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Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn

Titel: Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
Autoren: Dane Rahlmeyer
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schwarzen Fledermausflügel ausgebreitet, als wolle sie jeden Moment flüchten.
    Endriel musste sich zwingen, nicht mit den Schultern zu zucken, um ihre Freundin nicht abzuwerfen. Sie löste ihren Blick vom Bullauge und sah in Nelens winziges Gesicht:
    Die Yadi war noch ziemlich jung, sechzehn Jahre alt, und sehr klein, selbst für eine Angehörige einer Rasse, von der nur wenige größer wurden als dreißig Zentimeter. Wie alle Yadi war sie so grazil gebaut, dass Endriel oft Angst hatte, sie könne wie ein dünner Zweig zerbrechen. Doch Nelen war zäher, als man vermuten würde.
    Ihr Gesicht schien menschlich und doch wieder nicht. Nelens mandelförmige Augen mit der wunderschönen violetten Iris lagen unter dicken Brauen. Ihre langen, spitzen Ohren waren mit einem dünnen Flaum bewachsen. Nelen trug ihr Haar kinnlang; es war pechschwarz und wild, und ließ von ihren Hörnern nur elfenbeinfarbene Spitzen erkennen. Wie üblich trug sie ein Gewand aus schwarzen Seidenbändern, die sie um den Körper und um die Füße gewickelt hatte. »Es wird langsam Zeit«, drängte sie, als könnte Endriel das Schiff dadurch herbeizaubern.
    Die verzog als Antwort nur den Mund, während ihr Blick über ihre Mitreisenden glitt, welche die Kabine mit ihnen teilten.
    Rechts von ihnen hockten zwei Skria-Frauen im Schneidersitz. Die beiden Katzenwesen waren in ein Gespräch über Musik vertieft (»Ka-Shors Lieder sind und bleiben die Größten« – »Ich finde, sie hat in letzter Zeit stark nachgelassen. Es fehlt das Feuer ihrer ersten Kompositionen«, blablabla). Da beide lebhaft gestikulierten, mussten Endriel und Nelen aufpassen, um nicht von ihren Krallen in Stücke gerissen zu werden.
    Gegenüber lag ein Draxyll mit ockerfarbener Haut und beanspruchte einen Großteil der Sitzkissen aus schwarzem Samt für sich, die ziemlich fadenscheinig aussahen, nachdem sich unzählige Hinterteile auf ihnen breit gemacht hatten. Das alte Reptil lag auf dem Bauch und streckte die Gliedmaßen von sich, sodass sein entenartiger Schnabel beinahe Endriels Rucksack berührte.
    Sie zog das Gepäckstück näher an sich. Es könnte peinlich werden, sollte der Draxyll aus Versehen den besonderen Inhalt aktivieren.
    Der einzige andere Mensch saß in der Nähe der Schiebetür: ein dicklicher, kahlrasierter Mann in Schwarz. Ein braunhäutiger Draxyll (der Robe nach der Geschäftspartner seines schlafenden Artgenossen) hockte neben ihm, und las ihm die Zukunft aus der schwieligen Hand.
    »Wie es aussieht, haben Sie großes Glück mit den Frauen.«
    Der Mensch blinzelte verwirrt. »Meine Frau hat mich erst vor zwei Tagen verlassen!«
    »Nun«, sagte der nebenberufliche Seher mit träger Stimme. »Glück ist eine Sache der Betrachtungsweise, mein Freund.«
    Endriel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: Vertreter der vier Hohen Völker auf engstem Raum versammelt. Es funktionierte erstaunlich gut. Trotzdem hätte sie sich eine etwas komfortablere Unterbringung gewünscht, doch leider war die Kolibri kein Luxus-Himmelskreuzer, sondern ein stinknormaler Frachter des Dakom-Re-Flugunternehmens. Dementsprechend handelte es sich bei den anderen Reisenden ausschließlich um Geschäftsleute, welche ihre Waren während der Überführung nach Teriam begleiteten.
    Um sich abzulenken, starrte Endriel wieder durch das Bullauge und beobachtete zusammen mit Nelen, wie Hunderte von Metern unter ihnen die Landschaft vorbeihuschte, wobei die Schiffsantriebe nervtötend im Hintergrund dröhnten wie ein wütender Bienenschwarm.
    Der Himmel hatte sich mittlerweile zu einem durchscheinenden Blau aufgehellt, während die Sonne sich auf ihren Weg zum Zenit machte. Doch von dem anderen Schiff gab es immer noch keine Spur. Und das gefiel Endriel ganz und gar nicht.
    Nelens Flügel zuckten nervös. »Glaubst du, sie haben Wind von uns gekriegt und sind wieder umgedreht?«
    »Quatsch«, flüsterte Endriel. »Du machst dir zu viele Gedanken. Es wird schon kommen.«
    »Wenn nicht, stehen wir ziemlich dumm da, hm?«
    »Keine Sorge – es wird schon kommen.«
    Allerdings bröckelte Endriels Zuversicht allmählich. Sicherheitshalber zog sie ihre Taschenuhr hervor und ließ den Deckel aufklappen. Nein, die Zeit stimmte. Nur das Schiff war langsam überfällig.
    Nelen sprang von der Schulter ihrer Freundin und blieb flatternd vor dem Bullauge hängen, sodass Endriel sich zurücklehnen konnte. Sie genoss den leichten Wind aus Nelens Flügeln und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Dabei war
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