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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Autoren: P. B. Kerr
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müssen wir so viel Hitze wie möglich in euch hineinpumpen. Ich habe das Nötige dazu mitgebracht. Hol doch bitte meine Tasche, Dybbuk, ja?«
    Wieder rollte Dybbuk mit den Augen, dann schleppte er eine dunkelblaue Ledertasche heran. Aus dem geräumigen Inneren brachte Mrs   Sacstroker drei Tonflaschen zum Vorschein.
    »Ich nenne das mein Dschinn-Tonikum«, sagte sie. »Ein Lätator. Es ist vulkanisches Wasser aus der heißen Quelle bei ›Nobody’s Perfect‹, meiner Kurklinik in Palm Springs.« Sie reichte eine Flasche John, eine Philippa und die dritte Mrs   Gaunt. »Du auch, Layla«, sagte sie streng. »Ich denke, du kannst einen Lätator ganz gut brauchen.« Dann zwinkerte sie den Zwillingen zu. »›Lätator‹ ist ein Begriff, den Dschinnärzte gern für Muntermacher verwenden.«
    »Es fühlt sich heiß an«, sagte Philippa. »Und irgendwie lebendig. Als ob sich dadrin was bewegt.« Sie presste die Hände an die harte Tonflasche. »Oder wie etwas Kochendes. Wie Wasser im Kessel.«
    »Nun trinkt es aus, bevor es kalt wird«, sagte Mrs   Sacstroker.
    Als sie sahen, wie ihre Mutter den Lätator ohne zu zögern trank, taten die Zwillinge das Gleiche und stellten fest, dass essogar gut schmeckte und – was noch besser war – dass sie sich sofort wohler fühlten. Doch Mrs   Sacstroker war noch nicht mit ihnen fertig. Wieder griff sie in ihre Tasche, kramte zwei glatte flache Steine in Größe und Form von Untertassen heraus und gab jedem Zwilling einen.
    »Wow«, rief John. »Der ist ja auch heiß.«
    »Das ist ein Salamanderstein«, erklärte Mrs   Sacstroker. »Er kommt vom Mittelpunkt der Erde und verliert seine Hitze nie. Jedenfalls nicht vor sechzig, siebzig Jahren. Ihr könnt sie immer in der Manteltasche dabeihaben, wenn ihr in der Stadt rumlauft. Oder legt sie nachts ins Bett. Wie eine heiße Wärmflasche. Der Stein wird euch helfen, in Schwung zu bleiben und das Trägheitsgefühl zu überwinden.«
    »Danke, Jenny«, sagte Mrs   Gaunt und umarmte die andere Frau liebevoll.
    »Keine Ursache, Layla. Ich freue mich, wenn ich euch helfen konnte.«
    Mrs   Gaunt sah die Zwillinge an. »Hört mal, Kinder«, sagte sie. »Mrs   Sacstroker und ich haben eine Menge zu besprechen. Nehmt doch Dybbuk mit in die Küche und lasst euch von Mrs   Trump ein Sandwich machen.«
    Mit einem Blick auf Philippa fügte Mrs   Sacstroker hinzu: »Aber sagt Mrs   Trump, sie möchte dafür sorgen, dass Dybbuk kein Salz bekommt, ja? Salz verträgt er nicht gut. Habe ich Recht, Dybbuk?«
    Dybbuk rollte wieder mit den Augen, dann folgte er den Zwillingen in die Küche.
    Mrs   Trump hatte schlechte Laune. In letzter Zeit war sie oft bedrückt und mürrisch, und die Zwillinge wussten auchwarum. Nach ihrem Lotteriegewinn hatte Mrs   Trump einen Teil ihres Vermögens für eine Wohnung im berühmten Dakotagebäude in der 72 nd Street ausgegeben. Sie beschäftigte dort eine Putzfrau, eine gewisse Miss Pickings, die für sehr viel Geld sehr wenig arbeitete. Weil aber Mrs   Trump tagsüber nicht zu Hause, sondern bei den Gaunts war, konnte Miss Pickings ungestört den ganzen Tag herumsitzen, fernsehen und Kaffee trinken. Längst schon hätte Mrs   Trump ihre faule Reinemachefrau entlassen, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass Miss Pickings schon gegen ihre ehemaligen Arbeitgeber erfolgreich prozessiert hatte – wegen ungerechter Kündigung. Nun befürchtete die arme Mrs   Trump, dass sie am Ende vor Gericht stehen würde, wenn sie die Frau vor die Tür setzte.
    Der Fall Trump/​Pickings war eines der beiden Probleme, die John sofort angehen wollte, sobald seine Kräfte durch wärmeres Wetter wiederhergestellt wären. Sein zweites Problem war Gordon Wartenswin, ein Junge, von dem er zurzeit in der Schule tyrannisiert wurde. John hatte sich schon viele Gedanken darüber gemacht, was er gegen Gordon Wartenswin unternehmen wollte. Sein Nachname schien förmlich danach zu schreien, den Typ in ein Warzenschwein zu verwandeln, aber John konnte sich nicht ganz vorstellen, dass Mrs   Gaunt dieses Vorhaben billigen würde. Es gab durchaus Zeiten, da fand John es eher lästig, in einen Stamm guter Dschinn hineingeboren zu sein. Wäre er ein Angehöriger der Ifrit gewesen, des mit Abstand gemeinsten Dschinnstamms, würde sich Wartenswin längst in einem Schlammloch in der afrikanischen Savanne suhlen und Termiten fressen, wie sich das für ein Warzenschwein gehörte.

»Imagine«

    Nach dem Essen nahmen John und Philippa Dybbuk mit
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