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Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Titel: Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
Autoren: Thomas Brezina
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nach hinten weichen. Hinter den Fenstern des Treppenhauses war das Licht angegangen. Ein Schatten huschte am Fenster vorbei.
    Es war Axel.
    „Dieser verdammte Zeitschalter!“, fluchte er leise.
    Das Licht im Treppenhaus war mit einer Schaltuhr verbunden. Eigentlich sollte die Vorrichtung dafür sorgen, dass es nach fünf Minuten automatisch erlosch. Doch das Gegenteil war der Fall: Fünf Minuten nachdem man es abgedreht hatte, flammte es wieder auf.
    Bloßfüßig sauste Axel nach unten. Im Laufen band er den Gürtel seines Bademantels zu.
    Gleich neben der Tür befand sich der Sicherungskasten, in dem die Schaltuhr untergebracht war. Axel wusste, was jetzt zu tun war.
    Der Mann ohne Gesicht drückte sich gegen die Eingangstür. Neben ihr war ein schmaler Milchglasstreifen, der vom oberen Türrand bis zum Boden reichte. Verschwommen war Axels Schatten zu erkennen.
    Als der Mann den Knickerbocker hörte, kam ihm eine Idee.
    Er zog sich die schwarze Perücke vom Kopf und löste die Lederriemen, die das spiegelnde Oval festhielten. Vorsichtig nahm er die Schale ab, die exakt auf seine Kopfform hin modelliert worden war. Er drehte sich zum Haus und fixierte das schwarz gestrichene Holz der Tür.
    Der Sicherungskasten war uralt. Sicherungen dieser Art waren bestimmt nur noch im Museum zu finden. Aber bei Fräulein Linda war alles so - hoffnungslos von gestern.
    Nach mehreren Versuchen war es Axel endlich geglückt, den Zeitschalter außer Betrieb zu setzen. Das Licht ging aus. Erleichtert wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn. Obwohl ihm von dem unfreiwilligen Bad noch immer kühl war, begann er zu schwitzen. Außerdem spürte er einen Druck im Kopf. Es war, als würde sich sein Hirn ausdehnen und im Schädel nicht mehr genug Platz haben.
    Im Dunkeln lief er nach oben. Die Tür zum Schlafzimmer Fräulein Lindas im ersten Stock war nur angelehnt. Lautes Schnarchen drang heraus.
    Axel streckte die Zunge heraus, bevor er weiter rannte.
    Der Mann vor dem Haus setzte die spiegelnde Schale wieder auf und zog die Riemen fest. Er wusste jetzt, dass er etwas unternehmen musste.

 
     
Rette sich, wer kann!
    Die Knickerbocker-Bande hatte sich im Jungenzimmer versammelt und veranstaltete ein kleines Nachtpicknick mit Chips, Schokolade und Cola.
    Poppi, Lilo und Dominik hörten gespannt zu, als Axel von seinen Beobachtungen berichtete. So ganz glaubten sie ihm aber nicht. Er übertrieb manchmal ziemlich.
    „Ein Mann ohne Gesicht ...“, wunderte sich Poppi.
    Lieselotte meinte: „Es handelt sich bestimmt um eine Art Maske, um eine Tarnung.“
    Axel rümpfte die Nase: „Ha-ha-ha, Frau Superhirn. Tolle Tarnung! Es ist ja überhaupt nicht auffällig, wenn jemand mit so einem Ding auf dem Kopf herumrennt. Jeder wird es für eine Riesensonnenbrille halten. Na klar!“
    Lilo wollte sich schon wehren, ließ es dann aber bleiben. Axel hatte Recht. Was auch immer dieses Ding war - es war sehr auffällig.
    „Wir sollten die Sache aber auf jeden Fall melden“, sagte Dominik.
    Axel war dagegen. Er fürchtete die neugierigen Fragen Fräulein Lindas.
    Poppi gähnte heftig. „Sag, wieso bist du überhaupt draußen herumgeklettert?“
    Axel wurde verlegen. Dominik würde bestimmt wütend werden, wenn er von seinem Plan erfuhr.
    Die Bande verdankte Dominik nämlich den Aufenthalt in Amsterdam. Fräulein Linda allerdings ging auf das Konto von Poppis Mutter.
    Um keine Antwort geben zu müssen, begann nun auch Axel heftig zu gähnen. „Ich erkläre euch das morgen“, murmelte er. „Jetzt aber ab in die Falle!“
    Glücklicherweise hakte Poppi nicht nach.
    Minuten später lagen die vier im Bett und waren bald eingeschlafen.
    Axel wurde jedoch von Alpträumen geplagt. Der Mann ohne Gesicht jagte ihn durch das nächtliche Amsterdam bis zu einer Stelle, wo er nicht mehr weiterkonnte. Er stand an einem Abgrund, und in der Tiefe brodelte Lava. Ein stechender Geruch stieg ihm in die Nase. Qualm schlug ihm ins Gesicht und brannte ihn in den Augen.
    Axel hustete so heftig, dass er aufwachte. Das Zimmer war voll Rauch. Der Junge konnte kaum mehr atmen.
    „Feuer! Feuer!“, hörte er die Mädchen brüllen.
    Dominik, der wie ein Murmeltier schlief, zog sich die Decke über den Kopf. Axel riss sie ihm weg und schrie ihm ins Ohr: „Raus, wir müssen raus! Es brennt!“
    Dominik sauste hoch und geriet in Panik. Er stürmte aus dem Zimmer, kehrte aber sofort wieder zurück: „Das Stiegenhaus steht in Flammen! Wir können nicht nach unten.
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