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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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setzte auch der Aufsichtsrat der Bank, als er von der Heirat Celestes mit einem achtbaren Beamten des Finanzministeriums hörte, ihr eine Gratifikation von sechstausend Franken aus. Diese Gratifikation, die zwölftausend Franken, die der Vater Lemprun seiner Tochter mitgab, und die zwölftausend Franken die Galard, der Gemüsezüchter aus Auteuil, spendete, machten zusammen eine Mitgift von dreißigtausend Franken aus. Der alte Galard und Herr und Frau Lemprun waren entzückt von dieser Verbindung; dem Dienstleiter war Fräulein Thuillier als eins der anständigsten und ehrenhaftesten Mädchen von Paris bekannt. Brigitte verstand es im übrigen, ihre Eintragungen ins Staatsschuldbuch ins rechte Licht zu setzen, und gab Lemprun vertraulich die Versicherung, daß sie sich nie verheiraten würde, und weder der Dienstleiter noch seine Frau, Leute aus dem goldenen Zeitalter, hätten gewagt, an Brigittes Wort zu zweifeln. Ihnen imponierte besonders die glänzende Stellung Thuilliers, und die Hochzeit fand, wie die geheiligte Formel lautet, zu allseitiger Zufriedenheit statt.
    Der Gouverneur und der Sekretär der Bank waren Trauzeugen der Braut, ebenso wie Herr von Billardière, der Abteilungsvorsteher, und Herr Rabourdin, der Bureauchef, die des Bräutigams waren. Sechs Tage nach der Hochzeit wurde der alte Lemprun das Opfer eines frechen Diebstahls, von dem damals in den Zeitungen die Rede war, der aber über den Ereignissen von 1814 in Vergessenheit geriet. Die Diebe hatten sich allen Nachforschungen entzogen und Lemprun wollte den Verlust bezahlen; aber obgleich die Bank ihn auf ihr Gewinn- und Verlustkonto übernehmen wollte, starb der arme Alte an dem Kummer, den ihm dieser Schimpf verursachte. Er sah diesen Handstreich als ein Attentat auf seine siebzigjährige Ehrlichkeit an.
    Frau Lemprun überließ ihr Erbteil Frau Thuillier, ihrer Tochter, und zog zu ihrem Vater nach Auteuil; dieser starb infolge eines Unfalls im Jahre 1817. Da sie davor zurückschrak, die Gemüsezucht und die Feldwirtschaft ihres Vaters selbst zu leiten oder zu verpachten, so bat Frau Lemprun Brigitte, deren Fähigkeit und Ehrlichkeit sie bewunderte, den Besitz des guten Galard zu liquidieren und die Angelegenheit so zu arrangieren, daß ihre Tochter alles bekäme und ihr nur eine Rente von fünfzehnhundert Franken zugesichert und das Haus in Auteuil überlassen würde. Das Gelände des alten Landwirts erbrachte, in Parzellen verkauft, dreißigtausend Franken. Lemprun hatte ebensoviel hinterlassen und so betrug das Vermögen von beiden Seiten zusammen mit der Mitgift im Jahre 1818 neunzigtausend Franken.
    Die Mitgift war in Aktien der Bank angelegt worden, als diese neunhundert standen. Brigitte kaufte für sechzigtausend Franken fünftausend Franken Rente, als die fünfprozentige sechzig stand und ließ auf den Namen der Witwe Lemprun als Nutznießerin fünfzehnhundert Franken eintragen. So gewährten zu Beginn des Jahres 1818 die Pension von sechshundert Franken, die Brigitte bezahlte, die dreitausendfünfhundert Franken, die Thuillier Gehalt hatte, die dreitausendfünfhundert Franken Rente Celestes und die Dividende der vierunddreißig Aktien der Bank der Familie Thuillier ein Einkommen von elftausend Franken, über die, ohne die andern zu fragen, Brigitte verfügte. Es war nötig, sich zunächst mit dieser Geldfrage zu befassen, nicht nur um etwaigen Einwürfen zu begegnen, sondern auch um den tragischen Verlauf klarzulegen.
    Anfangs gab Brigitte ihrem Bruder monatlich fünfhundert Franken und lenkte das Schiff so, daß der Haushalt mit fünftausend Franken bestritten wurde; ihrer Schwägerin bewilligte sie monatlich fünfzig Franken, wobei sie hervorhob, daß sie sich für ihren Teil mit vierzig begnügte. Um ihre Oberherrschaft noch durch die Macht des Geldes zu festigen, verschaffte sich Brigitte noch einen Zuschuß zu ihren Renten; sie machte, wie man sich in den Bureaus erzählte, Darlehngeschäfte durch Vermittlung ihres Bruders, der als ein Geschäftstalent galt. Wenn Brigitte von 1813 bis 1830 ein Kapital von sechzigtausend Franken zusammenbrachte, so ließ sich ein solcher Betrag aber auch durch geschäftliche Operationen mit der Staatsrente, die in ihrem Kurse um vierzig Prozent schwankte, erklären, ohne daß man auf diese mehr oder weniger begründeten Anschuldigungen zu hören brauchte, die, auch wenn sie wahr wären, für diese Geschichte kein Interesse böten.
    Vom ersten Tage ab unterwarf sich Brigitte die unglückliche Frau
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