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Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Akhenaten-Abenteuer
Autoren: P. B. Kerr
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Spiegel hinaus verlief der Sprung bis in das Kopfteil seines Betts, sodass sogar das Holz gesprungen war. Oder vielleicht war es auch andersherum, denn auf seinem Kopfkissen befanden sich eine kleine versengte Stelle und ein Riss. Es sah fast so aus, als hätte sich der Schmerz aus seinem träumenden Gehirn in Energie umgewandelt, die sich auf die umliegenden Gegenstände in seinem Zimmer auswirkte.
    Zumindest war das Johns erster Gedanke.
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte Philippa, die in der Tür stand und den Schaden betrachtete. »Hast du in der Nacht Hunger bekommen und an der Wand herumgeknabbert?«
    »Sehe ich etwa aus wie ein Hamster?«, fragte John gereizt. Dennoch traute er sich kaum, seiner Schwester zu erzählen,was er sich als Erklärung für den seltsam anmutenden Sprung im Spiegel zusammengereimt hatte. Er fürchtete, sie würde ihn auslachen.
    »Nein«, sagte sie. »Aber manchmal riechst du wie einer.« Sie ging zum Spiegel und fuhr vorsichtig mit der Fingerkuppe über den Sprung. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt sagen, dass es wie nach einem Erdbeben aussieht. Aber das letzte dieser Größenordnung im Bundesstaat New York war ein Erdbeben mit der Stärke 5,1 im Jahr 1983.«
    »Du scheinst eine Menge darüber zu wissen«, sagte John beeindruckt.
    »Ich habe vor ein paar Wochen einen Fernsehfilm darüber gesehen«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Das hier ist merkwürdig.«
    »Klar ist es merkwürdig«, sagte John, doch Philippa hatte sein Zimmer schon wieder verlassen. Mehrere Minuten lang dachte er nicht mehr an das, was sie gesagt hatte, bis sie mit einer Ausgabe der
New York Times
zurückkam.
    »Sieh dir das an!«, rief sie aufgeregt und drückte ihm die Zeitung in die Hand.
    »Die Zeitung von gestern? Was soll das?«
    »In Ägypten gab es ein Erdbeben.«
    »Was hat das mit dem Sprung in meinem Spiegel zu tun?«
    »Schau es dir genau an«, erwiderte Philippa. Sie nahm ihm die Zeitung wieder ab und drückte sie an den Spiegel. Auf dem Foto der Titelseite war ein Riss in der Wand des weltberühmten Ägyptischen Museums von Kairo abgebildet. Es hing nun direkt neben dem Sprung in Johns Wandspiegel. Mit offenemMund starrte er das Bild an: Die beiden gezackten Risse waren identisch.
    »Wow«, sagte John atemlos. »Das ist ja cool!«
    Wieder runzelte Philippa die Stirn. »Das hast du mit Absicht gemacht. Um mich zu schocken.«
    »Das habe ich
nicht
«, beharrte John. »Ehrlich. Ich schwöre es dir: Als ich aufgewacht bin, war er plötzlich da.«
    »Was ist passiert?«
    »Das klingt jetzt sicher bescheuert, aber ich habe geträumt, ich hätte fürchterliche Zahnschmerzen. Das Seltsame daran ist, dass es fast so aussieht, als würde der Riss genau an der Stelle auf meinem Kopfkissen beginnen, wo meine Wange lag.«
    Statt sich über ihn lustig zu machen, untersuchte Philippa das Kopfkissen. »Warum habe ich das dann nicht auch geträumt?«, wollte sie wissen. »Schließlich haben wir doch oft die gleichen Träume.«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt«, gab John zu. »Vermutlich liegt es daran, dass ich mehr Angst vor dem Zahnarzt habe als du.«
    Philippa nickte. Es stimmte. »Aber das erklärt noch nicht die Ähnlichkeit zwischen dem Riss in deiner Wand und dem Riss an der Wand des Museums von Kairo.«
    Als sie ein paar Stunden später die vierundzwanzig Stockwerke hinauf in die Praxis von Dr.   Maurice Larr auf der Third Avenue stiegen, diskutierten sie immer noch den Riss in der Wand.
    Die Zwillinge trafen ihre Mutter, die den Aufzug genommenhatte, im Wartezimmer, wo Dr.   Larr sich mit ihr nicht über Zahnmedizin, sondern über Tennis unterhielt, was beide sehr gern spielten.
    Dr.   Larr warf einen Blick über seinen Brillenrand und zwinkerte den Kindern zu. »Sie hat mich glatt in den Boden gestampft«, sagte er und beschrieb das letzte gemeinsame Tennisspiel im Detail. »Richtig gedemütigt, dass ich mich vor Scham am liebsten in ein Loch verkrochen hätte. Eure Mutter hätte wirklich ein Profi werden können. Es gibt professionelle Tennisspielerinnen, die sich ihren Aufschlag wünschen würden. Und dabei noch so graziös! Schon das allein ist eine Seltenheit. Viele weibliche Tennischampions gehören doch eigentlich ins Herrenteam! Aber nicht eure Mutter. Ihr könnt stolz auf sie sein.«
    Die Zwillinge nickten höflich. Sie waren längst daran gewöhnt, dass ihre Mutter für alles und jedes in den Himmel gelobt wurde. Manchmal schien es ihnen, als hätte das
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