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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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welche gegessen. Seine Eltern sind steinreich, die essen nur Froschschenkel, Schnecken, Schwalbennester und solche Sachen. Als Leckerbissen, versteht ihr? Mit Hähnchen und Kotelett und Schweinebraten geben die sich gar nicht erst ab, das ist ihnen viel zu gewöhnlich.« »Wie willste die Schenkel denn braten?« fragte Berti. »Wir haben doch gar keine Pfanne.«
    »So was wird doch nicht in der Pfanne gebraten, Mensch! Das macht man überm offenen Feuer. Du nimmst einen Froschschenkel in die Hand und hältst ihn in die Flamme. Dann wird er genauso braun und knusprig wie ein Hühnerbein.« »Hm, und wo sind deine Frösche?« fragte Rolf. »Dahinten in einer Grube! Da sind sie reingehüpft und können nicht wieder raus.«
    Tatsächlich wimmelte es in der Lehmgrube von großen und kleinen Fröschen. Als Bodo einen Stein hineinfallen ließ, versuchten sie hinauszuspringen, schafften die Höhe jedoch nicht und plumpsten wieder zurück.
    »Seh'n die nicht lecker aus?« fragte er. »Was meint ihr, wie die schmecken werden!«
    »Bäh!« rief Ingelore. »Ekelhaft sehen die aus! Ich esse keinen einzigen! Denk doch nur mal, was die alles gefressen haben, Fliegen und Spinnen und Schnecken! Das ißt man alles mit!« »Du hast ja 'n Triller«, sagte Bodo. »Das sitzt doch im Bauch von den Fröschen, wir essen aber nur die Schenkel.« Berti trat zögernd an die Grube und blickte hinab. »Wie willst du sie denn töten?« fragte er.
    »Überhaupt nicht«, antwortete Bodo. »Man dreht ihnen einfach die Beine raus, dann krepieren sie ganz von allein.« »Das tut doch weh!« rief Rena.
    »Ach was«, schwächte Bodo ab. »Die sterben ganz schnell, wenn sie keine Beine mehr haben.«
    Er legte sich auf den Bauch und versuchte einen von den großen Fröschen zu greifen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es ihm auch. Sich wieder aufrichtend, hielt er ihn Rena unter die Nase.
    »Paß auf«, sagte er, »wie lange es dauert, bis er keinen Pieps mehr von sich gibt!«
    »Nein!« schrie Rena und schlug ihm auf die Hand, daß der Frosch wieder in die Grube zurückfiel. »Manche Frösche sind verzauberte Königssöhne, die darf man nicht totmachen.« Sie zitterte, und die Tränen traten ihr in die Augen.
    »Laß den Quatsch!« sagte Rolf. »Es hat keinen Zweck. Wie wollen wir auch mit nassem Holz und Gras ein Feuer machen? Kommt, wir gehen weiter!«
    Bodo stieg wütend auf das Fahrrad und radelte davon. »Ihr habt ja von Tuten und Blasen keine Ahnung!« rief er zurück. »Jetzt vergammeln die schönen Frösche da im Graben, und wir haben Kohldampf.«

Ankunft bei Onkel Oskar

    Es war fast acht Uhr abends, als die Kinderkarawane in Worpswede eintraf. Willy, Birgit und Walter schliefen auf dem Wagen, Rolf, Ingelore und Berti zogen und schoben das schwerbeladene Gefährt. Sie konnten vor Hunger und Müdigkeit kaum noch gehen. »Wo wohnt denn nun unser guter Onkel?« fragte Ingelore erschöpft. »Ich gehe keinen Schritt umsonst, ich hab schon gar kein Gefühl mehr in den Füßen.«
    »Wir müssen mal fragen«, antwortete Rolf, »ich bin auch total fertig-«
    Sie hielten bei der Minigolf-Anlage am Ortseingang an, lehnten sich gegen den Handwagen und sahen den vielen sonntäglich gekleideten Gästen eine Weile erstaunt zu, wie sie die weißen und schwarzen Bälle über die Hindernisse hinweg in die Löcher zu schlagen versuchten.
    »Los«, wandte Rolf sich an Ingelore, »frag mal den Dicken da, der sieht so freundlich aus!«
    Ingelore blickte auf ihre staubigen Füße hinunter, rieb sie aneinander, um sie ein wenig zu säubern, und ging auf den wohlbeleibten Herrn zu. Der hatte bei dem kleinen Holzhäuschen am Eingang der Golf-Anlage gerade seinen Schläger abgegeben und sich ein Erdbeereis gekauft. Nun wickelte er die Tüte aus dem Stanniolpapier und biß vorsichtig in die kühle Süßigkeit hinein. »Entschuldigen Sie«, sagte Ingelore, »wir suchen unsern Onkel. Er ist Kunstmaler. Können Sie mir wohl sagen, wo er wohnt?« Der Dicke schluckte das Eis genüßlich herunter, biß einen neuen Brocken ab, ließ auch den mit sichtbarem Wohlbehagen im Munde zergehen und machte sich erst dann die Mühe, auf die Frage des, schmuddeligen Mädchens zu antworten.
    »Deinen Onkel suchst du?« sagte er. »Da kann ich dir auch nicht helfen. Ich kann ja nicht mal meinen eigenen Onkel finden. Nee, Kleine, da wende dich mal am besten an die Polizei. Du weißt doch: Die Polizei, dein Freund und Helfer!« Er biß wieder in sein Eis und ging auf die Straße.
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