Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
Walter und dachte an die zwanzig Pfennig, die sie ihnen abgenommen hatte.
    Gerade als Berti sich das letzte Stück Brot mit gekochtem Schinken vom Teller grapschte, kam die Frau wieder aus dem Haus heraus. Sie hatte einen ganzen Topfkuchen aufgeschnitten und verteilte die Stücke an die Kinder. Ingelore hatte den Einfall, sich dafür im Namen aller zu bedanken.
    »Was wollt ihr eigentlich in Worpswede?« fragte die Frau. »Ihr könnt euch doch hier auf der Wiese einen schönen Tag machen. Dann habt ihr es nachher nicht so weit, wenn ihr wieder nach Hause müßt.« »Wir müssen nicht nach Hause, wir bleiben bei unserm Onkel«, erklärte Rolf.
    »Ach so«, sagte die Frau, »ihr habt einen Onkel in Worpswede. Das ist etwas anderes. Aber warum holt der euch denn nicht mit dem Auto ab? Zu Fuß ist es doch furchtbar weit!«
    »Der weiß nicht, daß wir kommen«, sagte Bodo, »wir wollen ihn überraschen.«
    Darauf nickte die Frau nur, wünschte den Kindern viel Glück und sah mit der leeren Kanne in der Hand zu, wie sie sich auf den Weg machten. Bodo wollte sich wieder das Fahrrad nehmen, aber Berti erlaubte es nicht.
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte er, »du hast es lange genug gemütlich gehabt. Los, Walter, setz dich hinten drauf!« Walter nahm auf dem Gepäckträger Platz, und Berti stieg auf. Bevor er aber in Gang kam, mußte er zweimal zu Boden. Erst als Rolf ihn anschob, kam er in Fahrt.
    »Vielen Dank noch mal für alles!« rief Ingelore, und Birgit winkte, bis sie hinter der Autobahnbrücke waren und die Frau nicht mehr sehen konnten.
    »Das ist bestimmt eine Fee«, sagte Walter. »Die wohnen immer da, wo arme Leute vorbeigehen, und dann kommen sie raus und geben ihnen was zu essen.« Bodo lachte überlegen.
    »Du bist selber eine Fee«, sagte er. »Das ist eine ganz gewöhnliche Frau, da geh ich jede Wette ein.«
    »Nein«, mischte sich Ingelore in das Gespräch. »Gewöhnliche Frauen schenken dir nicht ihren ganzen Sonntagskuchen, die essen ihn selbst.«
    »Siehst du«, rief Walter, »Ingelore hat auch gemerkt, daß sie eine Fee ist. Sie hatte auch ganz grüne Augen, so wie die Waldfeen.« »Sie hatte aber keine Krone auf dem Kopf«, wunderte sich Birgit. »Doch«, sagte Ingelore, »eine ganz kleine.« »Hab' ich aber nichts von gesehen?«
    »Konntest du auch nicht, sie steckte nämlich ganz oben und war so klein wie ein Fingerhut!«
    Unter der Eisenbahnbrücke standen Berti und Walter und warteten.
    »Kommt schnell!« rief Berti schon von weitem. »Das hört sich ganz prima an, wenn ein Zug da oben überwegdonnert.«
    »Bist wohl lebensmüde, was?« rief Rolf zurück. »Was meinst du, was los ist, wenn die Brücke einkracht! Dann bist du nur noch ein Haufen Krümel.«
    »Die kracht aber nicht! Eben ist sie auch nicht gekracht!«
    »Jede Brücke kracht nur einmal, und diese hier kommt mir sehr wackelig vor. Noch zwei, drei Züge, und sie ist bestimmt im Eimer.« »Glaub' ich nicht«, entgegnete Berti, schob das Rad aber doch aus der Gefahrenzone. »Die ist ja schon so alt, älter als du.« »Eben! Darum kann sie ja auch jeden Augenblick zusammenbrechen.«
    »Das muß prima aussehen«, schwärmte Bodo. »Es kracht, und die Wagen purzeln alle die Böschung runter. Ganz toll muß das aussehen. Ein Junge aus meiner Klasse hat eine elektrische Eisenbahn. Der baut auch immer Brücken und stößt sie um, wenn der Zug rüberfährt. Das hab ich mal gesehen. Meistens lösen sich die Kupplungen, ein paar Wagen bleiben oben so ganz windschief hängen, und die andern überschlagen sich und trudeln nach unten. Er schreit dann immer: ›Aua, mein Bein! Hilfe! Ein Arzt! Ist hier denn kein Arzt?‹ Ganz prima ist das, macht ganz toll Spaß!«
    »Wenn dein eigenes Bein abgeklemmt ist oder da ist ein Brückenpfeiler raufgefallen oder so was, dann ist das aber nicht mehr prima, du«, sagte Rolf. »Sollst mal sehen, wie du dann schreist!« »Ich sitze ja nicht im Zug«, sagte Bodo, »ich steh' ja an der Seite und guck' zu.«
    Sie hatten den Tunnel durchschritten und gingen nun neben der Bahn her, die linker Hand von ihnen auf einem etwa vier Meter hohen Damm verlief. Da näherte sich ein Zug.
    Von Bremerhaven kommend, raste er ihnen entgegen. Es donnerte und dröhnte. Birgit hielt sich die Ohren zu, und Willy fing an zu weinen.
    »Paßt auf«, schrie Bodo, »jetzt kracht sie ein!« »Nein, sie soll nicht!« rief Rena. »Bitte, lieber Gott, laß sie halten!« Da war der Zug vorüber. Er brauste über die Brücke, ohne daß ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher