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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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Biest nicht hierlassen?« fragte Bodo. »Die macht uns bestimmt nur Ärger. Kannst sie ja im Schuppen einsperren, da kann sie den ganzen Tag Mäuse fressen.« Rena hörte nicht auf ihren bösen Bruder, sie nahm die Katze auf den Arm und drückte sie an sich. »Muschi kommt mit«, sagte sie, »die ist ganz lieb.« »Mit der Katze auf dem Arm kannste aber nicht radfahren«, gab Rolf zu bedenken.
    »Ph!« machte Rena. »Will ich auch gar nicht!« »Na schön!« rief Bodo. »Dann schwing ich mich zuerst auf die Karre.« Und schon nahm er das Damenrad von der Wand und stieg auf. Rolf ergriff die Deichsel des Handwagens und zog los. Berti und Walter schoben hinten, Ingelore ging nebenher. Sie stopfte noch rasch die Wolldecken zurecht. Rena kam trippelnd nach. Gerade schlug es sechs. Kein Mensch war außer ihnen auf der Straße.

Unterwegs nach Worpswede

    Rolf bestimmte das Tempo. Er hatte mal gehört, daß Soldaten in der Stunde fünf Kilometer zurücklegen; die wären also in sechs Stunden in Worpswede. Wenn wir drei Kilometer in der Stunde schaffen, dachte er, brauchen wir zehn Stunden. Dann sind wir um vier Uhr da. Das ist genau die richtige Zeit.
    Nachdem sie fünfhundert Meter marschiert waren, begriff er jedoch, daß sie ihr Ziel niemals in zehn Stunden erreichen würden: Walter begann nämlich zu quengeln.
    »Sind wir noch nicht bald da?« fragte er. »Das ist aber ein langer Weg! Rolf geht viel zu schnell!«
    Bodo, der mit dem Fahrrad mal vor, mal hinter ihnen fuhr und bester Stimmung war, weil er sich nicht anzustrengen brauchte, rief: »Walter kann sich doch auf den Gepäckträger setzen! Los, komm, Walter!« Die Karawane hielt, und Walter wurde von Ingelore auf den Gepäckträger gehoben.
    »Halt dich am Sattel fest«, sagte sie, »sonst fällst du runter!« Bodo stieg auf, wackelte ein paar bange Sekunden gefährlich hin und her, stellte sich aber rasch auf die veränderten Gewichtsverhältnisse seines Fahrrades ein und radelte davon.
    Kaum war er den Marschierenden aus den Augen gekommen, da begann Rena zu klagen.
    »Ich will auch mal auf dem Gepäckträger sitzen«, maunzte sie. »Ich bin auch noch klein, und Walter ist ein Junge!« »Du bist acht, Walter aber erst sechs«, sagte Rolf. »Du kannst viel besser marschieren.«
    »Kann ich nicht!« rief Rena. »Und ich muß auch immer die Katze tragen!« »Die kann allein laufen, die hat vier Beine«, sagte Berti.
    »Wenn ich sie runterlasse, läuft sie weg!« »Das macht auch nichts.«
    »Das macht wohl was! Ohne meine Katze gehe ich nicht mit.« »Dann bleibste eben hier und schläfst heute nacht im Graben.« »Du bist ein Doofkopp, ein ganz gemeiner!« Rolf hielt an, packte Rena und setzte sie auf den Handwagen. »So«, sagte er, »damit du dich mal ausruhen kannst! Nachher darf Berti auch mal rauf.«
    Nun ging es eine Weile flott voran. Rolf und Ingelore zogen, Berti schob. Im Schönebecker Kirchweg jedoch wollte Berti auf dem Wagen sitzen. Rena protestierte zwar, sagte, sie habe sich noch gar nicht richtig ausgeruht, aber Rolf nahm sie herab. »Zähl deine Schritte«, sagte er, »bei tausend kommst du wieder rauf.« Sie wanderten weiter. Rena zählte und zählte. »Halt mal an!« rief sie plötzlich. »Was kommt nach sechshundert-neunundneunzig? «
    »Vierhundert«, sagte Berti und grinste.
    »Siebenhundert! «rief Ingelore von vorn. »Sei nicht gemein, Berti!« Als sie an einer Telefonzelle vorbeikamen, ging Rolf hinein, nahm den Hörer ab und tippte ein paarmal auf die Gabel. Es klirrte, und zwei Zehner fielen in das Fach für Münzrückgabe. Seine Geschwister staunten.
    »Mein Trick«, erklärte Rolf. »Das mach' ich in jeder Telefonzelle.« »Und da kommt immer Geld raus?« fragte Berti. »Nee, nur manchmal. Aber versuchen muß man es.« Er steckte die Münzen in die Hosentasche und faßte die Deichsel wieder an.
    Kurz nach sieben wurden sie von einem Streifenwagen überholt. Die Männer sahen zu ihnen hinüber und schienen zu überlegen, ob sie anhalten sollten.
    »Los, alle lachen und winken!« zischte Rolf. »Dann denken die, wir machen einen kleinen Ausflug.«
    Seine Geschwister begriffen sofort. Sie winkten mit einer Hand und lächelten den Polizisten freundlich zu. Rena rief: »Huhu, Onkel Polizei!« Die Männer winkten zurück und fuhren langsam weiter.
    »Mensch, hoffentlich kann Bodo sich noch rechtzeitig verdrücken!« sagte Ingelore. »Der darf doch niemand auf dem Gepäckträger mitnehmen! Wenn sie ihn schnappen, haben sie uns auch gleich.
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