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Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige

Titel: Die Knickerbocker Bande 37 - Die giftgelbe Geige
Autoren: Thomas Brezina
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Schilderung mußte sie bald am Ziel sein.
    Vor ihr tauchte ein breiter Gang auf, durch den einige maskierte Gestalten huschten. Lilo holte tief Luft, richtete sich auf und ging weiter. Sie versuchte, sicher und selbstbewußt zu wirken. Niemand durfte ihre Angst bemerken.
    Sie schloß sich einer Gruppe junger Leute an und schritt mit ihnen auf ein schweres, dunkles Holztor zu. Dahinter erstreckte sich ein kurzer Gang mit mehreren vergitterten Zellen. Der Gang führte in eine große und hohe Höhle. Dort warteten bereits an die sechzig Mitglieder des Geheimbundes schweigend auf das Erscheinen des Teufelsgeigers.
    Pünktlich um ein Uhr ertönte das Gefiedel einer Geige. Scharfe, krächzende Töne erfüllten den Raum. Lilo hatte sich in eine Nische gelehnt, um nicht aufzufallen, trat jetzt aber neugierig vor.

 
     
Verloren im Labyrinth
    Am anderen Ende der Höhle sah Lilo ungefähr eineinhalb Meter über dem Boden eine Öffnung, aus der nicht nur grelles rotes Licht, sondern auch die Geigenmusik drang.
    Ein langer Schatten fiel drohend auf die Köpfe der Versammelten. Langsam trat nun der Teufelsgeiger vor die Gemeinde seiner Anhänger. Er war nur schlecht zu erkennen, da er im Gegenlicht stand. Lieselotte meinte, eine alte Husarenuniform auszunehmen. Der Kopf wirkte, als hätte der Mann weder Haare noch Ohren. Als das Superhirn die Augen zusammenkniff, sah es, daß der Mann eine enge, rote Gummimaske über den Kopf gezogen hatte, die sein Gesicht grauenhaft verformte. Nur für Mund und Augen waren kleine Löcher geschnitten. Er trug eine säulenförmige Husarenmütze, an der seitlich eine Quaste herabhing.
    Der Teufelsgeiger spielte auf einer grellrot lackierten Geige, und als er den Bogen absetzte, erhielt er tosenden Beifall. Wie bei einem Konzert verneigte er sich nach allen Seiten hin.
    Er begann mit lauter, befehlender Stimme zu den Leuten zu sprechen. Lilo beobachtete, daß alle die rechte Hand zur Faust geballt und den Zeigefinger mit dem Ring ausgestreckt hatten. An bestimmten Stellen der Ansprache hoben sie energisch den rechten Arm und schrien etwas.
    Lieselotte machte mit, achtete aber darauf, daß ihre Hand im Dunkeln blieb. Niemand sollte erkennen können, daß sie keinen Ring trug.
    Der Teufelsgeiger redete und redete und erhielt fast jede Minute fanatische Zustimmung. Schließlich zeigte er ein großes Foto von Ilona und begann wütend zu gestikulieren. Seine Anhänger brachen in laute Buh-Rufe aus, und Lieselotte wußte genau, was der Teufelsgeiger verlangte.
    Die Ansprache dauerte eine halbe Stunde und endete mit einem begeisterten Applaus. Der Teufelsgeiger verbeugte sich tief und schritt durch den Gang auf die Quelle des roten Lichts zu.
    Die Mitglieder des Geheimbundes gerieten in Bewegung und strömten auf lange, rot gedeckte Tafeln zu, wo sich verschiedene Köstlichkeiten und viele Flaschen Wein türmten. Lilo benutzte den Tumult, um zur anderen Seite der Höhle zu gelangen.
    Nur wenige Meter links von dem Gang, in dem der Teufelsgeiger erschienen war, entdeckte das Superhirn eine Öffnung in der Felswand, aus der Licht fiel. Vorsichtig trat Lilo ein.
    Der Gang gabelte sich schon nach ein paar Schritten. Das Superhirn warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke nach rechts und hielt die Luft an. Über eine kleine Leiter kam gerade der Teufelsgeiger durch ein Loch in der Wand aus dem Stollen, in dem er zu seinen Anhängern gesprochen hatte.
    Lieselotte hörte, wie er ein paar Worte mit jemandem wechselte. Dann kamen seine Schritte direkt auf sie zu. Sie schmiegte sich an die Wand.
    Der Mann schien völlig in seine Gedanken vertieft zu sein. Er hatte sich einen weiten Umhang über die Schultern geworfen und hastete mit großen Schritten in den nach links abzweigenden Gang, in dem das Knirschen seiner Stiefel bald verhallte.
    Lilo folgte dem Teufelsgeiger. Sie konnte ihre Kumpel nicht nachholen. Sie ging ohne Taschenlampe und mußte sich im Dunkeln vorwärtstasten. Kam sie näher an den Unbekannten heran, sah sie den Verlauf des Ganges im Licht seiner Lampe, was ihr ein wenig half.
    Das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande mußte dem Teufelsgeiger ungefähr zwanzig Minuten gefolgt sein, als plötzlich im Gang vor ihr absolute Stille einkehrte. Lilo hielt an und wartete. Sekunden verstrichen. Nichts, absolut nichts.
    Schließlich beschloß Lilo, ihren Weg fortzusetzen. Sie knipste ihre Taschenlampe an und verkleinerte den Lichtkreis.
    „Er muß durch eine Tür gegangen sein. Er ist am Ziel!“ dachte
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