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Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe

Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe

Titel: Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe
Autoren: Thomas Brezina
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riß zwei Bretter weg, die nur leicht angenagelt waren, und schlüpfte durch die Lücke. Axel folgte ihr.
    Sie mußten geduckt gehen, da der Gang sehr niedrig war. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen bohrten sich in die Finsternis. An den Wänden und an der Decke waren deutlich die Spuren zu sehen, die die Goldgräber mit ihren altmodischen Spitzhacken hinterlassen hatten. Ob sie hier wohl viel gefunden hatten?
    Als Becky und Axel ungefähr hundert Meter weit in den Stollen vorgedrungen waren, wehte ihnen ein beißender Gestank entgegen, der ihnen den Atem raubte. Sie mußten husten und preßten sich ihre T-Shirts vor die Nase.
    Es nützte nichts.
    “Raus, schnell!” rief Axel, der giftige Gase vermutete. Sie kehrten um. Hinter ihnen begann es laut zu blubbern.
    “Hast du das schon einmal erlebt?” wollte Axel wissen. Becky schüttelte stumm den Kopf und hatte das Gefühl, sich demnächst übergeben zu müssen.
    Axel kam es so vor, als würde hinter ihnen Wasser aus dem Gang kommen. Doch dem Geruch nach zu schließen, handelte es sich nicht um Wasser, sondern um eine Giftbrühe.
    “Moment, vielleicht ist das eine natürliche Schwefelquelle! Wie in manchen Kurorten. Dort stinkt es doch auch gewaltig!” fiel Axel ein.
    Als sie den Stollen betreten hatten, waren sie gut vorangekommen, weil der Weg abfallend verlief. Nun mußten sie sich bergauf kämpfen, was gar nicht so einfach war. Der Stollen war rutschig, und immer wieder stolperten sie in tiefe Löcher.
    Das Gurgeln hinter ihnen war jetzt so laut geworden, als würde jemand in nächster Nähe ein Bad einlassen. Axel blieb stehen und drehte sich um. Er leuchtete den Stollen ab und erblickte eine schäumende, trübe Flüssigkeit, die beständig stieg und den unteren Teil des Ganges bereits völlig überschwemmt haben mußte. Wo sie das Gestein berührte, zischte und rauchte es. Felsbrocken stürzten aus den Wänden, wenn die Brühe sie erreichte.
    “Schneller ... komm ... schneller, Becky! Das muß eine Teufelsquelle sein ... Vorsicht! Die Brühe ist ätzend: wenn wir reinsteigen, können wir unsere Füße vergessen!”
    So schnell sie nur konnten, rannte die beiden voran. Sie stolperten mehrmals und fielen, schlugen sich dabei die Knie blutig und zerkratzten sich die Hände, wenn sie an den scharfkantigen Steinen der Wände Halt suchten. Die Luft wurde knapp in der alten Goldmine, und der Ausgang war noch immer nicht in Sicht.
    Becky begann bald so sehr zu husten, daß sie sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Axel stützte sie und zog sie hinter sich her. Dabei holte er einmal zu tief Luft und atmete eine große Dosis des beißenden, fast unsichtbaren Rauches ein. Er glaubte, ersticken zu müssen. Er würgte so heftig, daß ihm die Tränen in die Augen stiegen. Er hatte das Gefühl, daß sein Hals langsam von einer dünnen Schnur zugezogen wurde.
    “Hilfe ... Hilfe!” krächzte Becky. Die Kinder waren zu Boden gesunken und kämpften sich nun auf allen Vieren voran.
    “Los, nicht aufgeben!” keuchte Axel. “Wir müssen raus ... komm!”
    Ein warmer, frischer Lufthauch wehte ihm ins Gesicht. Er hob den Blick und sah die Bretter vor sich. Axel rappelte sich auf und half Becky auf die Beine. Sie torkelten auf den Ausgang zu und ließen die Giftbrühe hinter sich.
    Wieder im Freien, sanken sie auf den bemoosten Waldboden und rangen nach Luft. Es dauerte Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatten und normal atmen konnten. Aus der Mine drang in der Zwischenzeit kein Geräusch mehr, und als Axel hineinleuchtete, war von der gefährlichen Flüssigkeit nichts mehr zu bemerken.
    “Ist dir das schon früher einmal passiert?” fragte Axel.
    Becky schüttelte den Kopf. “Nein, noch nie. Was war das?”
    Der Knickerbocker konnte sich auch nicht erklären, was geschehen war. Vielleicht handelte es sich tatsächlich um eine unterirdische Quelle, die zu sprudeln begonnen hatte. Er wußte, daß es bei Vulkanen solche Quellen gab. Doch er hatte noch nie gehört, daß ihre Flüssigkeit so giftig und zersetzend sein konnte.
    “Komm, wir fahren zurück!” meinte Axel und freute sich, daß ihnen nun eine lange Talfahrt bevorstand, bei der er sich nur den Wind um die Ohren wehen lassen mußte.
    Sie schwangen sich auf die Fahrräder und begannen bergab zu rollen. Eine Weile fuhren sie nebeneinander her, aber dann wurde Axel schneller und zog Becky davon.
    “He, ras nicht so! Es kommen Kurven!” rief ihm das Mädchen besorgt nach. Die Straße war eng und vor allem
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