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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar
Autoren: H.P. Lovecraft
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auf dem unentzifferbaren Pergament in dem gräßlich geschnitzten Kasten mit dem Silberschlüssel gestanden, und Carter bereute bitter, es zurückgelassen zu haben. Die jetzt unerreichbare Wesenheit des Abgrunds hatte ihn ermahnt, seine Symbole nicht zu vergessen und zweifellos geglaubt, er wäre mit allen versehen.
    Im Laufe der Zeit steigerte er seine Bemühungen, sich der monströsen Kenntnisse von Yaddith zu bedienen, um einen Weg zurück in den Abgrund und zu der omnipotenten Entität zu finden. Sein neues Wissen hätte ihm beim Entziffern des Pergamentes sehr geholfen, doch unter den derzeitigen Umständen geriet ihm dieses Wissen einzig zum Hohn. Es gab jedoch auch Zeiten, wo die Zkauba−Facette die Oberhand gewann, und wo er sich bemühte, die widerstreitenden Carter−Erinnerungen zu tilgen, die ihn quälten.
    So verstrichen lange Zeiträume − unendlich länger, als es das menschliche Gehirn zu erfassen imstande ist, denn die Wesen von Yaddith sterben erst nach ausgedehnten Zyklen. Nach vielen hundert Umläufen schien die Carter−Facette 125
    über die Zkauba−Facette zu siegen und verbrachte ungeheure Zeitspannen damit, die räumliche und zeitliche Entfernung Yaddiths von der zukünftigen menschlichen Erde zu berechnen. Die Zahlenwerte waren bestürzend −
    unzählbare Äonen von Lichtjahren − doch das unvordenkliche Wissen von Yaddith erlaubte es Carter, solche Dinge zu begreifen. Er entwickelte die Kraft, sich vorübergehend auf die Erde zu träumen und erfuhr vieles über unseren Planeten was ihm bislang völlig unbekannt gewesen war. Doch die so dringend benötigte Formel auf dem vergessenen Pergament vermochte er nicht zu träumen.
    Zuletzt entwarf er einen wilden Plan, um von Yaddith zu fliehen − es begann damit, daß er eine Droge fand, die die Zkauba−Facette in ständigen Schlaf versetzte, ohne jedoch das Wissen und die Erinnerungen Zkaubas auszulöschen.
    Er glaubte, daß ihn seine Berechnungen eine Reise mit einer Lichtwellen−Hülle vollbringen lassen würden, wie sie noch kein Bewohner von Yaddith jemals vollbracht hatte — eine körperliche Reise durch namenlose Äonen und unglaubliche galaktische Bereiche ins Sonnensystem und zur Erde. Einmal dort, wenn auch im Körper eines klauenbewehrten und tapirschnauzigen Wesens, wäre er vielleicht irgendwie fähig, das mit seltsamen Hieroglyphen beschriebene Pergament, das er bei Arkham im Wagen gelassen hatte, zu finden und vollständig zu entschlüsseln; und mit seiner Hilfe − und der des Silberschlüssels − seine normale terrestrische Gestalt wiederzuerlangen.
    Er war den Gefahren dieses Versuchs gegenüber nicht blind. Er wußte, daß Yaddith, nachdem er den Planeten−Winkel auf die entsprechende Äone ausgerichtet hatte (etwas was sich unmöglich während eines Sturzes durch das All ausführen ließ), eine tote, von triumphierenden Dholes beherrschte Welt und seine Flucht in der Lichtwellen−Hülle eine höchst zweifelhafte Angelegenheit sein würde. Ebenso war er sich darüber klar, daß er sich, wollte er den äonenlangen Flug durch bodenlose Abgründe überleben, wie ein Adept in Scheintod versetzen mußte. Er wußte auch, daß er sich − vorausgesetzt, seine Reise gelang −gegen bakterielle und andere irdische, einem Körper von Yaddith schädliche Gegebenheiten immunisieren mußte. Weiterhin galt es einen Weg zu finden, auf der Erde so lange eine menschliche Gestalt vorzutäuschen, bis er das Pergament wieder an sich bringen, entziffern und diese Gestalt wahrhaftig annehmen konnte. Andernfalls würde er vermutlich entdeckt und von den Leuten aus Entsetzen über ein Ding, das es nicht geben durfte, vernichtet. Und er benötigte eine Handvoll Gold − das es auf Yaddith glücklicherweise gab −, um sich damit über die Zeit der Suche hinwegzuhelfen.
    Carters Pläne reiften allmählich heran. Er baute eine extrem widerstandsfähige Lichtwellen−Hülle, die der ungeheuren Zeit−Transition sowie dem beispiellosen Flug durchs All standhalten würde. Er überprüfte sämtliche Berechnungen und sandte unablässig erdwärts gerichtete Träume aus, wobei er sie so weit als möglich dem Jahr 1928 annäherte. Er praktizierte den Scheintod mit erstaunlichem Erfolg. Er entdeckte genau das bakterielleAgens, das er brauchte und errechnete die variierende Gravitationsbelastung, an die er sich gewöhnen mußte. Kunstvoll schuf er eine Wachsmaske und lockersitzende Kleidung, die es ihm ermöglichten, unter den Menschen als menschliches
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