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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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Rolf. »Weil ihr alles aufgefressen habt! Ich hab' auch einen Bärenhunger.« »Geh doch in ein Geschäft und kauf was!« sagte Bodo. »Am Sonntag und ohne Geld, was?« brummte Rolf. »Versuch doch in dem Haus was zu kriegen, wo der Köter so gekläfft hat!« schlug Berti vor. »Quatsch! Das ist doch keine Bäckerei!«
    »Paßt auf«, sagte Ingelore, »ich weiß was! Rena und Walter gehen an die Haustür und klingeln. Und wenn einer aufmacht, fragen sie ganz dumm, ob sie wohl etwas Brot kaufen könnten, und zeigen dabei die zwanzig Pfennig aus der Telefonzelle vor. Ihr sollt sehen, die kriegen was!«
    Die beiden fanden nichts dabei und waren bereit. Walter nahm das Geld, Rena drückte ihre Katze an sich, und schon traten sie an die Tür. Als Walter klingelte, begann der Hund wieder sein zorniges Gebelle. Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Ein Mann in einem bunten Bademantel steckte sein zum Rasieren fertig eingeseiftes Gesicht durch den Spalt und blickte mürrisch auf die Kinder herab.
    »Was wollt ihr denn?« fragte er.
    »Wir wollen ein Brot kaufen«, sagte Rena. Und Walter ergänzte: »Willy und Birgit sind aufgewacht und haben Hunger. Hier ist das Geld.« Er öffnete die Hand und hielt dem Mann die zwei Zehner hin. Der sah verdutzt auf die Münzen, ließ seine Augen über die schäbige Kleidung und die ungewaschenen Gesichter der Kinder gleiten und blickte dann über sie hinweg auf die im Gras ruhende Karawane.
    »Gehören die da auch zu euch?« fragte er.
    »Ja«, erklärte Walter eifrig. »Das ist Rolf und Ingelore und Bodo und Berti und Birgit und Willy.«
    »Soso«, sagte der Mann, wobei er seinen Hund zurückdrängte, der aufgeregt jaulte und sich gern mit Renas Katze näher beschäftigt hätte. »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Nach Worpswede«, sagte Rena, »da wohnt unser Onkel, der malt Schuhe und meine Katze.«
    Auf diese erstaunliche Antwort brauchte der eingeseifte Herr nichts mehr zu erwidern. Seine Frau war neugierig geworden und ebenfalls an die Haustür gekommen.
    »Was ist denn los, Paul?« fragte sie. »Du kommst ja gar nicht wieder!«
    »Och, die beiden hier haben Hunger und wollen Brot kaufen«, sagte ihr Mann. »Für zwanzig Pfennig! Und die da draußen auf dem Gras hätten auch gern was davon ab. Sie sagen, sie seien unterwegs nach Worpswede.«
    Die Frau war anfangs genauso verblüfft wie ihr Mann. Aber sie faßte sich schneller.
    »Seid ihr allein?« fragte sie. »Ich meine, ist kein Erwachsener bei euch, euer Vater oder eure Mutter?«
    »Papa ist auf dem Schiff«, sagte Rena, »ganz weit weg, in Bremerhaven und Afrika. Der kann nicht mit nach Worpswede.« »Und Mama ist auch nicht da«, ergänzte Walter. »Die hat sich in eine Möwe verzaubert und ist zu Papa geflogen. Möwen können ganz weit fliegen, die gehen nicht unter!«
    Die Frau sah die Kinder an, nickte und warf ihrem Mann einen langen Blick zu.
    »Wann kommt eure Mama denn zurück?« fragte sie. »Weiß nicht«, antwortete Walter, »sie muß ja sehr lange fliegen. Kannst du uns ein Brot verkaufen?«
    »Ja, ich denke, ich habe noch eins im Schrank«, sagte die Frau. »Geht nur nach draußen zu euren Geschwistern, ich bringe es euch.« »Hier ist das Geld«, sagte Walter.
    »O ja, danke schön«, sagte die Frau und steckte es in ihre Schürzentasche. »Geht nur, ich komme schon!«
    Sie ging in die Küche, zerschnitt ein ganzes Brot in Scheiben und belegte und bestrich sie mit Butter, Wurst und Marmelade. Gleichzeitig kochte sie eine große Kanne Hagebuttentee. Dann nahm sie eine Anzahl Pappbecher aus dem Schrank, stellte den Tee und den Teller mit den Broten auf ein Tablett und ging zu den Kindern hinaus, die müde im Gras lagen und warteten.
    »So«, sagte sie, »nun futtert man tüchtig! Aber alles gerecht teilen! Und ihr Großen paßt auf, daß die Kleinen nicht zu kurz kommen!« »Ha«, rief Bodo, »da passen die schon selbst drauf auf!« Die Frau stand wortlos dabei, als die Kinder mit Heißhunger über die Brote herfielen, und beobachtete mit Rührung, wie Rena erst ihrer Katze ein paar Brocken zurechtmachte, bevor sie selbst etwas aß. Willy wurde von Ingelore gefüttert. Ihm schmeckte das Marmeladenbrot am besten. Die Frau goß schließlich jedem einen Becher Tee ein und ging ins Haus zurück.
    »Wetten, daß die noch was holt?« fragte Bodo schmatzend. »Mehr Brot hat sie nicht«, sagte Rena.
    »Quatsch, Brot! Kuchen oder so was! Heute ist doch Sonntag, und die ist bestimmt ganz schön reich.«
    »Ist sie nicht!« rief
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