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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Schulter.
    Ingrid Kobro stand noch an derselben Stelle und sah sie an.
    »So schlimm ist es doch wohl noch nicht mit uns, oder?«, sagte Ingrid. »Wir können uns doch wohl weiterhin grüßen?«
    Lena senkte den Blick. »Hei«, sagte sie tonlos.
    Ingrid antwortete: »Hei, Lena.« Es sah aus, als suche sie nach Worten.
    »Ist etwas?«, fragte Lena.
    Jetzt war es an Ingrid, den Blick zu senken. »Ich höre, du hast eine Verhaftung vorgenommen?«
    Lena nickte. »Entschuldige, wenn ich so direkt bin, aber morgen ist Heiligabend, und es ist fast Mitternacht …«
    Ingrid Kobro nickte.
    »Was machst du denn eigentlich noch hier?«
    Ingrid Kobro legte ihr Gesicht in nachdenkliche Falten.
    »Ist es wegen dieser Verhaftung?«
    Ingrid sah sie nur an.
    Lena hatte keine Lust, auf eine Antwort zu warten. Sie drehte sich um und ging wieder in den Überwachungsraum.
    Auf dem Bildschirm fragte Gunnarstranda: »Wer ist Stian Rømer?«
    Steffens Gesicht antwortete: »Ein Kumpel von mir. Wir sind in derselben Straße groß geworden.«
    Lena setzte sich.
    Kurz darauf machte sich jemand an der Tür zu schaffen. Auf der Schwelle stand Ingrid Kobro und balancierte eine Tasse Kaffee in jeder Hand. »Hilfst du mir?«
    Lena erhob sich und hielt ihr die Tür auf.
    Ingrid Kobro setzte sich, lächelte und sagte: »Fast wie im Kino, was?« Sie nickte zu der einen Kaffeetasse. »Die ist für dich.«
    Lena starrte auf den Bildschirm. Steffens Kopf sprach:
    »Nach dem Abitur habe ich an der Uni in Oslo Politikwissenschaften belegt. Stian machte seinen Wehrdienst und ging dann auf die Offiziersschule. Er verpflichtete sich, tat Dienst in Bosnien und im Kosovo, dann in Afghanistan. Hörte beim Militär auf, um sich selbständig zu machen. Danach war bei Stian nur noch Action angesagt. Er war viel in Südamerika und Nordafrika. Da haben wir uns getroffen, ganz zufällig, vor ein paar Wochen. Ich habe für eine Serie über die norwegischen Staatsfinanzen recherchiert und bin durch Marokko, Mauretanien und Westsahara gereist. Habe in Marrakesch im Kenzi Fara gewohnt – ziemlich geiles Hotel. Ich liege da am Pool, auf der Sonnenliege, entspanne mich, öffne die Augen und sehe Stian, meinen alten Kumpel, an der Pool-Bar. Dachte erst, es sei wirklich ein Zufall. Aber das war es natürlich nicht. Egal. Stian und ich haben ein paar Bier getrunken, und er hat erzählt, dass er für die Sicherheit mehrerer Firmen da unten verantwortlich war. Er organisierte groß angelegte Beschattungsaktionen und Recherchen. Zwei Abende später tauchte er wieder auf, im Hotelzimmer, jetzt mit den Taschen voller Dollarscheine. Er wollte mich dafür bezahlen, dass er mir diktierte, was ich schreiben sollte.«
    Steffen änderte seine Sitzposition. »Stians ganzes Projekt war völlig daneben. Das habe ich auch gesagt. Ich bin Journalist, habe ich gesagt, ich schreibe nicht für Geld, habe ich gesagt. Aber Stian war Soldat und verstand so etwas nicht.
    Am 6. Dezember war ich wieder in Oslo. Ein oder zwei Tage später tauchte er wieder auf – hier in Oslo. Total paramilitärische Geschichte, Undercover und der ganze Kram. Ich habe zu Stian gesagt, dass ich sein Geld nicht haben will.«
    Gunnarstranda räusperte sich. »Als er Ihnen in Marrakesch Geld angeboten hat, war das auch für diese Firma MacFarrell Ltd.?«
    Steffen schüttelte den Kopf. »Stian hätte mir niemals erzählt, wer dahintersteckte.«
    »Aber der Artikel, den er sie bat zu schreiben, sollte von den Transaktionen dieser Firma handeln?«
    »Ja.«
    »Frikk Råholt hat ausgesagt, dass er Sie dazu aufgefordert hat, Fotos von Adelers Treffen mit Polisario und Aud Helen Vestgård zu machen.«
    Steffen nickte.
    »Sagen Sie es bitte laut«, sagte Gunnarstranda, »wegen des Tonbands.«
    »Ja«, sagte Steffen mit klarer Stimme und holte mit geschlossenen Augen tief Luft.
    »Wir sprechen von Mittwoch, dem 9. Dezember?«, fragte Gunnarstranda.
    »Ja. Er brauchte Fotos und einen Artikel, um Adeler unglaubwürdig zu machen und seine Recherchen über Westsahara in den Dreck zu ziehen.«
    »Und Sie haben die Fotos vor einem Restaurant in Grefsen gemacht?«
    »Ja.«
    »Waren Sie allein, als Sie fotografiert haben?«
    »Nein.«
    »Wer war noch dabei?«
    »Stian Rømer.«
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Stian hatte einen Leihwagen. Da drin saßen wir und haben gewartet. Ungefähr um elf Uhr abends haben die drei ihr Treffen beendet. Sie kamen raus, gaben sich die Hand und brachen auf. Gute Stimmung. Sind auch gute
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