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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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die Innenstadt. In Pickax ging kein Mensch zu Fuß, außer zu einem Fahrzeug auf dem Parkplatz. Qwillerans Gewohnheit, seine Beine zu benutzen statt sein Auto, wurde als exzentrische Schrulle betrachtet – die Art von Macke, die man von jemandem erwarten konnte, der aus dem Süden unten heraufgezogen war. Zuerst ging er in Lois’ Imbißstube, um dort ein Stück Apfelkuchen zu essen.
    Die Inhaberin, eine dralle, energische Frau mit zahllosen treu ergebenen Kunden, machte gerade eine kleine Nachmittagspause und plauderte mit den Gästen, die gemächlich ihren Kaffee tranken. Sie redete über ihren Sohn, Lenny, der abends in der Hotelrezeption arbeitete und daneben das neue College, das MCCC, besuchte. Sie redete von seiner Freundin, Anna Marie, die am MCCC eine Ausbildung als Krankenschwester machte und ebenfalls als Teilzeitkraft im Hotel beschäftigt war. Studenten, sagte sie, waren froh, wenn sie stundenweise arbeiten konnten, obwohl der Geizhals, dem das Hotel gehörte, Niedrigstlöhne zahlte und sie nicht einmal versicherte.
    Qwilleran, der Lois’ Ausführungen stets unterhaltsam fand, kam gutgelaunt bei der Redaktionssitzung an.
    Der Moose County Dingsbums war eine Zeitung im Großformat, die fünfmal in der Woche erschien. Ursprünglich war sie vom Klingenschoen-Fonds subventioniert worden, schrieb aber mittlerweile schwarze Zahlen. Das Redaktionsgebäude war neu. Die Druckerei war hochmodern. Die Belegschaft schien immer gut gelaunt zu sein.
    Die Sitzung fand im Konferenzzimmer statt. Die schlichten, holzgetäfelten Wände waren mit gerahmten Belegseiten von denkwürdigen Titelblättern aus der Geschichte des amerikanischen Journalismus geschmückt: Titanic: Der Eisberg war stärker… Krieg in Europa… Kennedy ermordet. Die Redaktionsmitglieder saßen um den großen Teakholz-Konferenztisch herum und tranken Kaffee aus Bechern, die mit witzigen Journalistensprüchen bedruckt waren: »Was du nicht essen kannst, sollst du auch nicht drucken.« – »Der Redaktionsschluß ist zum Ignorieren da.« – »Bösartigkeit ist das Salz des Lebens.«
    »Komm rein, Qwill«, sagte der Chefredakteur. »Dwight ist noch nicht da. Da wir nicht gern Zeit vergeuden, erfinden wir gerade Gerüchte über die geheimnisvolle Frau.«
    Um den Tisch herum saßen sechs Redaktionsmitglieder:
    Arch Riker, der korpulente Verleger und Herausgeber, war seit seiner frühesten Jugend mit Qwilleran befreundet und im Süden unten ebenfalls Journalist gewesen. Jetzt erfüllte er sich seinen Traum, eine Kleinstadtzeitung herauszugeben.
    Junior Goodwinters jungenhaftes Gesicht und schmächtige Figur täuschten über seine Bedeutung hinweg; er war nicht nur der Chefredakteur, sondern auch ein direkter Nachkomme der Gründer von Pickax City. In einer Gemeinde vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt spielte das eine große Rolle.
    Hixie Rice, die Leiterin der Anzeigen- und Werbeabteilung, war ebenfalls aus dem Süden unten zugewandert und strahlte nach etlichen Jahren im Hinterland noch immer einen gewissen großstädtischen Schwung und Schick aus.
    Mildred Hanstable Riker, die Verfasserin der Haushaltsspalte und Ehefrau des Verlegers, war eine mollige, gutherzige Frau, die aus Moose County stammte und erst vor kurzem von ihrer Tätigkeit als Kunst- und Haushaltslehrerin in den öffentlichen Schulen pensioniert worden war.
    Jill Handley, die neue Feuilletonredakteurin, war hübsch und sehr bemüht, fühlte sich jedoch bei ihren neuen Kollegen noch nicht so richtig zu Hause. Sie kam vom Lockmaster Ledger im Nachbarbezirk, wo die Bewohner von Moose County als Barbaren galten.
    Wilfred Sugbury, der Sekretär des Verlegers, war ein dünner, drahtiger junger Mann mit einem nüchternen Gesicht, der seinen Job überaus ernst nahm. Er sprang auf und schenkte Qwilleran eine Tasse Kaffee ein. Auf dem Becher stand: »Als ersten killen wir alle Redakteure.«
    Ein weiterer Teilnehmer sah vom Aktenschrank aus zu: William Allen, ein großer, weißer Kater, der früher dem Pickax Picayune angehört hatte.
    Qwilleran nickte der Reihe nach allen freundlich zu und setzte sich neben das jüngste Redaktionsmitglied. Jill Handley wandte sich ihm ehrfurchtsvoll zu: »O Mr. Qwilleran, ich liebe Ihre Kolumne! Sie schreiben phantastisch!«
    Streng antwortete er: »Es ist strikt verboten, für den Dingsbums zu arbeiten, wenn Sie nicht Kaffee trinken, Katzen mögen und mich Qwill nennen.«
    »Sie haben Siamkatzen, nicht wahr… Qwill?«
    »Grob gesagt, ja. In
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