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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Autoren: P. B. Kerr
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atmen, Schweiß brach ihnen aus und schließlich wurde ihnen sogar übel. Sie hatten das Gefühl, als müssten sie sich übergeben oder gleich ohnmächtig werden. Mrs   Gaunt ahnte sofort den Zusammenhang.
    »Hier liegen zu viele Wünsche in der Luft, das ist es«, erklärte sie und rief schnell ein Taxi, um die beiden nach Hause zu bringen. »Menschen wünschen sich dieses und jenes, sie wünschen einander frohe Weihnachten und werfen mit guten Wünschen nur so um sich. Weihnachten ist ein einziger großer Wunsch. Für Irdische ist das in Ordnung. Aber als junge Dschinn in einem kalten Klima könnt ihr euch nicht gegen diese Wünsche wehren, auch nicht, wenn ihr wolltet. Und es wirkt sich nur negativ für euch aus.«
    »Mir ist wirklich komisch«, gab John zu, als sie im Taxi saßen. »Irgendwie dumpf im Kopf und ganz durcheinander.«
    »Das ist ja nichts Neues«, sagte Philippa schwach, aber John war zu müde, um mit einer passenden Antwort zu kontern.
    »Ich hätte es wissen müssen«, warf sich Mrs   Gaunt vor. »WG kommt zu dieser Jahreszeit sehr häufig vor. Als Kind, in London, habe ich selbst darunter gelitten.«
    »WG?«, flüsterte Philippa. »Was ist das?«
    »Wunsch-Gewimmel«, sagte ihre Mutter.
    Philippa nickte. Sie kannte das so genannte unbewusste Wunsch-Erfüllen, was bedeutete, dass ein Dschinn einem Menschen einen Wunsch erfüllte, ohne es selbst zu merken. Wie zum Beispiel damals, als sie unbewusst dafür gesorgt hatte, dass ihre Haushälterin Mrs   Trump in der Staatslotterie von New York gewann. Doch der Begriff WG war ihr neu.
    »Gleich wird’s euch besser gehen«, sagte Mrs   Gaunt. »Sobald wir euch wieder im Warmen haben. Trotzdem denke ich, dass vielleicht mal eine Dschinnärztin nach euch sehen sollte. Einfach, damit ihr besser durch die Winterträgheit kommt.«
    »Winter   … was?«, stöhnte John.
    »So nennt man den Stillstand der normalen Dschinnfähigkeiten«, erklärte seine Mutter.
    In wenigen Minuten hielt das Taxi vor ihrem Haus und Mrs   Gaunt scheuchte die Kinder durch die gewölbte Ebenholztür ins Wohnzimmer, wo ein Feuer im Kamin ruhig vor sich hin brannte.
    »Setzt euch ans Feuer, Kinder«, sagte sie. »Wir werden euch schnell wieder warm bekommen.«
    Da der Holzkorb leer war und der Kohleneimer nur nochwenige Stücke Kohle enthielt, rief Mrs   Gaunt nach der Haushälterin. Mrs   Trump arbeitete trotz ihres Lotteriegewinns weiterhin für die Gaunts, denn sie hatte die Familie lieb gewonnen, besonders die Kinder. Dass diese Dschinn waren und dass sie ihr Vermögen von 33   Millionen Dollar nur gewonnen hatte, weil Philippa damals ihren Wunsch erfüllt hatte, davon ahnte sie allerdings nichts.
    Mrs   Trump erschien in der Tür, lächelnd, um ihr teures neues Gebiss vorzuführen. Unter ihrem Kittel trug sie ein
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und eine fünffache Perlenkette. Mit ihrem Haar, das sie bei Pierre Petomane in der Fifth Avenue hatte schneiden und färben lassen, sah sie besser aus denn je.
    »Die Zwillinge haben sich eine Erkältung eingefangen, Mrs   Trump«, sagte Mrs   Gaunt. »Wir müssen ein bisschen nachlegen, damit den beiden ordentlich warm wird. Wenn Sie bitte noch Kohlen bringen, dann hole ich inzwischen Holz.«
    »Ja, Mrs   Gaunt.«
    Während die beiden Frauen Holz und Kohle heranschafften, kauerten die Zwillinge vor dem Feuer. Nicht lange, und zwei große Hunde kamen ins Zimmer. Kaum hatten sie das Problem erkannt, verschwanden sie noch einmal und kehrten kurz darauf jeder mit einem ordentlichen Holzscheit im Maul zurück. Sie ließen die Stücke auf die Kohlen fallen, dann bezogen sie zu beiden Seiten des Kamins Stellung, wie um die Kinder zu bewachen.
    John lächelte, obwohl seine Zähne vor Kälte klapperten wie Kastagnetten. Dass Alan und Neil früher Menschen gewesen waren, fiel ihm leichter zu glauben als der Umstand, dass sieeinmal versucht hatten, seinen Vater umzubringen. Solange die Zwillinge auf der Welt waren, hatten die Hunde immer auf sie aufgepasst – man durfte mit Sicherheit behaupten, dass ihre Treue keine Grenzen kannte. Einmal hatten John und Philippa ihre Mutter gefragt, ob sie es nicht für richtig halte, Alan und Neil nach so langer Zeit treuer Dienste in Menschen zurückzuverwandeln. Aber Mrs   Gaunt hatte bedauert und erklärt, das sei unmöglich, da diese Verwandlung lebenslang gelte. Außerdem hatte sie geschworen, ihre Dschinnkräfte nie mehr anzuwenden.
    Ob dann vielleicht
er
die beiden zurückverwandeln könne,
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