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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik
Autoren: Noah Gordon
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geboten. Vierundzwanzigtausend. Er sagte, er werde nur dreitausend Dollar dabei verdienen, und ich glaube ihm.«
    »Sag ihm, daß du mit deinem Mann gesprochen und beschlossen hast, nicht zu verkaufen.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Ich weiß genau, was dir der Platz dort bedeutet. Du brauchst ihn für deine Kinder.«
    »Sollen sie sich doch ihre eigenen Liebesnester suchen«, sagte sie.
    »Gaby, ich kann das nicht annehmen.«
    Jetzt erst verstand sie. »Ich halte dich nicht aus, Adam. Ich bin deine Frau. Du hast zwar gelernt, mir zu geben, von mir zu nehmen aber ist schwerer, nicht wahr?«
    Sie nahm seine Hand und zog ihn zu sich herunter. Er legte sein Gesicht zwischen ihre Brüste; der alte Radcliffe-Pullover roch nach Terpentin und Schweiß und dem Körper, den er so gut kannte. Als er hinunterschaute, sah er auf ihrem bloßen Fuß einen Fleck eingetrockneter weißer Farbe; er streckte die Hand aus und schälte ihn ab. Mein Gott, ich liebe sie, dachte er staunend. Ihre Haut verblaßte. Sie hatte die Bestrahlungen eingestellt, als sie schwanger wurde, und je weiter der Sommer fortschritt, um so bleicher wurde sie, im umgekehrten Verhältnis zu der Sonnenbräune anderer Leute.
    Er berührte den warmen runden Bauch. »Sind diese Blue jeans nicht zu eng?«
    »Noch nicht. Aber ich werde sie nicht mehr sehr lange tragen können«, sagte sie eine Spur geziert.
    Bitte, dachte er. Laß mich noch lange geben und lange nehmen.
    »Es wird nicht derselbe sein, aber eines Tages werde ich dir dort unten einen anderen Platz kaufen.«
    »Versprich nichts«, sagte sie, seinen Kopf streichelnd, zum erstenmal versucht, ihn zu bemuttern. »Mein Adam. Erwachsen werden tut verteufelt weh, nicht?«
     
    Er kam verspätet ins Krankenhaus, aber es war ein ruhiger Abend, und er verbrachte die erste Stunde in seinem Büro. Er hatte wochenlang auf diese Schicht hingearbeitet und fast alle klinischen Berichte beendet. Jetzt notierte er die letzten Krankengeschichten, und plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, daß in diesen Akten zwölf Monate seines Lebens auf dem Papier standen.
    Hinter der Tür warteten vier Kartons von Campbells Soup, die er sich vor drei Tagen im Supermarkt in der Charles Street ausgebettelt hatte; er packte die Bücher und Zeitschriften von den Borden hinein und stand dann mit Grauen vor der Aufgabe, seinen Schreibtisch auszuräumen, jede vollgestopfte Lade, Ergebnisse seines Hamstertriebes. Die Entscheidung, was behalten und was wegwerfen, war schwierig, aber er blieb hart, und der Papierkorb schwoll an. Als letzter Gegenstand aus der letzten Lade tauchte ein kleiner glattpolierter weißer Stein auf, das Geschenk eines Patienten, als er das Rauchen aufgab. Es war ein sogenannter Stress-Stein; wenn man ihn rieb, sollte er die Spannung lösen, die die nagende Nikotinsucht verursachte. Adam war überzeugt, daß er wertlos war, aber Gewicht und Beschaffenheit des Steins gefielen ihm und er nahm ihn als Symbol dafür, daß Dinge Jahrhunderte überlebten. Jetzt allerdings verkehrte sich der Sinn des Symbols: der Stein erinnerte ihn an das Rauchen, und ein hartnäckiger Drang nach einer Zigarette plagte ihn.
    Etwas frische Luft würde ihm guttun, entschied er.
    Unten im Krankenwagenhof polierte Brady, ein großer magerer Mann, der jetzt Meyersons Stelle einnahm, seinen Krankenwagen liebevoll mit einem Rehleder. »’Abend, Doc«, sagte er.
    »’Abend.«
    Die Dunkelheit brach herein. Während er dastand, flakkerten und blitzten die Lichter draußen auf, und fast gleichzeitig kamen große Nachtfalter aus der Finsternis und tanzten um die Glühbirnen. Aus der näheren Umgebung hörte man den Lärm von Knallfröschen, wie Schnellfeuergeknatter aus entfernten Frontabschnitten, und er dachte schuldbewußt und staunend an Meomartino, der einem Ort entgegenreiste, der Bensoi oder Nha Hoa oder Da Nang hieß.
    »Bis zum vierten Juli sind es noch vier Tage«, sagte der Fahrer. »Man wüßte es nicht, wären nicht diese dummen Kerle. Noch dazu sind Feuerwerke verboten.«
    Adam nickte. Die Patientenzahl der Unfallstation würde wegen des Feiertags gegen Ende der Woche ansteigen.
    »He«, sagte Spurgeon Robinson, aus dem Haus zum Krankenwagen eilend.
    »Was gibt’s Neues, Spur?«
    »Ich weiß nur, daß ich soeben meine letzten Fahrten in diesem verdammten Ding absolviere«, sagte Spurgeon.
    »Morgen früh bist du ein ausgewachsener Facharztanwärter«, sagte Adam.
    »Nun ja. Dazu muß ich dir noch etwas erzählen. Mir ist auf dem Weg zur
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