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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Autoren: P. B. Kerr
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an einer zunehmenden Klarheit im Kopf, wie man es nach der Genesung von einer schweren Erkältung kennt. Philippa hatte das Gefühl, als ob ihr Körper aufwache, wie erfrischt nach einem langen, erholsamen Schlaf.
    Damals in Ägypten, als Onkel Nimrod angefangen hatte, den beiden alles über die Dschinn zu erklären, hatte er von der Macht des Geistes über die Materie gesprochen. Inzwischen waren die Zwillinge etwas aus der Übung, aber lange dauerte es nicht, bis John mit Hilfe seiner erneuerten Kräfte etliche CDs herbeiwünschen konnte, nach denen er schon eine ganze Zeit gesucht hatte. Philippa dagegen wünschte sich einen dicken Bademantel, in den sie sich nach dem Saunabesuch kuscheln wollte. Die Anwendung ihrer Dschinnkräfte für solche alltäglichen Sachen schien ihnen nicht wichtig genug, um deshalb ihre Mutter mit Fragen zu belästigen.
    »Wir sollten Buck etwas schenken, weil er uns so auf die Sprünge geholfen hat«, sagte John zu Philippa.
    »Es gibt ein neues Computerspiel. Also, das hätte ich ganz gern«, gab Dybbuk zu. »Wenn ihr wirklich wollt.« Er sagte ihnen den Namen des Spiels, aber John kannte es nur vom Hörensagen. »Wisst ihr was?«, schlug Dybbuk vor. »Wir fassen uns an den Händen, dann kann ich mich mit Hilfe eurer Kräfte auf das Spiel konzentrieren.«
    »Gute Idee«, sagte Philippa. »Das haben wir schon mal gemacht, John, weißt du noch? Damals mit Mr   Rakshasas. Als wir in Kairo diesen rosa Ferrari zustande gebracht haben.«
    »Wie könnte ich das vergessen?«
    John nahm seine Schwester an der Hand, dann Dybbuk.
    Beim ersten Mal, als sie Dybbuks Spiel herbeizuwünschen versuchten, geschah nichts – oder scheinbar nichts. Philippa fand das eigentlich merkwürdig, denn sie spürte deutlich, dass ein Teil ihrer Kraft von ihr gewichen war. Beim zweiten Mal aber erschien das Spiel wie auf Kommando, und Dybbuk sah sie so dankbar an, dass Philippa den ersten Versuch ganz vergaß.
    Bald ging Mrs   Sacstroker mit Dybbuk nach Hause. In seinem Zimmer experimentierte John danach weiter mit seiner Dschinnkraft. Er stellte fest, dass er bis zu drei Stunden nach dem Saunabesuch noch eine Transsubstantiation bewirken konnte – so nennen die Dschinn den Vorgang, wenn sie sich auflösen und in eine Lampe oder Flasche verschwinden oder daraus erscheinen. Plötzlich kam John
die
Idee, wie er und Philippa Mrs   Trump helfen könnten. Er setzte seiner Schwester den Plan auseinander, aber Philippa war nicht so leicht zu überzeugen.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich bin nicht sicher, ob wir das wirklich machen sollten, John.«
    »Es geht doch nur um Transsubstantiation«, sagte John beharrlich. »Wir wollen Miss Pickings ja nicht in eine Küchenschabe verwandeln.«
    »Trotzdem bin ich nicht sicher, ob Mutter da einwilligen würde.«
    »Mrs   Trump braucht unsere Hilfe, oder?«
    »Ja«, sagte Philippa, immer noch unsicher.
    »Pass mal auf, die eigentliche Transsubstantiation mache
ich
. Also trage ich dafür die Verantwortung, nicht du.« John wartete darauf, dass Philippa etwas sagte, und als sie stummblieb, setzte er noch eins drauf: »Oder fällt dir ein besserer Plan ein?«
    Nein, Philippa musste zugeben, dass ihr auch nichts Besseres einfiel.
     
    Am nächsten Tag hockte John in der Sauna und heizte sich gründlich auf, während Philippa darauf wartete, dass Mrs   Trump in ihrer Limousine zur Arbeit erschien. Dann nahm sie aus deren Handtasche die Wohnungsschlüssel an sich. Sie holte John aus der Sauna, er löste sich in Rauch auf und glitt in eine flache, silberne Reiseflasche, die er sich vom Schreibtisch seines Vaters geborgt hatte. Nun verstaute Philippa Schlüssel und Flasche in ihrem Rucksack, zog ihren dicksten, wärmsten Wintermantel an und schlüpfte aus der Haustür.
    Weil bei dem zentimetertiefen Schnee nicht viele Taxis unterwegs waren, musste Philippa zu Fuß durch den Central Park zur 72 nd Street gehen, wo Mrs   Trump in ihrem luxuriösen Dakota-Apartmenthaus wohnte. Mit seinen Sperrgittern, dem Graben und der Wachdienst-Station kam ihr das Gebäude eher wie eine gruselige mittelalterliche Burg vor, was nicht gerade zu ihrer Beruhigung beitrug. Aber der Portier winkte sie durch und sie machte sich auf den Weg in den siebten Stock.
    Die Zwillinge waren schon öfter bei Mrs   Trump gewesen. Ihre Wohnung lag neben der des ehemaligen Beatle John Lennon, der 1980 vor dem Dakotagebäude erschossen worden war. John wusste das, und außerdem wusste er, dass sich Mrs   Trump
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