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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel
Autoren: Patrick Dunne
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gewartet.«
    »Wissen wir, wie die Kerzen angezündet wurden?«
    »Jedenfalls nicht mit Streichhölzern, bei mehr als hundert Kerzen hätten wir Streichholzköpfe oder Rußspuren finden müssen. Ein Feuerzeug hätte sich ziemlich überhitzt, und der Täter hätte irgendwo hinaufsteigen müssen, um an die höheren Kerzen zu kommen.«
    »Oder einen Wachsstock benutzen müssen. Aber wir haben keinen gefunden, oder?«
    »Was bitte ist ein Wachsstock?«
    »Jack, du warst offensichtlich kein Ministrant in deiner Jugend. Es ist eine sehr dünne und lange Kerze. Wir sehen noch mal in der Sakristei nach. Was gibt’s noch?«
    »Nicht viel, und das überrascht, weil das Kircheninnere laut Mrs Luby jungfräulich sauber war und jede frische Spur sofort verraten hätte.«
    »Wer ist Mrs Luby?«
    »Die Messnerin, sie war ziemlich aus dem Häuschen wegen der Geschichte, hat aber trotzdem großen Wert auf die Feststellung gelegt, dass die Kirche an diesem Abend blitzblank war.«
    »Wieso das?«
    »Es hatte mit einer wichtigen Hochzeit am selben Tag zu tun, die Kirche präsentierte sich von ihrer besten Seite, deshalb waren zum Beispiel die Kerzenhalter mit Messingpolitur behandelt worden. Mrs Luby musste aber nach der Hochzeit gleich noch eine Säuberungsaktion mit ein paar freiwilligen Helferinnen organisieren. Der Boden war wegen des nassen Wetters mit Schlamm bespritzt, sie mussten alles wischen, und sie haben viel gefegt und gesaugt – Blütenblätter, Taschentücher und Papierschnipsel, was so alles herumlag. Wir hätten uns keine besseren Bedingungen wünschen können, um Fingerabdrücke in den Kirchenbänken, Beichtstühlen oder sonstwo zu nehmen, weil das ganze Mobiliar ebenfalls noch eine Politur verpasst bekam. Aber wir haben absolut nichts, nicht mal einen Schmutzfleck… und auch keine Spur auf den Lichtschaltern in der Sakristei.«
    »Wie lange war die Kirche nach der Reinigung noch offen?«
    »Mrs Luby sagt, sie hat sofort, nachdem sie fertig war, abgesperrt, so gegen sieben.«
    »Wenn der Täter allein war, muss er also vorher ins Gebäude geschlichen sein und sich versteckt haben.«
    »Ja, und wie es der Zufall will, finden sich gleich hinter dem Seiteneingang ein paar schwache Stiefelabdrücke aus Kiespartikeln. Die Abdrücke zeigen ins Innere, dann kommt eine Matte, auf die er getreten sein muss, denn wir haben ähnliche Partikel auf ihr gefunden. Die Abdrücke könnten auch später gemacht worden sein, als er die Leiche in die Kirche brachte. Der entscheidende Punkt ist, dass sie sehr groß sind, Schuhgröße zwölf bis vierzehn, was auf eine ungewöhnlich große Person schließen lässt, über einsfünfundneunzig.«
    Dempsey sah ihn skeptisch an.
    »Ja, ich weiß«, sagte Taaffe, »klingt, als hätten Dracula und Frankensteins Monster in ein und derselben Nacht Kilbride besucht.«
    »Lavelle hat jedenfalls Schuhe mit flachen Sohlen getragen, als wir am Schauplatz eintrafen«, sagte Dempsey. »Fällt der Spurensicherung etwas zu den Stiefelabdrücken ein?«
    »Sie ähneln dem Profil auf den Sohlen von Gummi oder Anglerstiefeln.«
    »Gut, dann müssen wir die Priester noch ein bisschen mehr belästigen und die Fußbekleidung von allen untersuchen. Gerade bei Gummistiefeln könnte auch ein kleinerer Mann ein paar Nummern größer tragen. Weiter – Zeugen?«
    »Mindestens ein Dutzend Leute, die an der Straße wohnen, sagen, sie hätten kurz nach ein Uhr die Glocke läuten hören, aber wir haben nur eine Augenzeugin, eine Mrs Melia. Sie ist Witwe und lebt allein an der Hauptstraße. Sie hat noch im Bett gelesen. Nachdem die Glocke ungefähr zehn Minuten lang geläutet hatte, ist sie aufgestanden und hat aus dem Fenster geschaut, und dabei hat sie Lavelle die Straße entlanggehen und den Friedhofbetreten sehen. Sie hat gewartet, ob jemand herausgerannt kommt, wie sonst üblich, aber nach einer Weile hat sie das Interesse verloren und ist wieder ins Bett gegangen. Die Einfahrt zum Parkplatz kann sie von ihrem Schlafzimmerfenster auf der Giebelseite des Hauses nicht sehen, deshalb hat sie weder ein Fahrzeug noch Scheinwerfer bemerkt. Und es war so windig, dass man keinen Automotor gehört hätte.«
    »Verdächtige?«
    »Die Priester hatten alle Zugang zur Kirche, aber Quinn und Lyons können wir für diesen Abend ausschließen. Die beiden hatten gemeinsam die Hochzeitsmesse zelebriert und waren anschließend auf der Feier in Mullingar, sechzig Kilometer entfernt, der Bräutigam stammt von einem der großen Gestüte in
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