Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär
Autoren: Cleveland Amory
Vom Netzwerk:
das Mittel gründlich ein und spülen Sie hinterher nicht .«
    Wer diese Anweisung geschrieben hatte, kannte Eisbär nicht. Das letztemal hatte ich ihn, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, am Tag nach seiner Rettung gebadet, dann nie wieder, auch wenn er sich in den Jahren, die seither vergangen sind, ein paarmal zähneknirschend von der Tierärztin in die Wanne tauchen ließ. Kurz, Eisbär war ein gebranntes Kind, und hinzu kommt, daß er ein phänomenales Gedächtnis hat. Kaum drehte ich den Wasserhahn der Badewanne auf, war er spurlos verschwunden. Woher er wußte, daß ich diesmal für ihn und nicht wie gewöhnlich für mich ein Bad einlaufen ließ, ist mir schleierhaft. Vielleicht hatte das Möbelrücken und endlose Staubsaugen im Wohnzimmer, das ihn alles sehr irritierte, ihn mißtrauisch gemacht. Wie dem auch sei, er verschwand und ward nicht mehr gesehen. Ich brauchte eine volle Stunde, um ihn aufzustöbern, und auch das glückte mir nur, weil meine Schachfreunde die Bücher nach dem Abstauben etwas nachlässig wieder eingereiht hatten. Zwischen zwei Büchern, das eine mit dem Titel Trost bei guten alten Büchern, entdeckte ich erst Eisbärs Schwanz, dann den Rest des kleinen Burschen dahinter.
    Aber das war noch das einfachste an der ganzen Prozedur. Als ich ihn in die mit dem »Qualitätsshampoo für Haustiere« gefüllte Wanne setzte, mußte ich Hände und Füße zu Hilfe nehmen, um ihn dort festzuhalten. Naß von Kopf bis Fuß, wünschte ich, ich hätte mich wenigstens entsprechend an- beziehungsweise ausgezogen. Als ich zu dem Teil unserer Waschungen kam, bei dem ich ihn »einreiben« mußte, betete ich nur noch um Erlösung. Wir kämpften beide mit dem Mut der Verzweiflung. Aus seinem Miauen war wütendes Fauchen geworden, und seine Augen glühten. Was die »Lösung von einem Teil Weichspüler in vier Teilen Wasser« anging, so war ich angesichts meines wutschäumenden Katers nicht in Stimmung für Haarspaltereien mit dem Meßbecher. Als wir schließlich bei der letzten Anweisung angelangt waren – das Mittel gut ins Fell einzureihen und nicht zu spülen –, hatte ich restlos genug und nicht die geringste Absicht, Eisbär, wie angewiesen, ein zweites Mal zu baden. Wenn ich am Abend überhaupt noch fähig sein wollte, die Tür zu öffnen, brauchte ich jetzt dringend Ruhe.
    Eines ist sicher, so erschöpft ich nach dieser Badekur war, so wütend war Eisbär. Nachdem ich ihm den Staub aus dem Fell gerubbelt hatte, machte er seinerseits sich, kaum daß ich ihn aus der Wanne gelassen hatte, aus dem Staub. Aber ich wußte genau, daß er sich nicht etwa verkriechen würde; nein, in seiner Wut sann er schon jetzt auf Rache. Sein Plan war einfach: Kaum war er aus der Wanne gesprungen, flitzte er ins Schlafzimmer, sprang aufs Bett und begann sich zu wälzen – wobei er mich, als er sah, daß ich ihm gefolgt war, unverwandt beobachtete, um sich an meinem Ärger zu ergötzen. Aber ich kenne ihn zu gut; diese Genugtuung gab ich ihm nicht. Ich ignorierte ihn einfach, und das mit gutem Grund: Ich konnte es mir nicht leisten, mich jetzt auf die faule Haut zu legen. Mit der gründlichen Reinigung des Wohnzimmers und Eisbärs war es noch nicht getan. Ich hatte noch eine Aufgabe vor mir, auf die ich mich vorbereiten mußte: Wenn meine Freundin kam, mußte ich ihr als erstes eine antiallergische Behandlung angedeihen lassen.
    Die Informationen dazu, wie das zu bewerkstelligen sei, erhielt ich nicht aus klugen Büchern, sondern von einem klugen Bekannten, den ich am Morgen nach dem mißglückten Tête-à-tête mit meiner Bostoner Freundin zufällig im »New York Athletic Club« traf. Als John Henderson, ein bekannter Pressemann, sich erkundigte, wie es mir ginge, erzählte ich ihm prompt, was mich an diesem Morgen am meisten beschäftigte, die Wette nämlich, auf die ich mich eingelassen hatte. Als er Näheres wissen wollte, berichtete ich ihm die ganze unglückselige Geschichte und gestand, daß ich mich nun unheimlich unter Druck fühlte.
    »Wollen Sie Ihre Wette wirklich gewinnen?« fragte er mich. Als ich das mit Nachdruck bejahte, meinte er: »Schön, dann haben Sie schon so gut wie gewonnen.«
    Er erzählte mir, daß er selbst ebenfalls unter einer starken Katzenallergie leide und vor einiger Zeit bei einem Besuch bei einer Freundin, die er sehr verehre, die aber leider zwei Katzen hatte, total aus den Fugen geraten sei. »Es war mir ungeheuer peinlich«, sagte er, »aber ich mußte den Besuch abbrechen, weil
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher