Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar
Autoren: H.P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
unendlichen Phasen eben jener archetypischen und ewigen Wesenheit dar. Randolph Carter in jedem Alter; Randolph Carter und alle seine Vorfahren, die menschlichen und die nicht menschlichen, die terrestrischen und die präterrestrischen −, sie alle waren nur Phasen eines ewigen, Ultimaten »Carter« jenseits von Zeit und Raum −
    Phantomprojektionen, einzig differenziert durch den Winkel, unter dem die Bewußtsemsebene den ewigen Archetypus jeweils gerade schnitt.
    Die kleinste Veränderung des Winkels konnte den Gelehrten von heute in das Kind von gestern verwandeln; konnte Randolph Carter in jenen Hexer Edmund Carter verwandeln, der 1692 aus Salem in die Berge hinter Arkham floh, oder in jenen Pickman Carter, der sich im Jahre 2169 merkwürdiger Mittel bedienen 121
    würde, um die Mongolenhorden aus Australien zu vertreiben; konnte einen menschlichen Carter in eine jener frühen Entitäten verwandeln, die im urzeitlichen Hyperborea gehaust und den schwarzen Tsathoggua angebetet hatten, nachdem er von Kythamil, dem Doppelplaneten, der einst den Arkturus umkreiste, herbeigeflogen war, konnte einen irdischen Carter in einen entfernten Urahn und zweifelhaft gestalteten Bewohner von Kythamil selbst verwandeln, oder in eine noch entferntere Kreatur des transgalaktischen Stronti, oder in ein vierdimensionales, gasförmiges Bewußtsein in einem uralten Raum−Zeit−Kontinuum, oder in ein Pflanzengehirn der Zukunft auf einem dunklen, radioaktiven Kometen mit unbegreiflichem Orbit − und so fort im endlos kosmischen Zyklus.
    Die Archetypen, pulsten die Wellen weiter, sind die Bewohner des Ultimaten Abgrunds, unermeßlich und nur von raren Träumern der niedrigdimensionierten Welten geahnt. Angeführt wurden sie von eben jener diese Informationen ausstrahlenden Wesenheit . . . die wahrhaftig Carters eigener Archetyp war.
    Carters und all seiner Vorfahren unersättlicher Hunger nach verbotenen Geheimnissen war ein natürliches Ergebnis ihrer Abstammung von dem Supremen Archetyp. Auf jeder Welt sind alle großen Zauberer, alle großen Denker, und alle großen Künstler Facetten von Ihm.
    Vor Ehrfurcht beinahe betäubt und mit einer Art schaurigen Entzücken huldigte Randolph Carters Bewußtsein jener transzendenten Entität von der es abstammte. Als die Wellen erneut aussetzen, sann er in der mächtigen Stille, dachte an seltsame Achtungsbezeigungen, seltsamere Fragen und noch seltsamere Bitten. Sonderbare Vorstellungen durchströmten im Widerstreit ein von ungewohnten Einsichten und unvorhergesehenen Offenbarungen verwirrtes Gehirn. Ihm wurde klar, daß er, falls diese Offenbarungen tatsächlich der Wahrheit entsprachen, all diese unendlich weitentfernten Zeitalter und Regionen des Universums, die er bislang nur aus Träumen gekannt hatte, körperlich besuchen könnte, geböte er nur über den Zauber, die Winkel seiner Bewußtseinsebene zu verändern. Und stand ihm dieser Zauber denn mit dem Silberschlüssel nicht zur Verfügung? Hatte er ihn nicht zuerst aus einem Mann des Jahres 1928 in einen Jungen des Jahres 1883, und dann in etwas völlig außerhalb der Zeit verwandelt? Trotz seiner momentanen und augenscheinlichen Körperlosigkeit, wußte er sonderbarerweise doch, daß er den Schlüssel noch immer bei sich trug.
    Während der noch anhaltenden Stille strahlte Randolph Carter die Gedanken und Fragen aus, die ihn bestürmten. Er wußte, daß er in diesem Ultimaten Abgrund von jeder Facette seines Archetypus gleichweit entfernt war −
    menschlich oder nichtmenschlich, terrestrisch oder extraterrestrisch, galaktisch oder transgalaktisch; und er fieberte vor Neugier bezüglich seiner anderen Seinsphasen − besonders jener zeitlich wie räumlich von einem irdischen 1928
    am weitesten entfernten Phasen, oder solcher, die seine Träume ein Leben lang hartnäckigst heimgesucht hatten. Er fühlte, daß ihn seine archetypische Entität durch eine Änderung seiner Bewußtseinsebene nach Belieben körperlich in jede dieser vergangenen und fernen Lebensphasen schicken konnte, und trotz der Wunder, die ihm widerfahren waren, brannte er auf das weitere Wunder, leibhaftig jene grotesken und unglaublichen Schauplätze zu durchwandern, die ihm die Visionen der Nacht fragmentarisch gezeigt hatten.

122
    Ohne bestimmte Absicht erbat er sich von der Erscheinung Zugang zu einer trüben, phantastischen Welt, deren fünf vielfarbige Sonnen, fremde Konstellationen, schwindelerregende schwarze Klippen, klauenbewehrte, tapirschnauzige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher