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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar
Autoren: H.P. Lovecraft
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Original als unrealistisch verbannen, verhält es sich in Wahrheit doch genau umgekehrt. Was wir Stoff und Realität nennen, ist Schatten und Illusion, und was wir Schatten und Illusion nennen, ist Stoff und Realität, Zeit, fuhren die Wellen fort, kennt keine Bewegung und weder Anfang noch Ende. Daß sie sich bewegt und die Ursache der Veränderung bildet, ist eine Illusion. Eigentlich ist sie selbst eine Illusion, denn außer in der engen Anschauung von Wesen der begrenzten Dimensionen, existiert so etwas wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht. Die Menschen stellen sich die Zeit nur auf Grund dessen vor, was sie Veränderung nennen,; aber auch dies ist Illusion. Alles das war und ist und sein wird, existiert gleichzeitig. Diese Enthüllungen erfolgten mit einer gottähnlichen Feierlichkeit, die Carter jedes Zweifeln unmöglich machte. Obwohl sie sein Fassungsvermögen beinahe überstiegen, spürte er, daß sie im Licht jener finalen kosmischen Realität, die alle lokalen Perspektiven und beschränkten partiellen Einsichten Lügen strafte, wahr sein mußten; und er war mit profunden Spekulationen genug vertraut, um frei zu sein von der Sklaverei lokaler und partieller Vorstellungen. Hatte seine ganze Suche denn nicht auf dem Glauben an die Unwirklichkeit des Lokalen und Partiellen gefußt?
    Nach einer eindrucksvollen Pause setzten die Wellen wieder ein und sagten, daß das, was die Bewohner der geringdimensionierten Zonen Wandel nennen, nur eine Funktion ihres Bewußtseins ist, das die externe Welt unter verschiedenen kosmischen Winkeln betrachtet. So wie die aus einem 120
    Kegelschnitt resultierenden Figuren mit den Schnittwinkeln zu variieren scheinen − je nach Winkel entstehen Kreis, Ellipse, Parabel oder Hyperbel, ohne daß jedoch der Kegel selbst eine Veränderung erfährt − genauso scheinen sich die lokalen Aspekte einer unveränderlichen und endlosen Realität mit den kosmischen Betrachtungswinkeln zu verändern. Die schwachen Bewohner der inneren Welten sind Sklaven dieser mannigfaltigen Bewußtseinswinkel, denn abgesehen von wenigen Ausnahmen, lernen sie es nicht, sie zu kontrollieren.
    Nur wenige Erforscher der verbotenen Dinge haben sich Spuren dieser Kontrollfähigkeit erworben, und dadurch Zeit und Wandel bezwungen. Doch die Entitäten außerhalb der Tore beherrschen alle Winkel und schauen die myriaden Teile des Kosmos ganz nach Wunsch entweder unter der fragmentarischen, die Veränderung involvierenden Perspektive, oder als die unwandelbare Totalität jenseits der Perspektive. Als die Wellen erneut aussetzten, erschloß sich Carter dumpf und erschreckend der letzte Hintergrund des Rätsels um seinen Identitätsverlust, der ihn anfangs so entsetzt hatte. Seine Intuition fügte die Fragmente der Enthüllung zusammen, und brachte ihn dem Erfassen des Geheimnisses schrittweise näher. Er begriff, daß ein Großteil der Enthüllungen bereits innerhalb des Ersten Tores über ihn gekommen wäre −
    und sein Ich in Myriaden irdischer Duplikate aufgespalten hätte −, hätte dies
    'Umr at−Tawil mit seiner Magie nicht verhindert, und somit sichergestellt, daß Carter den Silberschlüssel beim Öffnen des Ultimaten Tores präzis benutzen konnte. Auf deutlichere Erklärungen erpicht, sandte er Gedankenwellen aus, die eingehender nach der exakten Beziehung fragten, die zwischen seinen einzelnen Facetten bestand − zwischen dem Fragment, das jetzt jenseits des Ultimaten Tores weilte, dem Fragment, das noch immer auf der quasi−hexagonalen Säule jenseits des Ersten Tores thronte, dem Jungen des Jahres 1883, dem Mann des Jahres 1928, den verschiedenen Ahnwesen, die seine Erbanlagen bestimmt und das Bollwerk seines Ich errichtet hatten und den namenlosen Bewohnern anderer Äonen und anderer Welten, die jener erste gräßliche Blitz Ultimaten Begreifens mit ihm identifiziert hatte. Langsam verströmten die Wellen der Wesenheit eine Antwort, die verständlich zu machen suchte, was einen irdischen Geist nahezu überforderte.
    Alle Abstammungslinien von Wesen der endlichen Dimensionen, fuhren die Wellen fort, und alle Wachstumsstufen jedes einzelnen dieser Wesen sind nur die Manifestationen eines einzigen archetypischen und ewigen Wesens im All außerhalb der Dimensionen. Jedes lokale Wesen−Sohn, Vater, Großvater und so weiter − und jede individuelle Seinsstufe − Säugling, Kind, Junge, Mann −
    stellt nur eine der, durch Winkelvariationen der schneidenden Bewußtseinsebene bedingten,
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