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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Autoren: Kjell Ola Dahl
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half, der dann mit ihm davonfuhr. Lena war übel. Ihre Hände zitterten. Sie legte sie in den Schoß, um sich nicht zu verraten.
    »Und Frank«, fragte sie.
    »Dem geht’s gut, den Umständen entsprechend. Wurde beim Arzt genäht. Er ist wohl auf dem Weg nach Hause.« Gunnarstranda sah auf die Uhr. »Wenn er Glück hat, dann kann er noch Dinner for One gucken. Aber so was interessiert ihn bestimmt nicht.«
6
    Lena ging in den Überwachungsraum und setzte sich. Auf dem Bildschirm waren die Gesichter von Gunnarstranda und Steffen Gjerstad im Profil zu sehen. Unten rechts blinkte die digitale Zeitanzeige. Mittlerweile war es fast 23 Uhr.
    »Fartein Rise und Frikk Råholt lassen Sie hochgehen«, sagte Gunnarstranda. »So ist die Lage.«
    Steffen antwortete nicht.
    »Fartein Rise hat ausgesagt, Sie hätten ihm gegenüber zugegeben, am Donnerstag, dem 10. Dezember, einen gefakten Drohbrief an Aud Helen Vestgård verfasst und in den Briefkasten des Parlamentsgebäudes geworfen zu haben. Frikk Råholt wiederum hat zugegeben, Ihre Dienste gekauft zu haben. Er bestellte eine Reportage, für die Sie Fotos von Vestgård, Adeler und dem Vertreter von Polisario bei einem Essen gemacht haben, sowie einen Artikel, in dem Sie später über dieses Treffen berichten sollten.«
    Gunarstranda schob ein paar Papiere über den Tisch. »Sie können die Protokolle gern lesen.«
    Steffen faltete seine Hände im Nacken. »Und weshalb werde ich angeklagt?«, fragte er grinsend. »Illegale Aufführung einer Studentenrevue und Paparazzitätigkeit zu Unzeiten?«
    »Wir haben noch mehr«, sagte Gunnarstranda sachlich. »Fartein Rise hat ausgesagt, dass Sie ihm Geld gegeben haben, damit er Ihnen den Namen des Zeugen mitteilt, der den Mörder von Adeler erkennen konnte. Sie haben Rise erklärt, Sie wollten einen Zeitungsartikel darüber lancieren und bräuchten deshalb den Namen für ein Interview. Fartein Rise nannte Ihnen den Namen des Zeugen, Dag Enoksen. Aber Sie haben kein Interview gemacht. Stattdessen haben Sie Enoksen mit einem Messer angegriffen. Warum?«
    »Glauben Sie tatsächlich, dass ich Adeler vom Kai gestoßen habe?«, fragte Steffen.
    »Wir können auch gern erst über Sveinung Adeler sprechen«, sagte Gunnarstranda. »Auf Enoksen kommen wir noch zurück. Vielleicht können Sie mir sagen, wer Adeler ins Wasser gestoßen hat, da Sie ja gerade einen Augenzeugen mit einem Messer verletzt haben?«
    »Ich kann Ihnen viel mehr als nur einen Namen sagen«, sagte Steffen. »Ich kann Ihnen sagen, was passiert ist. Der Mann, der Adeler ermordet hat, heißt Stian Rømer. Er ist spurlos verschwunden, und die Person, die ihn zuletzt lebend gesehen hat, ist eine Kollegin von Ihnen, Lena Stigersand.«
    Lena stand auf und dachte ein paar Sekunden nach. Dann ging sie auf den Korridor hinaus, marschierte zum Verhörraum, öffnete die Tür und trat ein.
    »Lena Stigersand schließt sich dem Verhör von Steffen Gerstad an«, sagte sie zum Aufnahmegerät. »Es ist jetzt 23 Uhr«, fügte sie hinzu und setzte sich.
    Steffen lächelte sie an.
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte er.
    »Ach ja?«, sagte Gunnarstranda.
    »Ich lege ein Geständnis ab.«
    »Nichts würde mich mehr freuen«, sagte Gunnarstranda.
    »Ich gestehe, dass ich Fartein Rise für gewisse Dienste bezahlt habe, aber ich tue es unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sie hören sich an, was ich zu sagen habe. Ich erzähle Ihnen, was mit Sveinung Adeler passiert ist, und Lena Stigersand erzählt, was mit Stian Rømer passiert ist.«
    Steffen sah ihr direkt in die Augen.
    Stille erfüllte den Raum, bis Gunnarstranda sich räusperte. »Je mehr Klarheit wir in Bezug auf diesen Rømer bekommen, desto besser, meinst du nicht auch, Lena?«
    Lena sah ihn an. Dann wandte sie den Blick ab. »Klar.«
    Steffen sah jetzt zu Gunnarstranda. »Aber ich spreche mit Ihnen allein«, sagte er.
    Gunnarstranda wandte sich an Lena. »Lässt du uns einen Moment allein?«
    Lena schluckte die Demütigung herunter, stand auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
7
    Als sie die Tür hinter sich schloss, stieß sie fast mit Ingrid Kobro zusammen.
    Beide blieben abrupt stehen.
    Die Situation war merkwürdig. Zwei alte Freundinnen standen sich Auge in Auge gegenüber und wendeten dann beide voller Unbehagen den Blick ab. Schließlich war es Lena, die die Situation auflöste und sich wortlos an Ingrid vorbeischob. Sieging ein paar Schritte, blieb dann aber stehen und warf einen Blick über ihre
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