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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Autoren: P. B. Kerr
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Erklärung nach. Nicht im Traum wären sie darauf gekommen, dass ausgerechnet das Dschinnvolk der wahre Ursprung all des Bösen sein sollte, das an Halloween dargestellt wurde. Anders als die meisten Kinder wussten sie nur zu gut, dass ein böser Dschinn einen Menschen, aber auch einen anderen Dschinn an sich binden und zu seinem Sklaven machen konnte. Schon in ihrem ersten Sommer als Dschinn hatten sie das Böse ganz aus der Nähe gesehen, einmal in Gestalt von Akhenatens Geist und dann in der Person von Iblis aus dem Stamm der Ifrit. Sie hatten aus erster Hand miterlebt, wozu Böses fähig war. In Kairo hatten die Ifrit sogar einen Mann namens Hussein Hussaout ermordet. Mrs   Gaunt hatte Recht: Das Böse war immer in der Welt.
    Philippa zog die Schultern hoch. »Jetzt, wo du’s erklärt hast, verstehe ich den Zusammenhang ganz gut.«
    »Das freut mich, mein Liebling«, sagte Mrs   Gaunt.
    »Klar«, sagte John. »Du willst verhindern, dass uns was passiert, nicht?«
    Mrs   Gaunt nickte. »Ich bin eine Mutter«, sagte sie. »Das ist meine Aufgabe.«
     
    Also gingen sie in den Zoo. Aber schnell kamen sie zu dem Schluss, dass es eigentlich nicht viel Spaß machen konnte, als Tier in einem Käfig zu leben – der Eisbär wirkte besonders unglücklich. Sie verließen also den Zoo wieder und machten sich lieber auf die Suche nach frei lebenden Tieren im Park, deren Körper sie sich für ein, zwei Stunden leihen konnten.
    Philippa entschied sich für ein Eichhörnchen: Mit großem Vergnügen turnte sie die Bäume rauf und runter, und einmal erschreckte sie ein paar Touristen, die nicht schnell genug Nüsse herausrückten. Sie hatte aber nicht mit Flöhen im Pelz gerechnet und auch nicht mit einem zänkischen Backenhörnchen, auf dessen Baum sie dummerweise geraten war. Als sich schließlich auch noch eine Katze an sie heranpirschte, war sie ganz froh, sich wieder in ein Mädchen verwandeln zu können.
    John tat sich schwerer mit seiner Entscheidung. Eichhörnchen und Backenhörnchen fand er zu niedlich und mädchenhaft. Er war schon drauf und dran, in den Zoo zurückzukehren und sich doch in einen Eisbären oder einen der Seelöwen zu verwandeln, als er etwas entdeckte, das ihm noch reizvoller erschien. In der Nähe der Eisbahn führte ein Mann Falken vor. Kaum hatte John den schönen blaubraunen Wanderfalken auf der behandschuhten Hand des Mannes gesehen, nahm er die Gestalt des Falken Malty an. Wanderfalken gehören zu den schnellsten Vögeln der Welt, und John fand es herrlich, hoch über den Bäumen dahinzusegeln, dann plötzlich wie eine Bombe zwischen ein paar dumme Tauben zu fahren und dazu noch einen Typen zu erschrecken, der gerade Tai-Chi-Übungen machte. Am Ende stürzte er sich auf die Beute, die ihm von seinem Falkner angeboten wurde – alles in einer Geschwindigkeit von mehr als zweihundert Stundenkilometern.
    Aber Johns Dasein als Falke hatte auch seine unangenehme Seite: Noch Stunden danach musste er sich übergeben, wenn er an den widerlichen Geschmack der toten Maus dachte, die ihm der Falkner als Belohnung gereicht hatte.
    Trotzdem erklärte John, sein größter Wunsch zu Weihnachten sei ein Wanderfalke. Und nachdem er sich im Internet gründlich darüber informiert hatte, breitete er das Thema vor seinem Vater aus.
    Edward Gaunt war ein Mensch – oder ein »Irdischer«, wie es der Onkel der Zwillinge (selbst ein großer, mächtiger Dschinn) bezeichnete. Das hieß, dass er nicht aus Feuer, sondern aus Erde bestand und deshalb ganz gewöhnlich war. Das hieß jedoch nicht, dass Mr   Gaunt keine Autorität über seine fantastisch begabten Kinder hatte. Besonders groß war diese natürlich im Winter, wenn er die beiden mehr oder weniger machtlos wusste. Dann neigte er viel eher dazu, sie wie normale Kinder zu behandeln und ihnen Dinge zu verbieten, von denen er nichts hielt. Zum Beispiel, einen Wanderfalken zu halten.
    »Ich könnte verstehen, wenn du dir einen Kanarienvogel wünschst«, sagte Mr   Gaunt hinter seiner Zeitung hervor, als John eines Tages beim Frühstück von seiner Idee gesprochen hatte. »Meinetwegen auch einen Papagei. Aber einen Falken? Ein Falke ist etwas ganz anderes, John. Falken sind Raubvögel. Stell dir vor, er greift einen Hund im Park an. Oder einen alten Menschen! Am Ende stehe ich vor Gericht und werde zu Schadenersatz in Millionenhöhe verurteilt. Was dann?«
    »Dad«, sagte John. »Wir reden von einem Falken, nicht von einem Pterodaktylus.«
    Doch Mr   Gaunt war
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