, eine große Entfernung zurückzulegen? War sie nicht wie eine Art Lichtstrahl durch tiefe Dunkelheit gesaust, bevor ihr Geist zwischen diesen Bergen gefangen gewesen war und nach den Kindern suchte, von deren Existenz sie unerklärlicherweise wusste?
    Dieser letzte Gedanke brachte sie auf eine Idee. Die Kinder, die
Götterkinder!
Wieso war sie nicht schon längst daraufgekommen? Ein dumpfes Gefühl sagte ihr, dass sie auf etwas Wichtiges gestoßen war, aber sie dachte nicht weiter darüber nach, sondern sah sich neugierig nach einem der sagenumwobenen Unsterblichen um. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen ging sie durch eine kleine Baumgruppe hindurch, die ihr die Sicht versperrte.
    Sie erblickte einen kleinen Jungen, nicht größer als Tolomin.
    Und ihm gegenüber saß Kebree.
    Im ersten Moment schämte sich Niss, weil ihr gar nicht aufgefallen war, dass der Wallatte fehlte. Wie hatte sie ihn nur vergessen können! Der Freudentaumel, den das Jal auslöste, konnte ihre Nachlässigkeit nur halb entschuldigen.
    Dann durchzuckte sie kurz die Angst: Was hatte Saats Sohn mit dem Götterkind vor? Im nächsten Augenblick machte sie sich bittere Vorwürfe, so etwas auch nur gedacht zu haben. Ohne Keb wären sie jetzt nicht hier! Er hatte seine Loyalität unzählige Male unter Beweis gestellt. Andererseits konnte Niss Usuls Prophezeiung einfach nicht vergessen:
Einer von euch wird die anderen verraten.
Und der Wallatte war schließlich der Einzige, der allein und ohne Familie war. Warum hatte er sich gleich davongemacht, nachdem er aufgewacht war?
    Sie bewegte sich so leise wie möglich, um den kleinen Jungen, der aufgeregt hin- und hertrippelte, nicht zu erschrecken. Dabei hatte der kindliche Gott nur Augen für Kebree, dem er hin und wieder ein scheues Lächeln schenkte. Als Niss auf Höhe des Wallatten angekommen war und die alberne Grimasse sah, die er gerade schnitt, begriff sie, was sich hier abspielte. Im nächsten Augenblick setzte Kebree eine todernste Miene auf, nur um plötzlich die Zunge herauszustrecken und den Kleinen damit zum Kichern zu bringen. Niss konnte selbst nicht umhin, laut aufzulachen, woraufhin der Unsterbliche sie neugierig ansah.
    »Er hat sich seit mindestens zwei Dezimen nicht vom Fleck gerührt«, raunte Keb ihr belustigt zu. »Aber ich kriege einfach kein Wort aus ihm heraus.«
    »Großvater sagt, dass sie fast nie sprechen«, meinte Niss und lächelte dem Jungen zu. »Sie sind zu sehr damit beschäftigt, den Gedanken der Menschen zu lauschen.«
    Nach einer Weile wandte sich der Junge von seinen Besuchern ab und beobachtete stattdessen einen Schmetterling mit goldenen Flügeln, der an ihm vorbeiflatterte. Er streckte die Hand aus, als wolle er ihn fangen, tapste ihm zwei Schritte hinterher, ließ sich dann ins Gras plumpsen und folgte dem Schmetterling mit dem Blick.
    Aus dem Augenwinkel sah Niss, wie Kebs Miene sich verdüsterte. Es tat ihr leid, sein Spiel unterbrochen zu haben, aber er war ihr deswegen doch wohl nicht böse? Halb zärtlich, halb traurig betrachtete er das Kind, und es war nicht schwer zu erraten, woran er dachte: Vielleicht, aber nur vielleicht, war er der Vater von Erynes Kind. Oder grübelte er darüber nach, wie Saat, sein eigener Vater, einst den Geist eines dieser Götterkinder manipuliert hatte, um einen grausamen Dämon aus ihm zu machen? Kebree hatte wahrhaftig kein leichtes Schicksal zu tragen.
    Erst jetzt, da Niss eins dieser unschuldigen Wesen leibhaftig vor sich hatte, wurde ihr das Ausmaß von Saats Verbrechen richtig klar. Im Grunde war Sombre nur ein weiteres Opfer des grausamen Hexers. Ein Opfer, das sich nun an einem anderen für die erlittenen
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