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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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Walter verplappert sich bestimmt.«
    Aufgeregt wie sie waren, verdoppelten sie das Tempo. Als sie beim Hotel »Stadt London« die Bundesstraße sechs überquerten und immer noch nichts von Walter und Bodo zu sehen war, gab es keinen Zweifel mehr für sie, daß die beiden gefaßt worden waren. Rena vergaß in ihrer Angst um die beiden Geschwister ganz und gar, daß sie längst wieder auf dem Handwagen hätte sitzen dürfen. Aber Walter und Bodo waren noch in Freiheit. Sie hatten gerade in dem Augenblick, als der Streifenwagen in ihrem Rücken auftauchte, hinter einer Hecke gestanden, weil Walter etwas Dringendes zu erledigen gehabt hatte. Darum waren sie von den Polizeibeamten gar nicht bemerkt worden. Wo die Straße nach Ritterhude abzweigt, warteten sie, weil Bodo nicht genau wußte, wo er weiterfahren sollte.
    »Da sind sie!« rief Berti. Er winkte. »Kommt mal her!« Bodo blieb, wo er war, hatte ein Bein auf die untere Rahmenstange gestellt und stützte den linken Ellenbogen auf den Sattel. Seine rechte Hand ruhte auf dem Lenker. Er dachte gar nicht daran, den andern entgegenzugehen. Aber Walter kam zurück. »Habt ihr kein Kissen?« fragte er. »Ich kann nicht mehr sitzen auf dem ollen Gepäckträger.«
    »Hat die Polizei euch nicht geschnappt?« fragte Berti. »Was für Polizei? Nee! Gib mir ein Kissen, Berti, los! Du sitzt weich auf all die alten Klamotten, und ich sitz' auf die harten Stangen!« »Wir dachten schon, der Streifenwagen hätte euch angehalten«, sagte Rolf. »Da kam doch einer von hinten. Habt ihr den gar nicht gesehen?«
    »Bei uns war kein Streifenwagen!« rief Bodo. »Und wenn einer gekommen wäre, hätte das auch nichts gemacht. Walter ist erst sechs, den darf man auf dem Rad mitnehmen. Das haben wir neulich gerade gelernt im Verkehrsunterricht.«
    »Du spinnst ganz schön«, sagte Ingelore. »Wenn du einen auf dem Rad mitnehmen willst, dann muß der richtige Fußstützen haben und einen Sattel und all so was, damit er nicht mit den Füßen in die Speichen kommt.«
    »Bin ich schon dringewesen«, sagte Walter. »Nichts passiert! Bodo ist umgefallen, sonst nichts.«
    Rolf zog den Wagen ein Stück in die Straße nach Ritterhude hinein und hielt an.
    »Jetzt machen wir eine kleine Pause«, bestimmte er. »Legt euch da ins Gras, und ruht euch aus.«
    Die Geschwister gehorchten gern, sie waren schon sehr erschöpft. So lange Fußmärsche waren sie nicht gewöhnt. Auch Ingelore hatte eine Pause nötig. Die Schuhe, die sie trug, waren ausgetreten und ließen sich nur an den Füßen halten, wenn sie bei jedem Schritt die Zehen krümmte. Mehrmals hatte sie auch schon einen verloren. Gerade hatte sie es sich indessen im hohen Gras bequem gemacht, da begann Willy ganz erbärmlich zu schreien. Das stetige Gerumpel des Handwagens hatte ihm den Schlaf bewahrt, der plötzliche Stillstand jetzt und die Ruhe mußten ihm einen schlimmen Traum verursacht haben. Durch das Geschrei wurde auch Birgit wach, und da sie sich nicht gleich in die Wirklichkeit des sonnenhellen Sonntagvormittags und des engen Handwagens fand, fing sie ebenfalls zu brüllen an.
    Das gräßlich klingende Duett der beiden empörte einen Hund in dem Haus zu ihrer Rechten. Er bellte wütend Antwort und stahl damit seiner Herrschaft die Ruhe. Während Ingelore den kleinen Willy aus dem Wagen nahm, an sich preßte und beruhigend auf ihn einsprach, wurde der Hund hinter der Haustür von einer barschen Männerstimme aufgefordert, die Schnauze zu halten. Aber solange Willy schrie, konnte der Vierbeiner auch nicht still sein. Erst als der Junge in Ingelores Arm gänzlich erwacht war und sich beruhigt hatte, stellte er sein Gekläffe ein.
    Birgit war inzwischen ebenfalls aus dem letzten Traum emporgetaucht, kam aus dem Handwagen geklettert und lief barfuß zu ihren Geschwistern ins Gras.
    »Ach, du meine Güte, wir haben gar keine Schuhe mit für die Kleinen!« rief Ingelore, als sie Birgits bloße Füße sah. »Ich brauch' keine Schuhe, ist ja warm«, sagte Birgit.
    »Onkel Oskar hat bestimmt noch alte Schuhe irgendwo rumliegen«, tröstete Berti.
    »Klar«, bestätigte Rena, »Kunstmaler haben überall alte Schuhe und Kaninchen und so was, weil sie das malen müssen. Meine Muschi will er bestimmt auch malen, wenn er sie sieht.« Willy lutschte auf dem Daumen. »Willy Hunner!« rief er plötzlich. »Hamma hamma!« »Siehste«, sagte Ingelore, »das haben wir auch vergessen! Wir haben nichts zu essen für die Kleinen.«
    »Und warum nicht?« knurrte
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