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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Wirklichkeit haben sie mich. Was hat Sie veranlaßt, die Zivilisation zu verlassen und in der Wildnis zu arbeiten?«
    »Nun, meine Kinder wollten auf die High-School in Pickax gehen, weil sie hier ein größeres Schwimmbecken haben, und mein Mann hat hier oben geschäftlich gute Bedingungen vorgefunden, und ich wollte für eine Zeitung arbeiten, die eine Kolumne wie ›Qwills Feder‹ bringt. Und das ist die Wahrheit!«
    »Genug!« sagte der Boß am Kopfende des Tisches. »Wenn Sie weiterreden, wird er gleich eine Gehaltserhöhung verlangen… Und jetzt einen Applaus für unseren Goldmedaillengewinner!«
    Alle klatschten, und Wilfred errötete. Er war beim Siebzig-Meilen-Radrennen am Labor Day als erster ins Ziel gekommen. Doch in der Redaktion hatte kein Mensch auch nur gewußt, daß er ein Fahrrad besaß – so bescheiden und auf seine Arbeit konzentriert war er.
    Qwilleran sagte: »Herzlichen Glückwunsch! Wir sind alle stolz auf Sie. Ihre Leistungen auf dem Fahrrad sind Ihren Leistungen in der Redaktion ebenbürtig.«
    »Danke«, sagte Wilfred. »Ich habe nicht erwartet, daß ich gewinnen würde. Eigentlich habe ich mich nur so aus Spaß angemeldet, aber dann beschlossen, mein Bestes zu geben. Also habe ich den ganzen Sommer hart trainiert. Ich war zuversichtlich, daß ich die gesamte Strecke durchhalten würde, selbst wenn ich als letzter durchs Ziel käme. Aber es lief alles gut für mich, und nach den ersten sechzig Meilen dachte ich auf einmal: He, Junge, du kannst dieses verrückte Rennen gewinnen! Das war zwischen Mudville und Kennebeck, und da waren nur noch ein paar Fahrer vor mir, also habe ich mich bis zur Ziellinie noch ein bißchen mehr angestrengt. Neun Fahrer sind ans Ziel gekommen, und ihnen allen gebührt Anerkennung für eine großartige Leistung. Sie waren genauso gut wie ich, nur lief es bei mir besser – Glück, glaube ich. Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr wieder teilnehmen.«
    Soviel hatte der stille junge Mann in den ganzen zwei Jähren, die er in der Redaktion arbeitete, nicht gesprochen, und alle Köpfe drehten sich zu ihm und hörten verblüfft zu. Nur Qwilleran fiel darauf etwas ein: »Wir bewundern Ihre Energie und Entschlossenheit, Wilfred.«
    Riker räusperte sich. »Während wir auf Mr. Somers warten, der sich verspätet, nehmen wir doch unsere Überlegungen wieder auf.« Dann fügte er mit lauter, scharfer Stimme hinzu: »Wer ist die geheimnisvolle Frau, und was tut sie hier?«
    Mildred sagte: »Sie ist immer schwarz gekleidet und sehr verschlossen. Ich glaube, sie hat einen großen Verlust erlitten und ist in Trauer. Sie ist in diese ruhige Stadt gekommen, um mit ihrem Kummer fertig zu werden. Wir sollten ihr Bedürfnis nach Zurückgezogenheit respektieren.«
    Qwilleran strich sich über den Schnurrbart, eindeutig ein Zeichen von Interesse. »Kommt sie jemals aus dem Hotel heraus?«
    »Klar«, sagte Junior. »Unsere Reporter vor Ort haben gesehen, wie sie in einem Mietauto mit einem Aufkleber vom Flughafen herumgefahren ist, ein dunkelblauer zweitüriger Wagen.«
    »Und«, fügte Hixie hinzu – ihr Tonfall ließ wichtige Neuigkeiten erwarten –, »als ich einmal im Black Bear Café einen Anzeigenauftrag abschloß, sah ich sie in der Eingangshalle des Hotels – mit einem Mann! Er trug Anzug und Krawatte, und er hatte eine Aktentasche.«
    »Die Sache wird interessant«, sagte Riker. »Ist er eingezogen oder ausgezogen?«
    Qwilleran sagte: »Ich habe sie noch nicht gesehen. Sieht sie gut aus? Ist sie jung? Ist sie mondän?«
    »Warum gehst du nicht mal ins Hotel essen, Qwill, dann siehst du sie selbst.«
    »Nein, danke. Das letzte Mal, als ich dort war, hat mir eine Hühnerbrust Butter auf meine neue Sportjacke gespritzt. Ich habe das als feindseligen Angriff auf die Medien betrachtet.«
    Wilfred sagte schüchtern: »Lenny Inchpot hat mir erzählt, sie sehe fremdländisch aus.«
    »Sehr interessant«, sagte Junior. »Wir haben eine ausländische Agentin in unserer Mitte, eine Kundschafterin für ein internationales Kartell, das sich hier einnisten und unsere Umwelt verschmutzen will.«
    »Oder sie arbeitet als Geheimagentin der Regierung, die prüft, ob sich die Gegend hier für eine Giftmülldeponie eignet«, meinte Riker.
    Die neue Mitarbeiterin hörte verwirrt zu und wußte nicht, wie sie auf die mit unbewegter Miene vorgetragenen Mutmaßungen reagieren sollte.
    »Oder sie ist ein Besucher aus dem Weltall«, sagte Mildred fröhlich. »In diesem Sommer wurden viele UFOs
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