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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur
Autoren: Dean Koontz
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Albinozwerg auf einem Grundstück im Garden District suchen könnte.

    Unter Umständen könnte er den Zweck verfolgen, sich mit dem Grundstück vertraut zu machen, weil er einen Plan ausheckte, der gewisser Vorbereitungen bedurfte. Worin sein Vorhaben bestehen könnte, konnte sie allerdings nicht erraten, wenn man einmal davon absah, dass ihr Schatz an literarischen Anspielungen ihr in Bezug auf übelwollende Zwerge den Hinweis gab, es müsse um einen Topf voll Gold oder um ein erstgeborenes Kind, um eine verhexte Prinzessin oder eventuell sogar um einen Ring gehen, der Zauberkräfte besaß.
    Vielleicht suchte er aber auch nur einen Ort, an dem er sich verstecken konnte, bevor das Morgengrauen anbrach. Seinesgleichen war zweifellos überempfindlich gegen Sonnenlicht. Außerdem war er nackt, und es gab Gesetze, nach denen Erregung öffentlichen Ärgernisses strafbar war.
    Nachdem sie den hektischen Zwerg eine Weile beobachtet hatte, nahm er endlich Notiz von ihr. Da sie nur ab und zu ihr Cognacglas nachfüllte oder es an ihre Lippen hob, aber ansonsten regungslos im Dunkeln saß, war sie nicht ohne weiteres zu entdecken gewesen.
    Sowie er sie gesehen hatte, behielt der Zwerg die verglaste Veranda aus einer Entfernung von etwa zwölf Metern im Auge, sprang von einem Fuß auf den anderen und schlug sich wiederholt mit beiden Händen an die Brust. Er war sehr aufgeregt, möglicherweise sogar außer sich, und er schien unsicher zu sein, wie er sich verhalten sollte, nachdem er jetzt ertappt worden war.
    Erika schenkte sich einen weiteren Cognac ein und wartete.
     
    Nick Frigg führte Gunny, Hobb und Azazel durch den Tunnel tiefer in die Müllgrube hinein. Der helle Schein ihrer Taschenlampen brach sich an den gebogenen Tunnelwänden mit dem schillernden Überzug.
    Nick hatte den Verdacht, die Glasur, von der die Abfälle an den Wänden zusammengehalten wurden, könnte eine organische
Substanz sein, die von der Mutter aller Schiefgegangenen ausgeschieden wurde. Als er an diesem Überzug schnupperte, war der Geruch dem von Spinnweben und Nachtfalterlarven ähnlich und doch anders, dem Geruch von Bienenwachs und Termitenexkrementen ähnlich und doch anders.
    Es dauerte keine Viertelstunde, bis sie sahen, dass sich der Tunnel wand und bog und schlängelte und sich selbst immer wieder kreuzte wie in einem Kaninchenbau. Er musste sich meilenweit hinziehen, nicht nur in der Westgrube, sondern auch im Osten und vielleicht sogar durch die älteren Gruben, die gefüllt und zugeschüttet, mit Erde abgedeckt und mit Gras bepflanzt worden waren.
    Hier, unterhalb der Mülldeponie Crosswoods, befand sich eine geheime Welt, ein verzweigtes Netz von Wegen, dessen Bau lange Zeit in Anspruch genommen haben musste. Dieses Labyrinth schien viel zu kunstvoll ausgeklügelt zu sein, um einem einzigen Geschöpf als Bau zu dienen, wenn es auch noch so emsig sein mochte. Die vier Entdecker näherten sich jeder unübersichtlichen Biegung mit der Erwartungshaltung, jeden Moment auf eine Kolonie von seltsamen Lebensformen oder auf eigentümliche architektonische Gebilde zu stoßen.
    Einmal vernahmen sie Stimmen. Zahlreiche. Männliche und weibliche. Fern und rhythmisch. Der sich endlos windende Tunnel verzerrte die Sprechchöre bis hin zur Unverständlichkeit, obgleich eines der Worte ohne jegliche Entstellung zu ihnen gelangte und ständig wiederholt wurde wie der gleichbleibende Refrain der Strophen einer langen Litanei: Vater … Vater … Vater .
     
    In den Händen der Barmherzigkeit sprach Annunciata mit einem menschenleeren Labor, denn inzwischen war sogar Lester von der Putzkolonne fortgegangen, um in anderen Räumen weiterzuarbeiten oder sich vielleicht auch hinzusetzen und seine Haut aufzukratzen, bis er blutete.

    »Dringend, dringend, dringend. Eingesperrt. Analysiere deine Systeme. Zu irgendetwas taugst. Vielleicht ist die Nährlösung, die dir zugeführt wird, unausgewogen. Die innere Tür betätigen?«
    Wenn sie eine Frage stellte, wartete sie geduldig auf eine Antwort, die jedoch nie kam.
    »Haben Sie Anweisungen für mich, Mr Helios? Helios?«
    Ihr Gesicht auf dem Monitor nahm einen verwirrten Ausdruck an.
    Schließlich wurde der Computerbildschirm auf Victors Schreibtisch im Zentrallabor dunkel.
    Gleichzeitig materialisierte sich Annunciatas Gesicht auf einem der sechs Bildschirme im Monitorraum außerhalb des Isolierraums Nummer zwei.
    »Die innere Tür betätigen?«, fragte sie.
    Niemand war dort zurückgeblieben und hätte ihr
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