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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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schön blöd sein.«
    »Meinetwegen kannste dich ja hinstellen«, sagte Rolf. »Wirst schon merken, was du davon hast.«
    Allmählich ließ der Regen nach. Der Donner hörte sich nicht mehr so gefährlich an und verrollte bald jenseits der Hamme-Niederung. Die Wolken zerrissen, und zwischen ihnen wurden Stücke blauen Himmels sichtbar.
    »Gott sei Dank!« sagte Ingelore erleichtert. »Ich kann schon nicht mehr hocken, beide Beine sind mir eingeschlafen.« Die Kinder erhoben sich mühsam und sahen sich um. Vor ihnen stand das Wasser fußhoch auf den Weiden, und von der Straße her hörten sie es spritzen, wenn ein Auto vorüberjagte. Birgit hatte sich ganz beruhigt. Sie beugte sich ihrem kleinen Bruder zu und sagte: »Willy stinkt! Er hat bestimmt in die Hose gemacht.« Gemeinsam stellten sie den Handwagen wieder auf die Räder und zogen ihn auf die Straße. Ingelore nahm Willy auf den Arm. »Du kleines Ferkel«, sagte sie, »kannst du nicht Bescheid sagen?!« Willy strahlte sie an. Ihm hatte das Gewitter nicht die Laune verdorben. Ingelore zog ihm die kurze Hose aus und wusch ihn mit Gras und Wasser. Die Hose spülte sie im Graben durch, wrang sie aus und zog sie ihm wieder an. Bodo und Berti drehten die Wolldecken zu langen Würsten zusammen, damit das Wasser herausfließen konnte. »Wollen wir etwa in dem nassen Zeug weitergehen?« fragte Berti. »Was denn sonst!« antwortete Rolf. »Wenn wir uns bewegen, trocknet alles ganz schnell.« Er nieste und strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Mensch, Rena ist ja noch nicht wieder da!« rief Ingelore plötzlich. »Wir können doch nicht ohne sie weiterfahren!« »Die dumme Gans tötet mir noch den letzten Nerv!« rief Bodo wütend. »Na wartet, bei nächster Gelegenheit knalle ich das Katzenvieh an einen Baum, damit der Blödsinn aufhört.« »Gar nichts knallst du!« drohte Rolf. »Du fährst jetzt voraus und rufst nach ihr. Wenn du sie nicht findest, kannst du den ganzen Tag hier herumkurven und sie suchen. Los, dampf ab!« Bodo schwang sich mürrisch auf das Rad und fuhr davon, während Rolf und Berti sich mit dem Handwagen in Gang setzten. Birgit und Willy spielten Luftballon mit der leeren Plastiktüte, deren Inhalt naß unter ihren Beinen lag.
    In der Höhe der Kirche von St. Jürgen, wo die Straße nach Worpswede von der Lilienthaler Straße abzweigt, stieß Bodo auf Rena. Sie saß unter einem Baum und streichelte ihre Katze, die sich eifrig leckte.
    »Ich hab' sie gefunden!« rief sie ihrem Bruder entgegen. »Guck mal, wie dünn sie aussieht, wenn sie naß ist!«
    »Warte mal ab, was Rolf dir erzählen wird!« rief Bodo böse. »Wir suchen dich überall, und du sitzt hier gemütlich und spielst mit dem Mistvieh!«
    Aber Rolf erzählte seiner Schwester gar nichts. Er sagte nur: »Halte sie fest, damit sie dir nicht noch mal abhaut! Wir müssen uns ranhalten, sonst kommen wir heute nicht mehr hin.« Rena nickte und schloß sich dem Trupp an, die Katze eng an sich gedrückt.
    Sie marschierten und marschierten. Ihr nasses Zeug dampfte, und in ihrem Magen meldete sich wieder der Hunger. »Ich könnte jetzt mit Leichtigkeit zwei Brathähnchen essen«, sagte Rolf, »mit Pommes frites und Ketchup. Oder 'n ganzen Pott voll Griesbrei, ordentlich süß! Hoffentlich hat Onkel Oskar was Anständiges in seiner Speisekammer, wenn wir ankommen!« Bodo, der die Marschierenden mit dem Fahrrad umkreist hatte, entfernte sich und fuhr voraus. Nach einer Weile kam er zurück und sprang vom Rad. »Leute, ich hab' was Tolles zu essen für uns!« rief er.
    »Hast du Streichhölzer mit, Rolf, daß wir uns was braten können?« »Klar!« antwortete der. »Sind sie auch nicht naß geworden?«
    »Nee, die sind doch in meiner Tabaksdose. Was hast du denn?« »Frösche!« rief Bodo. »Mindestens zwanzig Stück!« »Frösche?« fragte Ingelore angewidert. »Willst du die glabberigen Dinger etwa essen?«
    »Den Kopf und den Bauch natürlich nicht, Mensch, nur die Beine, die Schenkel! Hast du noch nie was von Froschschenkeln gehört? Das essen die feinen Leute als Leckerbissen.« »Ich mag so was nicht«, sagte Rena und schüttelte sich. »Och, du weißt ja nicht, was gut schmeckt«, sagte Bodo. »Du brauchst sie auch gar nicht zu essen, du kannst ruhig zugucken, wie wir uns den Bauch vollschlagen.«
    »Hast du denn schon mal Froschschenkel gegessen?« fragte Berti. »Nee, selber noch nicht«, gab Bodo zu, »die sind für uns ja viel zu teuer, aber ein Junge in meiner Klasse, der hat schon mal
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