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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn
Autoren: Stross Charles
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ist wohl eine akkurate Zusammenfassung der Situation, ja.« Er schluckt. »Und Sie erinnern sich an nichts davon.«
    »Stimmt. Weil Juliette ihren Seelenchip ständig herausgenommen hat, wie Sie richtig bemerkt haben.« Ich arbeite mich an seinem Brustkorb vor. Obwohl Jeeves ein nach dem Vorbild eines erwachsenen männlichen Schöpfers geformtes Standardmodell ist, sieht er keineswegs übel aus – und Reginald wirkt zwar ein bisschen mitgenommen, aber trotzdem recht appetitlich. Zwar empfinde ich längst nicht mehr die überwältigende Lust, die mir den Kopf vernebelte, als ich den ersten Jeeves in einem Keller in
Cinnabar kennenlernte, aber allmählich wird mir bewusst, dass ich schon jahrelang keinen Sex mehr hatte. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Juliette mit diesem Jeeves nicht nur deshalb regelmäßig verkehrte, weil sie ihn bei der Stange halten musste. Zeit für den nächsten Schritt. »Bitte verwechsle mich nicht mit meiner Schwester. Ich werde dir nicht vormachen, dich zu lieben, nur damit du riskante Dinge für mich erledigst.«
    Er verkrampft sich wieder. »Ich werde mich bemühen, dir nichts dergleichen zu unterstellen«, erwidert er geziert und leicht enttäuscht. Sieh mal einer an! »Was geht hier überhaupt vor?«
    »Es ist ein einziger Schlamassel!« Geistesabwesend knete ich ihn durch, woran nicht nur Jeeves Gefallen findet. »Inzwischen hat sich die Domina als meine Kopiervorlage und Matriarchin Rhea entpuppt; sie ist nur zur Tarnung in deren Rolle geschlüpft. Mich und meine Schwestern hat sie ständig verfolgt und belästigt, um uns als Killerbots zu rekrutieren, denn sie hält uns für die Einzigen, auf die sie zählen kann. Offenbar hat sie vergessen, dass man sie zum Protoyp der Serie drei programmierte, als sie noch jung und traumatisiert war. Wem eine solche Konditionierung in späteren Lebensjahren widerfährt, wie Juliette oder mir, ist in der Regel geistig und seelisch stabiler als Rhea und neigt weniger zum Durchdrehen. Wenn sie versucht, uns in ihre Angelegenheiten hineinzuziehen, und wir nicht so mitspielen, wie sie möchte, lässt sie uns umbringen. Deshalb haben nur so wenige von uns ihren, äh, Ausbildungskurs erfolgreich abgeschlossen.«
    Ich verlagere die Massage weiter nach unten. Jeeves hat einen winzigen Schmerbauch. Und darunter … hm.
    »Ich habe euren örtlichen Vertreter kontaktiert und bin eben erst zurückgekommen. Derzeit versuche ich, mir ein Bild von ihm zu machen. Die Sache ist nämlich die: Juliette hatte dich zwar unter ihrer Fuchtel, aber als ihr beide bei Jeeves aufflogt, passierten weiterhin sonderbare, üble Dinge. Deshalb frage ich mich, ob Rhea einen zweiten Maulwurf in eurer Organisation hat. In Anbetracht dessen, dass die älteren Teilhaber der Firma Jeeves derzeit wie hirnlose Arbeitssklaven herumwuseln, nehme
ich es an. Und dieser Maulwurf ist derjenige, der mir im Auftrag von Rhea auf Mars eine Falle stellen wollte und dazu Petruchio benutzte. Derselbe Maulwurf hat mir befohlen, dich auf Kallisto kaltzumachen. Offenbar hat er ständig Intrigen gesponnen und Sand ins Getriebe geschüttet. Ich wäre keineswegs überrascht, wenn du nur als Bauernopfer vorgesehen warst. Gut möglich, dass Juliette diesen anderen Jeeves schon die ganze Zeit über zu ihrem Superagenten aufgebaut hat. Nun ja, egal. Jedenfalls ließ mich Rhea auf meinem Rückweg zum Hotel zu einem Gespräch unter vier Augen abschleppen und befahl mir dabei – hier wird es komisch -, meinen Versklavungschip zu entfernen. Und Juliette/ Granita hat ihr das Hintertürchen dazu aufgemacht, so eine Überraschung aber auch. Also gehe ich davon aus, dass Rhea auch Granita völlig unter ihrer Fuchtel hat. Wahrscheinlich hat Rhea auch Petruchio hierher mitgebracht, nur so aus Jux, um Juliette zu ärgern. Sie hat alles genau durchdacht. Außerdem wollte sie mich dazu überreden, einen Seelenchip von ihr in meiner Buchse zu installieren.« Ich skizziere ihm Rheas Plan.
    »Und wie stehst du selbst dazu?«, fragt Jeeves, aber er ist nicht ganz bei der Sache. Gleich darauf spüre ich seine warme Hand auf meiner. »Nicht aufhören, bitte.«
    Ich beuge mich vor und küsse ihn. »Meine Haltung dazu ist, dass ich keine meiner älteren Schwestern verkörpere. Alles, was früher war, ist einer anderen Person passiert. Und du bist lieb. Reicht dir das nicht?«
    Er seufzt leise auf. »Sie wird uns umbringen, wenn sie uns erwischt.« Als er mit der Fingerspitze über meinen Arm fährt, löst das bei mir sofort
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