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Die Katzen von Ulthar

Die Katzen von Ulthar

Titel: Die Katzen von Ulthar
Autoren: H.P. Lovecraft
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Gutes im Schilde führen. Da gibt es nur eines −
    diesen Betrüger hinter Schloß und Riegel bringen. Rufen Sie doch bitte die Polizei an, de Marigny, ja?«Dämpfe der Dreifüße vollführten mit den schwankenden Wandteppichen einen Totentanz. Der halberstickte Anwalt durchbrach das Schweigen.
    »Niemals, du Schwindler − mir jagst du keine Angst ein! Du wirst schon deine Gründe haben, die Maske aufzubehalten. Vielleicht würden wir dich ja erkennen. Runter damit − «
    Als Aspinwalls Arm vorschnellte, packte der Swami die Hand mit einem seiner plumpen, behandschuhten Gliedmaßen, und der Anwalt stieß einen sonderbaren, halbverblüfften Schmerzensschrei aus. De Marigny stürzte auf die beiden zu, blieb aber verwirrt stehen, als sich der Protestruf des scheinbaren Hindu in ein gänzlich unerklärliches Rasseln und Summen verwandelte.
    Aspinwalls hochrotes Gesicht war wütend, und mit seiner freien Hand fuhr er erneut auf den buschigen Bart seines Gegners los. Diesmal gelang es ihm zuzufassen, und mit einem heftigen Ruck löste sich das ganze wächserne Antlitz vom Turban und hing in der apoplektischen Faust des Anwalts.
    Als dies geschah, gab Aspinwall ein furchtbares, gurgelndes Stöhnen von sich, und Phillips und de Marigny sahen wie sich sein Gesicht unter einem Anfall baren Grauens verzerrte, wie sie es wilder, tiefer und gräßlicher nie zuvor auf einem menschlichen Gesicht geschaut hatten. Der scheinbare Swami hatte inzwischen Aspinwalls andere Hand losgelassen, stand nun wie betäubt da und erzeugte eigenartige, summende Geräusche. Dann sank die beturbante Gestalt in eine kaum mehr menschliche Haltung zusammen und begann neugierig und fasziniert anf die sargförmige Standuhr zuzuschlurfen, die ihren kosmischen und abnorImen Rhythmus schlug. Sein jetzt unbedecktes Gesicht war abgewandt, und de Marigny und Phillips konnten nicht sehen, was die Tat des Anwalts enthüllt hatte. Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Aspinwall, der schwerfällig zu Boden sank. Der Zauber war gebrochen − doch 131
    als sie den alten Mann erreichten, war er tot.
    Als sich de Marigny rasch zu dem davonschlurfenden Swami umwandte, sah er, wie einer der großen, weißen Handschuhe schlaff von einem baumelnden Arm rutschte. Die Weihrauchschwaden wogten dicht, und alles was sich von der entblößten Hand erkennen ließ, war etwas Langes und Schwarzes. Ehe der Kreole die zurückweichende Gestalt erreichen konnte, legte ihm der alte Mr.
    Phillips die Hand auf die Schuler und hielt ihn auf.»Nicht!« flüsterte er. »Wer weiß, womit wir es zu tun haben. Sie wissen doch, die andere Facette − Zkauba, der Zauberer von Yaddith . . .«
    Die beturbante Figur stand jetzt vor der abnormen Uhr, und die Beobachter sahen durch die dicken Dämpfe, wie eine verschwommene, schwarze Klaue mit der hohen hieroglyphenbedeckten Tür hantierte. Ein eigentümlich klickendes Geräusch begleitete diesen Vorgang. Dann betrat die Gestalt das sargförmige Gehäuse und zog die Tür hinter sich zu.
    De Marigny ließ sich nicht länger zurückhalten, doch als er die Standuhr öffnete, da war sie leer. Das abnorme Ticken ging weiter, schlug den dunklen, kosmischen Rhythmus der allen mystischen Toröffnungen zugrunde liegt. Der zu Boden gefallene große, weiße Handschuh und der tote Mann, dessen Hand eine bärtige Maske umklammert hielt, gaben keine Geheimnisse mehr preis.
    Seitdem ist ein Jahr vergangen, und man hat von Randolph Carter nichts gehört.
    Seine Vermögensangelegenheiten sind noch immer nicht geregelt. Unter der Bostoner Adresse, die ein gewisser »Swami Chandraputra« in den Jahren 1930−31−32 bei Anfragen an verschiedene Mystiker angab, wohnte tatsächlich ein sonderbarer Hindu, der jedoch kurze Zeit vor dem Termin der Versammlung in New Orleans verschwand und seither nie wieder aufgetaucht ist. Er soll ein dunkles, ausdrucksloses und bärtiges Gesicht gehabt haben, und sein Venmeter meint, die schwarzbräunliche Maske − die ihm pflichtgemäß präsentiert wurde − sähe ihm recht ähnlich. Er hat andererseits nie in dem Verdacht gestanden, etwas mit den alptraumhaften Erscheinungen zu tun zu haben, von denen die ansässigen Slawen munkelten. Die Berge hinter Arkham wurden nach der »Metallhülle« durchforscht, aber nie ist etwas Derartiges gefunden worden. Immerhin erinnert sich ein Angestellter der First National Bank in Arkham an einen turbantragenden Mann, der im Oktober 1930 einen Klumpen puren Goldes in Geld
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