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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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verlassen und die Beschleunigung auf 1,25 g zurückgenommen hatte, spielte Hasselborg Karten, stemmte ein bisschen Gewichte im Trainingsabteil (das gerade groß genug war, um sich beim Stemmen nicht die Fingerknöchel an der Decke aufzuschaben) und beschnüffelte ein wenig seine Mitpassagiere. Ein paar erwiesen sich als redselig und schnell durchschaubar, andere waren verschlossen und schweigsam. Sein Kojengefährte Chuen war dagegen auf seltsame Weise schwatzhaft und verschlossen zugleich. Als er ihn fragte, welcher Art denn die Mission sei, auf der er sich befinde, erhielt er die vage Antwort:
    »Eh – ich erkunde Möglichkeiten für Import und Export hochwertiger Waren. Nein, nichts Bestimmtes; ich muss an Ort und Stelle entscheiden. Wir interessieren uns nur für Waren von höchster Qualität, müssen Sie wissen …«
    Hasselborg entschied – mehr spaßeshalber als im Ernst –, dass Chuen in Wirklichkeit ein Zivilagent entweder der Chinesen oder der WF war. Wenn das tatsächlich stimmte, dann würde es natürlich nicht viel nützen, wenn er sagen würde: »Mal ehrlich, sind Sie nicht in Wirklichkeit Bulle?« Einer der eher nervenden Aspekte seines Jobs war es, dass man immer soviel Zeit dafür verschwenden musste, den Nichtsahnenden zu mimen.
     
    Dieses nervtötende, monotone Halbleben (lediglich unterbrochen von Phasen dumpfen Halbschlafs und von der Glocke, die den trägen Appetit daran erinnerte, dass es wieder mal Zeit war für eine Mahlzeit) dehnte sich tagelang zäh dahin, bis die Warnglocke das Zeichen gab, dass man sich Pluto näherte. Ein paar Stunden danach ließ der Dezelerationsdruck nach, und aus dem Lautsprecher in der Wand quäkte es: »Passageiros sai, por favor!«
    Den Koffer in der Hand, folgte Hasselborg Chuen die geschlossene Gangway hinunter, die man an das Schiff herangefahren hatte. Wie gewöhnlich gab es nichts zu sehen. Raumfahrt war sicherlich nichts für einen, der an Klaustrophobie litt. Die Gangway schwankte sanft unter dem Gewicht der hinabsteigenden Passagiere.
    Eine Luftschleuse schloss sich hinter ihnen, und ein junger Mann nahm hinter einem kleinen Tisch Platz, um die Passagierliste zu überprüfen. Hasselborg gab ihm seinen Pass und sagte: »Tenha a bondade, senhor, und sagen Sie mir, wo ich Ihren Vorgesetzten finden kann.«
    Während der Inspektor sein Gepäck kontrollierte, stellte Hasselborg sich dem Hauptpassagieragenten vor, der wie fast alle Viagens-Leute Brasilianer war. Dabei ging ihm ein Gedanke durch den Kopf: Obwohl die Viagens eine öffentliche, im internationalen Besitz befindliche Gesellschaft waren, bei der alle Posten strikt nach beamtenrechtlichen Kriterien besetzt wurden, hatten die Bürger der Weltführungsmacht noch immer einen unverhältnismäßig hohen Anteil dieser Posten inne – zumal der höheren.
    Der Agent bestand höflich darauf, mit Hasselborg Englisch zu sprechen, während dieser, um sich nicht ausstechen zu lassen, seinerseits darauf beharrte, mit dem Agenten das allgemein übliche Brasilo-Portugiesisch der Raumfahrt zu sprechen. Hasselborg, der sich in dem kleinen Duell als erster geschlagen gab, fragte:
    »Soviel ich weiß, sind zwei Passagiere namens Fallon und Batruni mit der Juruá eingetroffen. Ist das richtig?«
    »Lassen Sie mich überlegen – oder warten Sie, ich kann ja mal die Liste durchgehen. Batruni – war das nicht dieses wunderschöne Mädchen mit dem dunklen Haar?«
    Hasselborg hielt dem Agenten ein Foto hin. »Ah ja, das ist sie. O Gloria Pátri, welch eine Frau! Was wollen Sie von ihr?«
    Hasselborg grinste. »Nicht, was Sie denken, Senhor Jorge. Ist sie noch hier?«
    »Nein.«
    »Hätte ich mir denken können. Und wohin ist sie weitergereist?«
    Die Augen des Agenten nahmen plötzlich einen wachsamen Ausdruck an. »Wenn Sie so freundlich wären, mir zu sagen, worum es geht …«
    Hasselborg räusperte sich. »Nun, Fräulein Batruni hat einen Vater, der sich Sorgen um sie macht und sie gern wieder zurückhaben möchte, und Herr Fallon hat eine Ehefrau, die sich vielleicht nicht ganz so viele Sorgen macht und vielleicht auch nicht ganz so scharf darauf ist, dass er zurückkommt, aber die trotzdem wenigstens wissen möchte, wo er abgeblieben ist. Und allem Anschein nach sind die beiden wohl nicht nur hergekommen, um den Anblick des Sonnensystems zu genießen. Kommen Sie mit?«
    »Aber – aber Fräulein Batruni ist volljährig; sie kann gehen, wohin sie will.«
    »Das ist hier nicht der springende Punkt. Wenn sie gehen kann,
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