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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin
Autoren: Corinna Neuendorf
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entgegnete Marie amüsiert. Nach übermäßigem Prunk hatte ihr noch nie der Sinn gestanden, ihre Kleider, die sie größtenteils selbst webte und nähte, waren stets sehr schlicht gehalten.
    »Ich bin nicht betrunken, falls du das meinst«, gab Adam zurück. »Immerhin bist du jetzt die Gemahlin eines frischgebackenen Messingknopfmachers. Da steht es dir auch zu, deine Kleider entsprechend zu verzieren.«
    »Aber du weißt doch, dass mir an solchem Zierrat nichts liegt.«
    »Natürlich weiß ich das, dennoch dürfen die Nachbarn und auch die Frauen unserer Zunftgenossen ruhig sehen, dass sich die Umstände für uns geändert haben. Außerdem werden vielleicht einige Leute in der Stadt auf unsere Knöpfe aufmerksam und entschließen sich, welche bei mir …«
    Plötzlich hämmerte es an die Tür. Melisande und Alina wirbelten herum.
    Marie Bruckner ließ verwundert den Löffel sinken. »Erwartest du noch einen Kunden?«
    »Eigentlich nicht.«
    Noch einmal klopfte es, da war der Knopfmacher schon bei der Tür.
    Während ihm nasskalter Wind ins Gesicht peitschte, erblickte er zwei in grobe Mäntel gehüllte Männer. Einer stand ziemlich wacklig auf den Beinen, der andere umfasste den Arm des ersten.
    Der Lichtschein, der aus dem Haus drang, offenbarte dunkle Flecken auf ihrer Kleidung, von denen man nicht sagen konnte, ob es sich um Schmutz oder Blut handelte.
    »Verzeiht, dass wir Euch von Eurem Mahl fortreißen«, sagte derjenige, der seinen Kameraden stützte. »Wir sind Reisende in Not und brauchen einen Platz zum Rasten.«
    Das Aussehen der Männer machte Bruckner misstrauisch. »Was ist Euch widerfahren?«
    »Wir sind auf dem Weg hierher überfallen worden«, antwortete der Gesunde. »Die Räuber haben unsere Pferde und unser Gepäck genommen und meinen Freund hier schwer verletzt. Bitte, wir sind Christenmenschen wie Ihr.«
    Bruckner blickte zu seiner Frau, die sich inzwischen erhoben hatte. Marie nickte ihm zu.
    »Gut, kommt herein. Mein Weib wird sich die Verletzungen Eures Freundes ansehen.«
    Im Lichtschein der Öllampe erkannten Marie und ihre Töchter, dass es sich bei den dunklen Flecken tatsächlich um Blut handelte. Ein blecherner Geruch, gemischt mit dem Duft nach Erde und Tannennadeln und dem Gestank von Schweiß erfüllte den Raum.
    Melisande und Alina starrten die Männer mit großen Augen an.
    Während Adam die Tür hinter den Fremden schloss, eilte seine Frau zu ihnen und bugsierte den Verletzten auf einen Schemel. Stöhnend ließ sich der Mann auf die Sitzfläche sinken, wobei schmutzige Schweißtropfen aus seinem Haar perlten.
    »Melisande, hol Wasser«, wies Marie Bruckner ihre älteste Tochter an, dann wandte sie sich der jüngeren zu. »Alina, geh in eure Kammer.«
    Das Mädchen zog einen Schmollmund, fügte sich aber der Weisung der Mutter, während seine Schwester zum Wasserbottich eilte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Noch nie zuvor hatten solche Gestalten an ihre Tür geklopft. Und dann noch zu Abendzeiten.
    »Ich weiß gar nicht, wie wir Euch danken sollen«, sagte der unverletzte Mann. »Wir sind gerade noch durchs Stadttor gekommen und haben uns auf die Suche nach einer Bleibe gemacht, doch niemand wollte uns einlassen.«
    »Die Menschen in Udenheim sind misstrauisch, besonders in Zeiten wie diesen«, sagte Adam, als er zum Kamin ging und eine Bienenwachskerze entzündete. »Wie soll ich Euch ansprechen, Reisender? Ihr habt mir Euren Namen noch nicht genannt.«
    »Oh, verzeiht, ich bin Fritz Jensen. Das hier ist Roland Fries.« Der Unversehrte blickte nicht auf, während er seinem Begleiter den blutverschmierten Mantel abnahm. »Wir sind Gesellen aus Speyer.«
    »Welchem Handwerk geht Ihr nach?«
    Marie blickte sich zu ihrem Mann um, als wollte sie anmerken, dass solche Fragen jetzt unwichtig seien. Doch dann wandte sie sich wieder dem Fremden zu.
    Fritz Jensen antwortete derweil: »Der Schuhmacherei. Wir sind auf der Walz und wollten einen alten Freund in Untergrombach besuchen. Leider sind wir nur bis kurz vor Udenheim gekommen, als uns die Männer überfielen und uns all unsere Habe nahmen.«
    »Ihr hättet wissen müssen, dass sich hier sehr viel Gesindel herumtreibt«, sagte Bruckner. »Ohne Geleitschutz traut sich kaum noch jemand durch den Wald. Ihr hättet zuvor mit Leuten sprechen sollen, die schon mal dort waren.«
    Adam konnte nicht sagen, warum, aber etwas kam ihm seltsam vor an den Burschen. Der eine schien kein unfreundlicher Mensch zu sein, dennoch verbarg er etwas,
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