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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn
Autoren: Stross Charles
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ein ganzes Bündel von Reflexen aus, so plötzlich, dass ich zusammenfahre. Ich erzittere von Kopf bis Fuß und spüre die Energie, die mir seine Berührung gibt.
    »Still, Reginald.« Ich lege mich neben ihn.
    »Sie wird uns umbringen, wenn sie uns …«
    »Das wird sie nicht. Sie ist als Laufbursche für Rhea unterwegs.«
    Als er an meinem Slip herumfummelt, erschauere ich, wölbe den Rücken und lasse mich auf ihm nieder.

    »Ich kann’s nicht glauben«, sagt er mit schwerer Zunge.
    »Was?« Jetzt empfinde ich die geringe Schwerkraft auf Eris als sehr angenehm, denn sie macht es einem so leicht, sich auf und ab zu bewegen.
    »Das hier.« Auch bei ihm setzen menschenähnliche Reflexe ein: Auf seiner Oberlippe bilden sich Schweißtropfen (oder etwas Ähnliches). »O Kate.« Er legt die Arme um meine Hüften. »Die Liebe zu unseren Gebieterinnen ist bei unserem Fabrikat eine der schlimmsten Schwächen. Ich hab schon einmal alle Betriebsfunktionen eingebüßt. Falls das nochmals passiert …«
    »Hör auf damit. Ich jedenfalls hab nicht den Eindruck, dass deine Funktionen irgendwie gestört sind.« Allerdings finde ich es auf bizarre, unerklärliche Weise erregend, mir auszumalen, wie seine Brüder ihn demontieren, nur weil er sich von mir ficken lässt. ( Das liegt daran, dass du immer noch ein Stück von Rhea mit dir herumschleppst, ruft mir Juliette ins Gedächtnis, damit ich ein schlechtes Gewissen bekomme.) Ich stelle mir vor, was seine Brüder mit ihm angestellt haben, als sie seine geschlechtsspezifischen Untersysteme zwangsamputierten. Inzwischen keucht er und schnappt nach Luft. Als er zum Höhepunkt kommt (zum ersten Orgasmus seit … Wie viele Jahre mögen es sein?), reißt er auch mich mit. »Ich finde dich genau richtig«, murmle ich. (Den Schöpfern so ähnlich, dass er als einer von ihnen durchgehen könnte. Doch nicht so menschenartig, dass ich völlig die Selbstbeherrschung verliere.) Mit angenehmem Kribbeln im Bauch lasse ich mich auf seinen Brustkorb fallen. »Wow! Wollen wir zusammen durchbrennen?«
    Ich liege Nase an Nase mit ihm und sehe ihm in die Augen. »Niemals habe ich«, seine Stimme bricht, »zu hoffen gewagt, dass eine von euch mich so etwas fragen würde. Was hast du dabei im Sinn?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde steht die Zeit still, denn gerade wird mir klar, wem ich ins Gesicht starre. Einer Person, die mich anbetet. Einer Person, die weder den Alptraum noch den Tagtraum meiner Jugend verkörpert. Diese Person wirkt zwar
nicht so wahnsinnig erregend auf mich wie Petruchio, aber das schadet nichts. Sie gehört zu einer Sippe, die meine Seele schon beim ersten Anblick entflammt hat – dem Ideal so nahe, und dennoch nicht so ähnlich, dass sie meine Unabhängigkeit bedroht …
    »Eigentlich noch gar nichts Konkretes. Irgendwohin, wo keine Rhea ist. An irgendeinen Ort, wo deine Brüder und meine Schwestern keinen Zugriff auf uns haben. Fällt dir irgendwas ein?«
    »Wir sind auf Eris, sagst du?« Reginald hebt den Kopf und küsst mich auf die Wange. »Das erschwert die Lage. Es muss irgendwo sein, wohin sie uns nicht verfolgen können, also noch viel weiter draußen.«
    »Hm, ja.« Ich überlege. »Du denkst dabei sicher an irgendein Siedlerschiff, das zu den Sternen fliegt. Würden die uns denn nehmen?«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.« Er sieht mich forschend an. »Als Lady Sorico bist du bestimmt so wohlhabend, dass du zwei Plätze buchen kannst. Und wenn wir irgendetwas Nützliches mitbringen, irgendeine neue Technologie …«
    Es gefällt mir, wenn du »ich« sagst. Fast so sehr, wie wenn du von uns beiden sprichst. »Dann müssen wir nur noch eine gewisse Sache in den Griff bekommen.« Ich setze mich auf und grinse ihn an. »Ich habe da eine bestimmte Idee, brauche dazu nur einen Komplizen. Willst du mitmachen?«
    »Ja, ich will«, sagt er bedächtig. »Und ich glaube, ich kann mir sogar zusammenreimen, was du vorhast. Du hast hier nicht zufällig Daks irgendwo herumhängen sehen, oder?«

    Wie es der Zufall will, nimmt gegenwärtig ein Sternenschiff im Orbit rund um Dysnomia, dem winzigen Mond von Eris, feste Gestalt an. Aus mir unbekannten Gründen hat man es Bark getauft, was ja eigentlich Dreimaster bedeutet. In knapp einem Jahr soll es starten, zu einem Zeitpunkt also, der die rechtzeitige Verfolgung
des Schiffs vom inneren System aus ausschließt. Es soll irgendwo hinfliegen, wo bereits zwei Siedlerschiffe gelandet sind oder gelandet sein werden, wenn die
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