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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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hatte zu einem anderen Teil ihres Selbst gehört, zu jenem unsterblichen Teil, der sich in dem Moment, als ihr Bruder das Jal verleugnet hatte, in Nichts aufgelöst hatte. Nun war nur noch der Mensch Eryne übrig. Die Heilende existierte nicht mehr. Eryne war heilfroh, sich so lange gegen ihre Vollendung gewehrt zu haben.
    Als sich die Gärten des Dara vor ihren Augen auflösten, war sie endlich frei. Für kurze Zeit schloss sie sich dem größten Lichtbündel an. Sie stiegen auf, zu den Sternen und ihrem ewigen Leuchten. Da bemerkte sie einen sehr viel kürzeren, sehr viel schmaleren Lichtstrahl, der neben ihr durch die Dunkelheit schwebte. Plötzlich ging ihr auf, dass er ihr während der ganzen Reise nicht von der Seite gewichen war.
    Ihre Zeit war noch nicht gekommen, weder für sie noch für ihren Sohn.
    So machte sie kehrt und legte den Weg in umgekehrter Richtung zurück. Abermals sauste sie durch die Nacht, während die Seele ihres Sohnes dicht unter ihr schwebte. Sie ahnte, dass dies ihr letztes übersinnliches Erlebnis sein und sie sich nicht mehr an diese Reise erinnern würde, wenn sie in ihre sterbliche Hülle zurückkehrte und die Augen aufschlug. Und genauso kam es.
    Als sie in Amanons Armen erwachte, umgeben von ihren Eltern, ihrem Bruder und ihren Freunden, spürte sie dennoch ganz deutlich, dass sie soeben ein Wunder vollbracht hatten. Sie alle zusammen.

Epilog
    Eine leichte Brise wehte bisweilen von Norden herbei und brachte willkommene Abkühlung. Die Dachterrasse des Palasts der B’ree in Wallos mutete mit seiner üppigen Bepflanzung wie ein kleiner Garten an. Sträucher und Büsche spendeten reichlich Schatten, doch die brütende Hitze der Jahreszeit des Feuers war trotzdem spürbar. Nach dem Essen zum Mittag hatten Amanon und Keb beschlossen, sich auf die Terrasse zu setzen, während Nolan, Zejabel, Eryne und Lyn’a sich in ihren Zimmern ausruhten, in denen angenehme Kühle herrschte. Die beiden Männer sprachen kaum ein Wort, sondern saßen die meiste Zeit einfach mit geschlossenen Augen da und genossen die Ruhe dieses friedlichen Tages. So schweiften Amanons Gedanken mal hierhin, mal dorthin.
    In den letzten zehn Monden hatte sich das Angesicht der Welt von Grund auf verändert. Das Kaiserreich Goran und das Königreich Lorelien waren wie vor dem Krieg enge Verbündete. Nach Agenors Tod hatte es zunächst Streit um die Thronfolge gegeben, da weder sie noch Prinz Aleide, ihr nächster Verwandter, Nachkommen hinterließen. Doch dann hatte der neu gekrönte lorelische König Frieden mit dem mächtigen Nachbarn geschlossen, was dem goronischen Kaiser nur recht war, denn so konnte er seine Soldaten von der südlichen Grenze abziehen und stattdessen ins Tal der Krieger schicken.
    Als Keb seiner Mutter die Nachricht von Sombres Tod überbrachte, löste Chebree sofort ihr Bündnis mit den anderen Ländern des Ostens und überließ es Thalitten, Solenen und Tuzeenern, sich Scharmützel mit dem goronischen Heer zu liefern. Nach mehreren schweren Niederlagen kapitulierten die Barbaren und zogen sich in ihre ursprünglichen Herrschaftsgebiete zurück. Chebree gab die wallattische Krone an ihren Sohn weiter, der mittlerweile in der Gunst der Wallatten höher stand als sie. Die über hundert Aufständischen, die im Kampf gegen die Dämonen ihr Leben gelassen hatten, wurden jetzt als Märtyrer und Helden verehrt, und ihre Familien erhielten zum Dank Ländereien und Adelstitel. So herrschte Keb nun als allseits geachteter und geliebter König über ein freies Wallatt.
    Die Lemuren, die die Erben durch die Gänge unter dem Rideau gehetzt hatten, waren nicht wieder gesehen worden. Dem Vernehmen nach waren die Ungeheuer weder in die Katakomben der Heiligen Stadt vorgedrungen noch zu Sombres Mausoleum zurückgekehrt. Vermutlich hatten auch sie sich aufgelöst, nicht anders als alle Geschöpfe des Karu und Dara in jener grauenvollen Nacht, in der ein neues Zeitalter eingeläutet worden war. Noch waren die Auswirkungen kaum spürbar. Die Menschen ahnten nicht, dass ihre Götter oder Dämonen nicht mehr existierten, und vermutlich würde es Generationen dauern, bis sie es begriffen. So hatten die Itharer damit begonnen, die wichtigsten Tempel in Ith wieder aufzubauen, um der Heiligen Stadt ihre einstige Schönheit zurückzugeben.
    Die Dunkle Bruderschaft und die Graue Legion hingegen waren zerschlagen. Der neue König und seine Minister hatten unzählige Dokumente entdeckt, die bewiesen, wie eng Agenor mit den
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