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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende
Autoren: Jason Dark
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würden sie Worte sagen. Der Donner verrollte in der Ferne, und dann hörte sie ihn deutlich.
    »Zieh den Degen aus meinem Körper.«
    Dumpf klangen die Worte. Gleichzeitig auch krächzend, und Wanda hatte den Befehl genau verstanden. Trotzdem fürchtete sie sich davor. Sie traute sich einfach nicht, den Arm zu heben und mit den Fingern den Waffengriff zu umspannen.
    »Den Degen!«
    Abermals vernahm sie die Worte. Im Widerschein eines Zackenblitzes schimmerte das dunkle Gesicht der Leiche fahl. Auch die Augen bewegten sich, und Wanda überwand sich in diesen Augenblicken selbst.
    Sie griff zu und riß den Degen mit einem heftigen Ruck aus dem Körper des Toten. Jetzt war es vollbracht.
    Wanda erschrak selbst über ihre eigene Tat. Sie schaute auf die Leiche und sah auch die Wunde in Magenhöhe. Kein Tropfen Blut floß mehr hervor, auch die Klinge war im unteren Drittel blank. Lebte der Reiter tatsächlich?
    Er bewies es Wanda in dem Augenblick, als sie den Degen zur Seite legte. Plötzlich kam Bewegung in ihn. Seine Arme schnellten in die Höhe. Die Hände waren zu gefährlichen Krallen geworden, die sich blitzartig um den Hals des Mädchens legten. Und sie drückten zu. Wanda wußte nicht, wie ihr geschah. Sie war zu geschockt, um sich zu wehren, nur den Druck der eiskalten Totenhände spürte sie am warmen Fleisch ihres Halses.
    Und die Leiche richtete sich auf.
    Sie besaß Kraft. Während sie sich in die Höhe schob, drückte sie das Mädchen zurück, ohne dessen Hals loszulassen. Wanda konnte sich nicht mehr halten. Ihr Rücken wurde durchgebogen, sie kippte langsam nach hinten, und die Spitzen ihrer langen Haare berührten bereits den Boden. Wenig später fiel auch sie auf den Rücken.
    Die lebende Leicfje hatte ihr Opfer nicht losgelassen. Sie kniete jetzt, hielt die Kehle fest umklammert und preßte sie immer mehr zusammen. Auf diese Art und Weise beförderte dör Untote Wanda vom Leben zum Tod.
    Gnade kannte er nicht!
    Grelle Blitze spalteten den Himmel. Ein furchtbares Gewitter entlud sich. Durch sein fahles Licht gab es der Szenerie einen unheimlichen Ton. Noch schauriger wirkte der Zombie, der den Hals des Mädchens auch weiterhin umklammert hielt.
    Erst als der Himmel seine Schleusen öffnete, ließ er los. Ganz in der Nähe schlug ein Blitz in den Boden. Eine grelle gezackte Linie, als hätte der Teufel persöhnlich seine schaurige Handschrift hinterlassen. Für einen Moment hob sich der unheimliche Reiter klar und deutlich vor dem im Hintergrund stehenden Baumstamm ab, bevor die Dunkelheit ihn wieder schluckte und er sich aufrichtete.
    Wanda lag auf dem Rücken.
    Regungslos. Gebrochene Augen starrten in den düsteren Himmel, und der Regen klatschte in das blasse Gesicht. Mit seltsam steifen Bewegungen schritt der Reiter zur Seite und hob seinen Degen auf. Er steckte ihn ein.
    Dann blieb er stehen, um den Kopf in den Nacken zu legen. Es sah aus, als würde er auf irgend etwas warten oder lauschen. In der Tat trat ein gewisses Ereignis ein.
    Aus der Dunkelheit und den fahlen, von Lichtspeeren geschaffenen Lichtinseln erschien ein Schatten.
    Er raste heran, wieherte schrill, und einen Augenblick später hatte das Tier seinen Reiter erreicht.
    Wild lachte der Unheimliche auf, als er nach den Zügeln griff und das Pferd hart heranzog.
    Geschmeidig, als wäre er ein Lebender, schwang er sich in den Sattel. Dort schüttelte er sich, als ihn die Wassermassen trafen, die aus den Wolken stürzten. Wild schwang er seinen Arm. Die Hand hatte er dabei zur Faust geballt.
    Wetterleuchten umtanzte ihn. Weit riß er den Mund auf und schrie seine Warnung in die Düsternis und in die Mischung aus Donner und Blitz.
    »Die Kreuzweg-Legende wird zu einer blutigen Wirklichkeit werden. Das schwöre ich euch…«
    Dann sprengte er davon, um tanzt von fahlen, aus den tiefen Wolken zuckenden Lichtspeeren und eingehüllt von einem krachenden Donner.
    Begleitmusik für einen lebenden Toten.
    Zurück aber blieb das Mädchen Wanda. Auf dem Rücken lag sie, während der Regen gegen ihre Gestalt klatschte, als wollte er ihren Tod beweinen…
    ***
    Mir gefiel die ganze Sache nicht.
    Obwohl ich mich in einer Kirche befand, war mir doch unheimlich zumute. Nicht allein wegen der Kühle, die im Innern der kleinen Kirche herrschte, denn draußen war es schwül und auch heiß, es war die Atmosphäre, die mich einfach störte.
    Durch das kleine Kirchenschiff strömte ein Hauch, der mir überhaupt nicht paßte. Ich wurde die Vermutung nicht
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