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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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ihrer Kämpfe vielleicht nicht überlebt. Doch das war eine lange Geschichte, die sich nicht leichthin erzählen ließ, und so zog Amanon es vor, damit zu warten, bis alle wieder zu sich gekommen waren. Seine Freunde sollten wie er selbst erst einmal die Wiedersehensfreude auskosten.
    Grigän schien zu verstehen, denn er fragte nicht weiter, sondern berichtete stattdessen ausführlich, was ihnen widerfahren war. Die Neuigkeiten brachten Amanon sofort ins Grübeln. Ihre Eltern waren also die ganze Zeit über im Jal’dara gefangen gewesen, dem einzigen Ort, an dem sie vor Sombre sicher waren. Um zu ihnen zu gelangen, hätten die Erben nur ihre Gwelome abzulegen brauchen, dann wären auch sie von Eurydis, Nol oder einem ihrer Verbündeten ins Jal gebracht worden. Was für eine Ironie des Schicksals! Amanon machte sich bittere Vorwürfe, dass sie es nicht wenigstens versucht hatten. Andererseits hätten sie sich damit auch der Gefahr ausgesetzt, von Sombre gefunden zu werden.
    Während Grigän und er sich unterhielten, senkte sich langsam die Nacht über das Dara herab, und einer nach dem anderen erwachten die Gefährten aus ihrem tiefen Schlaf. Die beiden Ramgrith winkten ihnen jedes Mal zur Begrüßung zu, wollten die einzelnen Grüppchen in ihrem Wiedersehen aber nicht stören. Bei den Arkariern brach jedes Mal, wenn ein weiteres Mitglied der Familie die Augen aufschlug, lautstarker Jubel aus, und als Niss’ Verwandte hörten, dass sie vollständig geheilt war, veranstalteten sie ein wahres Freudenfest. Sie hatten Niss noch als teilnahmslosen, stummen Schatten ihrer selbst in Erinnerung. Umso glücklicher waren sie nun, das Mädchen munter und fröhlich vor sich zu sehen.
    Keb hatte sich mittlerweile zu Bowbaqs Familie gesellt. Unter dem dröhnenden Lachen des Großvaters, mit dem er während langer Dekanten beim Angeln Freundschaft geschlossen hatte, wirbelte er die beiden kleinen Jungen im Kreis herum. Weder Prad noch Harqi schienen etwas dagegen zu haben, dass ein junger Wallatte mit ihren Kindern spielte, obwohl sich Wallatten und Arkarier in der Schlacht am Blumenberg einen blutigen Kampf geliefert hatten.
    Ein Stück weiter hinten war Zejabel in ein Gespräch mit Lana vertieft, dem sich Reyan gleich darauf anschloss, während Cael, Leti und Yan fast im selben Moment erwachten und einander erst einmal stumm in die Arme fielen.
    Auch Amanon wurde mit Liebkosungen überschüttet: Als Corenn zu sich kam, drückte sie ihren Sohn so innig und lange an sich, dass sich in seine Rührung ein wenig Verlegenheit mischte. Er musste ihr hundertmal versichern, dass es ihm gut gehe und sie ihm auch sehr gefehlt habe, bevor sie ihn widerstrebend losließ. Nach außen hin zeigte sie daraufhin wieder den heiteren Gleichmut, der den Ratsfrauen des Matriarchats eigen war, doch in ihren Augen las er alle Erleichterung und alles Glück der Welt, und auch ihre Stimme zitterte leicht.
    »Hast du das Testament gefunden?«, fragte sie.
    Amanon nickte und klopfte mit einem vielsagenden Grinsen auf die Innentasche seiner Jacke, in der er die Tagebücher verwahrte.
    »Also wisst ihr über alles Bescheid«, sagte Corenn. »Habt ihr die Undinen aufgesucht? Haben sie euch gesagt, wer der Erzfeind ist?«
    Als er mit einem Kopfschütteln verneinte, sah er ihr Lächeln schwinden. Es tat ihm weh, ihre Hoffnungen enttäuschen zu müssen. Sie hatten zwar viele aufschlussreiche Erkenntnisse über die Geschichte der Pforten und die Etheker gewonnen, aber was den Kampf gegen Sombre anging, waren sie nicht viel weitergekommen.
    »Wir wissen nur, dass der Erzfeind einer von uns ist«, sagte er zu seinen Eltern, die ihn gespannt ansahen. »Aber wer es sein wird, steht noch nicht fest. Offenbar wird ein bestimmtes Ereignis zwischen uns allen entscheiden.«
    Zejabel fuhr mit weit aufgerissenen Augen hoch. In dem seltsamen Schlaf, in den sie nach ihrer Ankunft im Jal gefallen war, hatte sie wieder einmal die Gedanken anderer Menschen gehört. Genau wie damals, als sie Zuias Dienerin gewesen war und sich mit ihrer Hilfe in den Zustand der Entsinnung versetzt hatte. Und genau wie es Eryne nun Tag für Tag erging, seit ihre Entwicklung zur Göttin begonnen hatte. Wahrscheinlich hatte die Magie des Jal die Fähigkeiten, die sie als Kahati erlernt hatte, wieder wachgerufen. Zurück blieb ein unangenehmes Gefühl, das Zejabel erst nach einer Weile abschütteln konnte. Sie wollte nicht mehr, dass irgendjemand, ob Gott oder Mensch, in ihren Geist eindrang. Nie
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