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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor
Autoren: Werner Schrader
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überall fernsehen!«
    Berti fing den Tennisball, den er hochgeworfen hatte, wieder auf und sagte entschlossen: »Wenn ich groß bin, werde ich auch reich.« »Ich auch!« rief Walter schnell. »Ganz reich wie ein Millinär!« Ingelore stand auf und lief zu Willy hinüber, der sich einen alten Schuh gegriffen hatte und darauf herumkaute. »Mußt nicht!« sagte sie und warf den Schuh den Abhang hinunter. Willy heulte und schlug nach ihr. Um ihn zu trösten, setzte sie ihn in eine Pappschachtel und zog ihn darin wie in einem Schlitten umher. Das ließ ihn seinen Zorn schnell vergessen, er kreischte und jaulte vor Wonne.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, heißt Mamas Bruder«, sagte Rolf, »Onkel Oskar.«
    »Klingt doof«, bemerkte Bodo. »Onkel Oskar klingt saudoof. Hoffentlich hat er wenigstens einen anständigen Hinternamen!« »Den kenn' ich nicht«, sagte Rolf, »aber den brauchen wir auch nicht. So viele Oskars, die Kunstmaler sind, wird es in Worpswede schon nicht geben.«
    »Schlettmann heißt er«, sagte Ingelore, »genauso wie Mama als Mädchen hieß, weil er doch ihr Bruder ist.« »Natürlich!« rief Rolf. »Oskar Schlettmann heißt der Knabe! Du bist klasse, Ingelore!«
    Die Katze schrie, weil Bodo versucht hatte, ihr einen Knoten in den Schwanz zu schlagen.
    »Hör auf, du Tierquäler!« rief Rena böse. »Meinst du, Muschi hat einen Gummischwanz!« Sie preßte die Katze an sich und streichelte sie liebevoll.
    »Willy und Birgit kommen in den Handwagen«, sagte Rolf nachdenklich. »Die andern müssen laufen. Mamas Rad nehmen wir natürlich auch mit. Da könnt ihr abwechselnd drauf fahren, wenn ihr müde seid.«
    »Und was sagen wir Frau Lingen, wenn die wissen will, was wir vorhaben?« fragte Berti.
    »Daß wir nach Worpswede gehen, was denn sonst«, sagte Rolf. »Die hält uns nicht zurück, du, die ist froh, wenn sie uns los ist.« »Ich bin dafür, daß wir nichts verraten«, rief Bodo. »Die Alte kommt uns bestimmt mit der Polizei!«
    »Du spinnst ja«, sagte Rolf. »Frau Lingen hat selber Bammel vor der Polizei. Die sagt nichts. Aber wenn sie nicht weiß, wo wir sind, dann sagt sie was.«
    »Wie weit ist es bis nach Worpswede?« fragte Ingelore. »Das müssen doch mindestens fünfzig Kilometer sein.«
    »Quatsch!« rief Rolf. »So um die dreißig herum! Das schaffen wir in einem Tag. Wir müssen nur ganz früh aufbrechen, am besten, wenn es noch dunkel ist. An einem Sonntag vielleicht, weil die Leute sonntags lange pennen und so früh kein Schwein auf der Straße ist.« »Wieso?« empörte sich Bodo. »Ist es verboten, nach Worpswede zu gehen?«
    »Nee, natürlich nicht«, antwortete Rolf. »Aber wenn acht Kinder mit Sack und Pack unterwegs sind, dann ist das verdächtig, dann schnappen sie uns und stecken uns in die Fürsorge oder ins Waisenhaus. Das willste doch wohl nicht, oder?«
    »Pah!!« machte Bodo. »Ich laß mich nicht schnappen. Ich tret' jeden, der mich schnappen will, an das Schienbein. Dann läßt der mich aber los, du!«
    »Denkste!« rief Rena. »Dann kriegste Handschellen um und 'ne Kette ans Bein und wirst abgeführt. Ich hab' das mal gesehen bei Lingens im Fernsehen. Da kannste gar nichts machen, weil die immer mit viele kommen, und du bist allein.«
    »Wir sind auch viele«, sagte Bodo. »Wir schmeißen dem ersten deine Katze an den Kopf, dann haut der gleich ab. Und dann setz' ich Willy mein Messer an den Hals und sage: Keinen Schritt weiter, sonst stech' ich zu! Sollst mal sehen, wie die Fliege machen! Die geben uns sogar noch freies Geleit und all so was!«
    Rolf nahm eine halbgefüllte Bierflasche, die unter der Couch zu sehen war, in die Hand und roch daran. Langsam drehte er sie um und goß den Inhalt über seine staubigen Schuhe.
    »Wir wollen nichts riskieren«, sagte er. »Wenn wir heil nach Worpswede kommen, ist die Gefahr überstanden, dann kann Onkel Oskar sich um uns kümmern.«
    »Sollten wir ihm nicht vorher schreiben?« fragte Ingelore.
    »Nee, auf keinen Fall!« wehrte Rolf ab. »Dann verreist er schnell oder macht sich sonstwie aus dem Staub. Wir müssen einfach plötzlich vor der Tür stehen. Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als uns aufzunehmen.«
    »Übermorgen gibt es Ferien«, sagte Berti, »das paßt eigentlich ganz prima.«
    Drei Tage später, am Sonntagmorgen gegen fünf Uhr, stand Rolf auf und weckte Ingelore.
    »Koch 'ne große Kanne Tee«, sagte er, »damit alle was Warmes in den Magen kriegen. Ich hol' schon den Handwagen aus dem
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