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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Herz hämmerte Endriel gegen die Brust. Keine Minute mehr, und sie waren hier! »Kai!«
    »Ich hab’s gleich!«, murmelte er. »Ich hab’s gleich – ich hab’s! « Er öffnete die Augen und trat einen Schritt zurück.
    Der schwarze Spiegel löste sich auf. Der gewaltige Nexus öffnete sich und plötzlich lag ein langer, metallener Tunnel vor ihnen. An seinem Ende zog sich eine zerklüftete Gebirgskette am unerreichbar weiten Horizont dahin. Die Sonne brach durch eine graue Wolkendecke und schüttete silbernes, kaltes Licht auf die Berge. »Hat es geklappt?«, fragte Endriel unsicher. »Ist das ...?«
    »Der Saphirstern«, antwortete Kai.
    Wieder hörten sie Keru brüllen: »Was quatscht ihr da so lange? Sie werden gleich hier sein!«
    Endriel und Kai hoben den Sarkophag an. Als sie durch den Nexus schritten, glaubte Endriel, irgend etwas besonderes fühlen zu müssen, vielleicht ein Prickeln auf der Haut, ein leichtes Schwindelgefühl, ein Knacken im Innenohr – schließlich brachten sie mit diesen paar Schritten mehrere Millionen Kilometer hinter sich; eine Entfernung, die sie sich nicht einmal annähernd vorstellen konnte. Doch da war nichts, nur das wenig dramatische Gefühl von einem Zimmer ins andere gegangen zu sein.
    Sie blickte sich um, sah glatte Metallwände ohne Verzierungen. Kalte Luft schnitt ihr in die Lungen. Bis auf den Wind, der durch den Tunnel heulte, war es still hier. Die Atmosphäre war unbehaglich und befremdlich, wie auf dem größten Friedhof des Universums. Endriel wollte nur eines: wieder zurück. Und sie war froh, als Kai ihr bedeutete, den Sarkophag abzustellen. »Willkommen zu Hause, Meister«, flüsterte er und strich über das Artefakt.
    »So, das war’s!« Endriel sah sich unsicher um und erinnerte sich an das Gespenst aus der blauen Krypta; sie konnte auf eine ähnliche Sinnestäuschung gut verzichten. »Deine Mission ist erfüllt, jetzt lass uns wieder ... was ... was hast du?«
    Kai sah sie an. Er lächelte, doch es sah traurig aus. »Endriel, meine Mission ist längst nicht erfüllt.«
    Ein kalter Schauer packte sie. »Was? Aber ...!«
    Er umrundete den Sarkophag und fasste nach ihrer Hand. »Das war nur der erste Schritt. Ich werde Yu Nan nach Shannashai bringen, in seine Heimatstadt. Sie liegt etwa fünfzig Kilometer von hier entfernt. Es wird ein langer Weg.«
    Die Zeit zersplitterte. Endriel starrte ihn entsetzt an. »Nein!«, war alles was sie hervorbringen konnte.
    Kai umschloss ihre Finger mit beiden Händen. Sie waren warm. Wind wehte ihm eine Haarsträhne in die Stirn. »Endriel, hör mir zu: Du und deine Leute, ihr müsst verschwinden, bevor der Kult hier eintrifft. Sie werden euch nicht verfolgen. Sie wollen nur das Portal!«
    »Nein!«, rief sie wieder aus und fiel ihm um den Hals, schloss die brennenden Augen. »Ich lasse dich nicht gehen!«
    Er strich ihr über das Haar. »Ich habe es versprochen, Endriel.«
    Sie löste die Umarmung. »Was ... was wird aus dir?«
    »Ich habe noch eine kleine Überraschung für sie in petto.« Er hob die Armschiene.
    » Seid ihr taub? «, brüllte Keru von der anderen Seite des Portals, über die Kluft zwischen zwei Planeten hinweg.
    Endriel ignorierte ihn; sie hatte nur Augen für Kai. Eine Träne rollte ihr über die Wange, sie wischte sie ärgerlich weg. »Glaubst du, ich gebe mich damit zufrieden – Abschied für immer? Glaubst du, ich lasse dich auf diesem blöden Stern verrotten?«
    Ihre Worte schienen ihm weh zu tun. »Endriel ...«
    »Verdammt nochmal, ich liebe dich, Kai!« Eine unendliche Sekunde war Stille. Endlich waren die Worte über ihre Lippen gekommen, die Last war von ihr genommen. Nun kam, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte: seine Antwort.
    »Beeilt euch, oder wollt ihr geröstet werden, verflucht?«, donnerte Keru.
    Kai starrte sie an, lächelte überrascht. »Warum ... warum hast du nie ... ich meine, vorher?«
    »Weil ich dumm bin!«, antwortete sie und lachte und weinte gleichzeitig. »Wegen dem, was du über Liyen gesagt hast. Verdammt noch mal, ich liebe dich und ich lasse nicht zu, dass du jetzt aus meinem Leben verschwindest! Ich ...!«
    Da beugte er sich vor und küsste sie auf die Lippen. Endriel schloss die Augen. Sie spürte seine Zunge in ihrem Mund: warm und weich; spürte Schmetterlinge und Drachenschiffe in ihrem Bauch und wünschte sich, diesen Moment für immer festhalten zu können, genau wie ihn.
    »Verdammt, wir haben keine Zeit für diesen Unsinn!«, rief Keru. Mittlerweile
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