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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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nur wenige Dezillen vor unserer Ankunft erfahren, dass wir kommen würden. Die Lichtkugel, die uns ins Jal gebracht habe, sei die sichtbare Gestalt einer Göttin namens Aliandra, sagte er. Aliandra die Sonnige. Als er ihren Namen aussprach, unterdrückte der Unsterbliche ein Schluchzen. Wir sahen uns betroffen an.
    Der Ewige Hüter gewann rasch die Fassung zurück und setzte wieder die undurchdringliche, gleichmütige Miene auf, die wir von ihm kannten. Aliandra, erklärte er uns weiter, war die einzige Unsterbliche, die vom Jal in die bekannte Welt überwechseln konnte, ohne die Pforten zu benutzen. Sie war die Göttin der Gedanken und Träume und entführte die Seelen der Menschen in Gefilde, von deren Existenz sie nichts ahnten – am häufigsten ins Dara oder Kam, wo sie die Schlafenden vor ihren verborgenen Wünschen und Sehnsüchten beschützte.
    Doch Aliandra war nicht mehr, fügte Nol ernst hinzu: Unmittelbar nach unserer Ankunft im Jal hatte Sombre ihren göttlichen Lebensfunken ausgelöscht.
    Seine Worte trafen uns wie ein Donnerschlag. Also war der Dämon tatsächlich zurückgekehrt. Und er war mächtig und grausam genug, um selbst seinesgleichen zu ermorden. Doch welche Rolle spielten wir in dieser Tragödie? Und was war aus unseren Kindern geworden?
    Nol bemühte sich, uns Auskunft zu geben, aber seine Antworten verwirrten uns mehr, als dass sie uns weiterhalfen. Er berichtete uns, dass sich Sombre etwa ein Jahr zuvor zum alleinigen Herrscher über alle Götter und Dämonen aufgeschwungen hatte. Nachdem die meisten Unsterblichen ihn schlichtweg ignoriert hatten, war er zu Drohungen übergegangen. Das hatte ihnen zu denken gegeben, denn nicht umsonst trug er den Beinamen »der Bezwinger«. So hatten sich allmählich zwei Lager gebildet. Auf der einen Seite die Dämonen, die Sombre ewige Treue schworen, darunter Zuia, Soltan, Yoss, K’lur und andere Sprösslinge des Kam. Auf der anderen Seite die Zögerlichen, die sich nicht offen gegen Sombre zu stellen wagten, sich aber auch nicht seinem Willen unterwerfen wollten, da sie im Dara herangewachsen waren.
    Die Zeit verging, ohne dass der Dämon seine Drohungen wahr machte. Stattdessen begab er sich unter die Sterblichen, fand dort Verbündete und begann einen Plan zu schmieden, der die Welt für immer verändern sollte. Nol, Eurydis und eine Handvoll anderer Götter, darunter Aliandra, sahen den Anbruch des Zeitalters von Ys in Gefahr – jene gelobte Zeit, auch »Zeit aller der Harmonie«, »das Neue Aon« oder »Zeit der Vernunft« genannt, die allen Menschen und Unsterblichen verheißen war. Diese Sorge rüttelte sie wach, doch ihre Kräfte waren nichts im Vergleich zur Macht des Dämons. Daher beschlossen sie, sich auf die Erben zu konzentrieren und ihnen jede nur erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen, sobald der Erzfeind sich zu erkennen gab. Und so warteten sie erst einmal ab.
    Das war jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm.
    Sombre kannte seine Feinde, und er hatte es als Erstes auf Aliandra abgesehen. Sie war die Einzige, die die Erben seinem Zugriff entziehen konnte, und das wusste er genau. Die Göttin versuchte nicht einmal, sich zu wehren, so aussichtslos war ein Kampf gegen ihn. Während sich seine Krallen in sie bohrten, verwandte sie ihre letzte Kraft darauf, meine Freunde und mich an den einzigen Ort zu befördern, an dem wir vor dem Dämon sicher waren: in die Gärten des Dara.
    Trotz der Bewunderung und Dankbarkeit, die ich für unsere Retterin empfand, konnte ich an nichts anderes denken als an meinen Sohn. Der Kampf war nun offen ausgebrochen, und Sombre würde sicher nicht ruhen, bis er unsere Kinder getötet hatte! Nol rief uns in Erinnerung, dass Cael und die anderen Gwelome trugen und damit für Unsterbliche unsichtbar waren, für Götter ebenso wie für Dämonen. Darum hatte Aliandra sie auch nicht finden und zu uns bringen können.
    Als Nol geendet hatte, sprangen wir auf, steckten uns Steine in die Taschen und flehten ihn an, uns die Pforte zu dem Ort zu öffnen, an dem sich unsere Kinder aufhielten. Doch der Hüter des Dara weigerte sich, uns gehen zu lassen. Man könne nicht riskieren, den Erzfeind zu verlieren, sagte er. Aliandras Opfer dürfe nicht umsonst gewesen sein.
    Verzweifelt versuchten wir, ihn umzustimmen oder wenigstens für einige von uns eine Erlaubnis zu erwirken, das Jal zu verlassen. Selbst als wir ihn daraufhinwiesen, wie wichtig das Wohl jedes einzelnen Erben für das Überleben der bekannten Welt war, stießen wir
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