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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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waghalsigen Draufgängern, überbezahlten Sportlern über untalentierte Unterhaltungskünstler zu Leuten, die keine Bücher schreiben können und es trotzdem tun…
    Das Telefon unterbrach ihn, und er hob beim ersten Läuten ab. Am anderen Ende war Junior Goodwinter, der Chefredakteur des Moose County Dingsbums. »He, Qwill, gibst du heute nachmittag deinen Freitagsbeitrag ab?«
    »Nur falls ich bei all den Unterbrechungen einen einzigen vollständigen Aussagesatz zustande bringen sollte«, fauchte er. »Warum?«
    »Wir möchten, daß du an einer Sitzung teilnimmst.«
    Qwilleran mied Redaktionssitzungen, wann immer er konnte. »Worum geht es?«
    »Dwight Somers wird uns über das Große Gourmet-Festival informieren. Er war ein paar Tage bei den führenden Köpfen des Klingenschoen-Fonds in Chicago, und er kommt mit dem Shuttleflug um Viertel nach drei zurück.«
    Qwillerans Gereiztheit nahm etwas ab. Er selbst hatte den Klingenschoen-Fonds ins Leben gerufen, um seine geerbten Milliarden unter die Leute zu bringen. Dwight Somers war einer seiner Freunde, ein PR-Mann, der hier lebte, aber gute Kontakte zum Süden unten hatte. »Okay, ich komme.«
    »Übrigens, wie geht’s Polly?«
    »Jeden Tag besser. Sie darf jetzt schon Treppen steigen -und sie freut sich darüber, als hätte sie den Nobelpreis gewonnen.« Polly Duncan war eine bezaubernde Frau in seinem Alter und Leiterin der öffentlichen Bücherei von Pickax, jedoch zur Zeit krank geschrieben.
    »Sag ihr, daß Jody und ich uns nach ihr erkundigt haben. Sag ihr, Jodys Mutter hat im Vorjahr einen Bypass bekommen, und es geht ihr blendend!«
    »Danke. Das wird sie freuen.«
    Qwilleran wandte sich erneut seiner Schreibmaschine zu und hämmerte wieder ein paar Sätze herunter:
Das Sammeln von Niemanden ist ein befriedigendes Hobby. Im Gegensatz zu Diamanten kosten sie nichts, und es gibt auch keine Fälschungen. Im Gegensatz zu Erstausgaben von Dickens sind sie zahlreich vorhanden. Im Gegensatz zu Chippendale-Möbeln nehmen sie keinen Platz im Haus ein.
    Wieder läutete das Telefon. Der Anruf kam von der Kanzlei Hasselrich, Bennett & Barter, und Qwilleran stöhnte. Anrufe von Anwälten hatten nie etwas Gutes zu bedeuten.
    Die zittrige Stimme des ältesten Teilhabers sagte: »Ich bitte um Verzeihung, Mr. Qwilleran, daß ich Sie bei Ihrer Arbeit störe. Zweifellos bringt Qwills Feder gerade eine weitere hervorragende Kolumne zu Papier.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Qwilleran höflich.
    »Sie genießen gewiß diese schönen Herbsttage.«
    »Es gibt keine schönere Jahreszeit in Moose County. Und Sie, Mr. Hasselrich?«
    »Ich genieße jeden Augenblick und fürchte den Wintereinbruch. Und sagen Sie mir doch bitte, wie geht es Mrs. Duncan?«
    »Danke, sie macht gute Fortschritte. Ich hoffe, Mrs. Hasselrich geht es besser.«
    »Sie erholt sich langsam, jeden Tag ein bißchen mehr. Kummer ist eine hartnäckige Krankheit der Seele.« Schließlich räusperte sich der Anwalt und sagte: »Ich rufe an, um Sie daran zu erinnern, daß Ende des Monats in Chicago die Jahresversammlung des Klingenschoen-Fonds stattfindet. Mr. Barter wird Sie wie üblich vertreten, doch dachte ich, da Sie noch nie an einer Versammlung teilgenommen haben, wollen Sie ihn vielleicht begleiten. Ich kann Ihnen versichern, Sie wären sehr herzlich willkommen.«
    Jahresversammlungen waren für Qwilleran noch schlimmer als Redaktionssitzungen. »Ich danke Ihnen für Ihren Vorschlag, Mr. Hasselrich. Leider kann ich aufgrund von Verpflichtungen in Pickax zu diesem Zeitpunkt nicht hier weg.«
    »Ich verstehe«, sagte der Anwalt, »aber ich würde es als Versäumnis betrachten, wenn ich die Einladung nicht vorbringen würde.«
    Nach ein paar weiteren höflichen Worten legte Qwilleran selbstgefällig und zufrieden den Hörer auf; er hatte es wieder einmal geschafft, nicht an einer langweiligen Sitzung der Finanzgenies teilnehmen zu müssen. Als er das Klingenschoen-Vermögen geerbt hatte, war er im Hinblick auf finanzielle Dinge so ahnungslos gewesen, daß er im Lexikon nachsehen mußte, wie viele Nullen eine Milliarde hatte. Reichtum hatte ihn nie interessiert; es machte ihm Spaß, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, jede Woche seinen Scheck abzuholen und sparsam zu leben. Als er plötzlich Milliarden besaß, betrachtete er das viele Geld als lästige und unangenehme Bürde. Den riesigen Besitz einer Stiftung zu übergeben war ein Geniestreich gewesen, der es ihm ermöglichte,
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