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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon
Autoren: P. B. Kerr
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mehr. Aber das Risiko lohnte sich. Der erste ihrer drei Wünsche wartete bereits auf dem Nummernkonto einer Schweizer Bank in Zürich. Bargeld. Eine hohe Summe. Montana Retch freute sich schon darauf, ihr Geld auszugeben, aber erst musste die Aufgabe erledigt sein. Sie war eine geduldige Frau. Und das war auch nötig. Sie hatte sich überlegt, dass siePhilippa am einfachsten finden könnte, wenn sie ihrem Zwillingsbruder John folgte. Deshalb war sie nun in Samarra aufgetaucht, wo sie sich durchgefragt und schließlich Groanin im Restaurant Kebabylon an der Straße nach Bagdad aufgespürt hatte.
    Sie hörte auf zu fotografieren und verstaute die Kamera wieder in ihrer Tasche, direkt auf einem großen Magnum-Opus-Revolver, mit dem sie ihr Opfer erschießen wollte. Aus Erfahrung wusste sie, dass man einen Dschinn am einfachsten mit einem Schuss aus einer Schnellfeuerwaffe tötete. Zog man nämlich bei kleineren Handfeuerwaffen gerade den Abzugshahn und war die Kugel noch kaum aus dem Lauf, hatte sich der Dschinn schon in Rauch verwandelt. Das konnte mit der Magnum Opus nicht passieren. Der einzige Nachteil dieser Waffe war das Gewicht. Eine Magnum Opus konnte man nicht eben mal locker in die Hand nehmen, man musste sie mehr oder weniger hochheben. Mit fünf Pfund war sie so schwer wie eine Hantel. Meistens wurde die Magnum Opus für die Jagd auf Grizzlybären eingesetzt; für Montana Retch aber war es die Waffe ihrer Wahl. Sie nannte das Gewehr ihren Dschinn-Töter.
    »Sie sind sehr fotogen«, versicherte sie Groanin.
    Der Butler lächelte erfreut. Ein solches Kompliment von einer Frau hatte er lange nicht gehört.
    Eine halbe Stunde später – Miss Retch saß immer noch bei ihm – erschien plötzlich John in der Tür des Restaurants, dicht gefolgt von seiner Schwester, einem Wanderfalken und zwei Männern, die Groanin nicht kannte. Um das lautstarke und sichtlich fröhliche Wiedersehen zu dokumentieren, griff MissRetch nach einer anderen Kamera, hielt sie ans Auge und gab vor zu fotografieren. Doch das war nun eine Kamera, mit der Miss Retch sehr wohl umzugehen wusste. Es war eine Wärmekamera, mit der sich die Hitze aufspüren ließ, die ein Objekt ausstrahlte – und dass der Körper eines Dschinn doppelt so viel Wärme abgibt wie der Körper eines irdischen Wesens, ist eine simple Tatsache.
    »Philippa!«, rief Groanin und drückte das Mädchen an seinen umfangreichen Bauch.
    »Mr   Groanin«, sagte John, »darf ich Ihnen Alan und Neil vorstellen?«
    »Doch nicht im Ernst?«
    »Im Ernst.«
    »Das ist ja eine Freude, meine Herren!« Groanin schüttelte Alan und Neil die Hände, und in Miss Retchs Wärmekamera erschienen alle drei Männer gelb.
    Miss Retch lächelte freundlich, als John sie mit einem Kopfnicken begrüßte. Er und seine Schwester waren durch und durch rot im Bildsucher der Kamera: also heiß. Ein netter Junge, dachte sie, schade, dass sie auch ihn würde töten müssen. Aber die Dschinnschwester töten und den Dschinnbruder am Leben lassen, das würde mit Sicherheit Ärger geben.
    Darius kam heran und umarmte John herzlich. »Schön, dich zu sehen, junger Herr«, sagte er.
    Miss Retch steckte ihre Wärmekamera wieder ein und legte die Hand an den gummierten Griff des vernickelten Revolvers. Während Groanin John umarmte und Philippa Darius begrüßte, öffnete Miss Retch mit dem Daumen den Zylinder, um zu kontrollieren, ob jedes der fünf langen Geschosse anOrt und Stelle steckte. Befriedigt schloss sie den Zylinder, entsicherte den Revolver und hielt ihn dicht an ihrer Körperseite. Wenn John etwas nach links geht, dachte sie, sodass er genau vor Philippa steht, müsste ich beide Zwillinge mit einem einzigen Schuss treffen.
     
    Miss Montana Retch war nun ganz auf ihr Vorhaben konzentriert und bemerkte nicht die große, außergewöhnlich schöne Frau, die im Halbdunkel hinter ihr aufgetaucht war. Hätte sie die Fremde durch ihre Wärmekamera betrachtet, hätte sie sie ebenso rot gesehen wie die Zwillinge. Die Dschinnfrau war nämlich niemand anderes als Mrs   Gaunt persönlich, deren unerwartete und bis jetzt unbemerkte Ankunft im Restaurant Kebabylon damit zusammenhing, dass sie gespürt hatte, was Alan und Neil zugestoßen war.
    Keinem Dschinn bleibt es verborgen, wenn ein Wesen, das er selbst in ein Tier verwandelt hat, getötet wird. Und für Alan und Neil war es ein großes Glück, dass Mrs   Gaunt damals, als sie vor mehr als zehn Jahren die beiden in Hunde verwandelt hatte, daran gedacht
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