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Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Titel: Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige
Autoren: Thomas Brezina
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einem halben Jahr einen Bericht über das Mädchen gedreht“, erzählte Attila. „Seine Mutter hat mir alles erzählt. Die Kleine heißt Susanna und ist zehn Jahre alt!“
    Poppi staunte. Susanna sah jünger aus.
    „Susanna hat im Alter von drei Jahren Geige zu spielen begonnen. Nicht, weil ihre Eltern sie dazu gezwungen haben, sondern weil sie wollte. Sie hat bei ihrem Großvater eine Geige entdeckt und zu fiedeln angefangen. Der Großvater hat das große Talent erkannt und seine Enkelin Unterricht nehmen lassen. Als Susanna fünf war, ist er gestorben, und drei Jahre später ist das Mädchen krank geworden. Sehr krank sogar. Hohes Fieber, viele Wochen lang. Danach war sie sehr schwach. Sie hat eine Kur gemacht und ist wieder gesund geworden. Doch Susanna hat seit ihrer Krankheit nicht mehr gesprochen. Kein Wort. Und nicht nur das: Sie . sie ist nie da . man hat immer den Eindruck, sie träumt und ist woanders. Arme, kleine Susanna!“
    Die Knickerbocker sahen das zarte Mädchen bedauernd an. Es konnte einem wirklich leid tun.
    „Aber was macht Susanna hier in diesem Zirkus der Rekorde?“ wollte Poppi wissen.
    „Sie ist die schnellste Geigerin von ganz Ungarn. Ihr werdet gleich hören. Sie ist eine Sensation! Einen Csardas - so heißt der ungarische Nationaltanz -, für den andere Geiger drei Minuten brauchen, spielt Susanna in nur 50 Sekunden. Ihr könnt stoppen!“
    Die kleine Geigerin hob den Kopf, als sie das Wort Csardas hörte. Ihr Gesicht blieb völlig unbewegt. Poppi nickte Susanna aufmunternd zu. Da huschte ein Lächeln über Susannas Mund. Für einen Augenblick leuchteten sogar ihre Augen.
    Poppi gab ihr mit Gesten zu verstehen, daß sie einen Bericht für das Fernsehen drehten und sie etwas über sie sagen würde. Susanna lächelte wieder nur.
    Also stellte sich das jüngste Mitglied der Bande neben sie, nahm das Mikrophon und räusperte sich. Mit ein wenig zittriger Stimme sagte Poppi Susanna an und trat zur Seite.
    Die kleine Geigerin setzte das giftgelbe Instrument an, legte den Bogen auf die Saiten und begann zu spielen. Axel und Dominik klappte vor Staunen der Mund auf. Wie war das möglich?
    Die zarten Finger sausten über den Hals der Geige, und der Bogen schien auf und nieder zu fliegen. Die Töne, die Susanna der Geige entlockte, waren weich und klangen wunderschön. Selbst Axel, der Geigentöne sonst mit den Geräuschen einer singenden Säge verglich, war begeistert.
    Neben Susanna war eine Leuchtanzeige angebracht. Auf ihr war nicht nur die bereits verstrichene Zeit zu sehen, sondern auch die Noten des Musikstückes. Man konnte also erkennen, wieviel Susanna schon gespielt hatte und welche Takte noch vor ihr lagen.
    „Wahnsinn, sie ist schon fast fertig! Das wird ein neuer Rekord!“ flüsterte Axel.
    Poppi beobachtete, daß Susanna überhaupt nicht auf ihre Finger oder das Instrument schauen mußte. Ihre Augen schienen auf Dingen einer Welt zu ruhen, in die außer ihr keiner Zutritt hatte.
    „44 Sekunden ... 45 Sekunden .“ zählte Dominik. Nur noch vier Takte! Susanna würde ihre Rekordzeit bestimmt unterschreiten.
    Plötzlich aber riß sie die Geige hoch, und ihre Augen begannen zu flackern. Dann fixierte sie etwas. Es mußte etwas sein, das ihr große Angst einjagte.
    Die Knickerbocker drehten sich schnell um, konnten aber nichts sehen. Es war niemand in das Zelt gekommen.
    Halt! Der Vorhang, der den Eingang verdeckte, bewegte sich leicht. Da kein Wind ging, mußte ihn jemand gerade zur Seite geschoben haben.
    Eine merkwürdige Verwandlung ging nun mit der Geigerin vor sich. Sie schien von unsichtbaren Gestalten bedrängt zu werden.
    Susanna würgte und keuchte, sie taumelte und stürzte fast. Im letzten Augenblick fing sie sich und sank auf ihren Sessel.
    Die Lippen des Mädchens bewegten sich tonlos, und mit dem Reißverschluß ihrer Jacke kratzte sie geräuschvoll über den Lack der Geige.
    „Sie macht die Geige kaputt!“ wisperte Lieselotte.
    Susannas Hände zitterten, ihr ganzer Körper bebte. Unablässig kratzte sie weiter.
    Attila redete sie auf ungarisch an und versuchte etwas aus ihr herauszubekommen, aber Susanna schien ihn gar nicht zu hören.
    Schließlich sprang sie auf, drückte Poppi die Geige in die Hand und verschwand hinter einem Vorhang.
    „Was ist mit der Geige? Warum hat sie sie zerkratzt?“ fragte Dominik verwirrt.
    Ein Schrei kam von draußen. Ihm folgten die beinahe bellenden Laute einer tiefen Männerstimme.
    Die Juniordetektive stürzten zu dem Vorhang
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