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Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Titel: Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
Autoren: Thomas Brezina
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geflohene Gefangene hatte die ganze Zeit flach auf der Brücke gelegen. Erst als das Brummen des Motors nicht mehr zu hören war, stand er auf. Triumphierend streckte er die rechte Faust in die Luft. Wieder kam für einen Augenblick der Mond zwischen den dunklen Wolken hervor und beleuchtete den Mann. Es war ein erschreckender Anblick.

 
     
Augenzeugen unerwünscht
    Der Mann hatte kein Gesicht! Man konnte zwar Haare und Ohren ausnehmen, Mund, Nase und Augen jedoch nicht. Keine noch so harte Miene hätte so grauenhaft wirken können wie die glitzernde Leere. Erst im Licht des Mondes wurde allmählich erkennbar, dass sich von seiner Stirn bis zum Kinn eine spiegelnde Fläche wölbte.
    Noch immer hing die Gestalt am Seil und atmete kaum. Die Schmerzen in den Händen und Beinen waren fast unerträglich geworden.
    Der Mann ohne Gesicht wandte sich um. Unentschlossen stand er auf der Brücke.
    Da verließ den nächtlichen Kletterer die Kraft, und er stürzte in die Tiefe. Ohne Aufschrei, aber mit einem lauten Platschen landete er im trüben Wasser der Gracht. Prustend tauchte er aus den Fluten auf.
    Der Mann ohne Gesicht beugte sich über das Brückengeländer und schien den kantigen Schädel wahrzunehmen, an dem jetzt nasse Haarsträhnen klebten. Er stürmte über die Brücke und verschwand zwischen den Häusern.
    Die Gestalt im Wasser riss an ihrer Kopfhaut und zog sie ab. Darunter kam Axels Gesicht zum Vorschein.
    „Ich bin doch ein Blödmann!“, schimpfte er. Er war wütend, weil er abgestürzt war. Verdammt, jetzt nur nicht von Fräulein Linda entdeckt werden! Sie hatte einen leichten Schlaf, und ohne Maske würde sie Axel sofort erkennen.
    Fräulein Linda hatte von dem Juniordetektiv die Auszeichnung „Schreckschraube der dritten Art“ verliehen bekommen und ausnahmsweise hatte er damit nicht übertrieben.
    Er schwamm mit kräftigen Stößen zur Brücke, wo er an einer Hausmauer Metallsprossen gesehen hatte. Dort kletterte er nach oben und schwang sich, wie vorhin der rätselhafte Mann, über das Brückengeländer. Als er durch die enge Gasse zum Eingang des Hauses schlich, hinterließ er eine deutliche Wasserspur.
    Der Junge zitterte am ganzen Körper. Daran war nicht nur die kühle Nachtluft schuld. Seine Muskel schmerzten von der Anstrengung und waren hart und verkrampft.
    O nein! Das Haustor war natürlich abgeschlossen! Fräulein Linda lebte in ständiger Angst, dass einer ihrer Schützlinge entführt werden könnte. Zähneklappernd stand Axel da und überlegte fieberhaft, was er tun sollte.
    Da ging das Licht im Treppenhaus an.
    Axel erschrak und sah sich nach einem Versteck um. Er huschte zum Nebeneingang und schmiegte sich in die Türnische.
    Nur wenige Meter von ihm entfernt wurde die Haustür aufgesperrt. Er wagte es aber nicht, den Kopf vorzustrecken und nachzusehen, wer ins Freie trat. Falls es Fräulein Linda war, durfte sie ihn unter keinen Umständen entdecken.
    „Sein Bett ist leer, und es ist etwas ins Wasser gefallen“, hörte er eine Stimme flüstern.
    „Warum sollte er mitten in der Nacht aus dem dritten Stock in den dreckigen Kanal springen?“, wisperte eine zweite Stimme.
    Erleichtert trat Axel aus seinem Versteck.
    „Leute, hier bin ich!“, keuchte er.
    Lilo und Dominik, die ihren Kumpel gerade suchen gehen wollten, fuhren zusammen, als er auf sie zutaumelte.
    „Los, rein! Ich muss euch etwas erzählen“, zischte Axel.
    Die drei Knickerbocker verschwanden im Haus und schlossen wieder ab. Sie huschten auf Zehenspitzen in den dritten Stock, wo sie nebeneinander liegende Zimmer bewohnten.
    Während sich Axel aus den nassen Klamotten schälte und abtrocknete, schlich jemand um das Haus.
    Es war der Mann ohne Gesicht. Er war zurückgekehrt, um festzustellen, wer oder was da ins Wasser geplumpst war. Er konnte keine Augenzeugen gebrauchen. Ihn durfte niemand verraten!
    Wie ein Spürhund war er den Abdrücken gefolgt. Sie hatten ihn direkt zum Haupteingang des Hauses geführt, in dem die Knickerbocker untergebracht waren. Verwirrt hatte ihn freilich, dass sich die Spur auch zu einer Tür an der Seite des Hauses zog.
    Als das Licht im Treppenhaus erlosch, blieb der Mann ohne Gesicht noch eine Weile stehen. Hier wohnte jemand, der ihn gesehen haben könnte! Vielleicht kamen die Männer am Morgen zurück und befragten die Leute in der Nachbarschaft, ob sie etwas beobachtet hatten. Im Augenblick hielten sie ihn für tot - für ertrunken.
    Ein Klicken hinter der Eingangstür ließ den Mann
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