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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gewesen; sie war viel spazierengegangen; sie war noch immer gewohnt, wie im Krankenhaus zeitig schlafen zu gehen.
    Sie zogen sich in ihre Zimmer zurück. Polly ließ ein Fenster offen, um das Geräusch der Brandung zu hören. Qwilleran ersetzte eine 40-Watt-Birne durch eine 70-Watt-Birne, die er stets im Gepäck hatte, und las. Es war still in dieser Festung aus massiven Felsbrocken – unnatürlich still –, bis er… einen Schrei hörte!
    Er stürzte in Pollys Zimmer. Sie saß aufrecht im Bett, erstarrt und sprachlos. In ihrem Bett war eine große graue Katze.
    »Ruhig, Polly, ganz ruhig!« sagte er beruhigend und schnappte das große graue Tier. »Das ist nur Dumbo . Er ist die Seitenwand hochgeklettert. Er hat ein warmes Bett gesucht.« Qwilleran setzte die Katze auf das breite Fensterbrett und schloß das Fenster.
    »Ich habe fest geschlafen«, sagt Polly. »Und dann wachte ich auf und sah dieses Tier in meinem Bett – und erschrak fürchterlich. Ich zittere noch immer.«
    »Komm, setz dich ein Weilchen zu mir«, sagte er sanft. »Mach es dir auf meinem Sofa bequem. Beruhige dich. Ich lese dir etwas vor.«
    Am Sonntag morgen im Frühstückszimmer war Qwilleran zum Scherzen aufgelegt, und Polly kicherte über seine witzigen Bemerkungen. Ihre Kellnerin hatte eine auffallende Frisur, die – wie er Polly zuflüsterte – aussah wie eine Rolle Stacheldraht. Der jungen Frau gegenüber gab er sich erstaunt und bewundernd und sagte: »Ihre Frisur gefällt mir! Sie ist wirklich ungewöhnlich!«
    Sie strahlte erfreut.
    »Das ist sicher das Werk eines sehr guten Friseurs.«
    »Nein, ich mache sie selbst«, sagte sie bescheiden.
    »Bemerkenswert! Das erfordert gewiß viel Zeit und große Geschicklichkeit und Geduld.«
    Polly hatte Mühe, ihre Erheiterung zu unterdrücken und stieß ihn unter dem Tisch an, doch die Kellnerin war hingerissen. Sie brachte ihnen noch zusätzliches Gebäck, zusätzliche Butter und zusätzliche Marmelade und schenkte ihnen immer wieder Kaffee nach.
    Nach einem weiteren Spaziergang am Strand reisten sie ab. Am Montag war Pollys erster Arbeitstag nach etlichen Wochen, die sie krankgeschrieben gewesen war. Sie wollte sich darauf vorbereiten und in eine andere Rolle schlüpfen – von der Genesenden zum Boß, wie sie die jungen Angestellten nannten.
    Auf dem Heimweg fuhren sie nach Indian Village. Da die Mietverträge keine Haustiere zuließen, hatte Polly eine Eigentumswohnung gekauft. Es war eine Maisonette, und Bootsie würde die Treppe auf- und ablaufen und auf einer kleinen, mit Fliegengitter umspannten Veranda die Vögel beobachten können. Sie überlegte, ob sie nicht eine Gefährtin für ihn nehmen sollte.
    Kurz vor Pickax, als sie beide das zufriedene Schweigen eines glücklichen Paares genossen, erschreckte Polly Qwilleran plötzlich mit der Frage: »Qwill, hast du etwas Wichtiges vor mir geheimgehalten?«
    Ein Dutzend Möglichkeiten zuckten ihm durch den Kopf. »Was meinst du? Gib mir einen Hinweis.«
    »Nun, eine Frau in Lynettes Bridgeclub macht die Buchhaltung für Scotties Herrenausstattungsgeschäft, und sie sagt, du hast vor kurzem einen maßgeschneiderten Kilt aus Mackintosh-Tartan bezahlt.«
    Er packte das Lenkrad und starrte mit steinernem Blick geradeaus. Der Klatsch stimmte. In einem schwachen Augenblick, als er Angst gehabt hatte, Polly zu verlieren, hatte er eine volle schottische Montur bestellt, um ihr eine Freude zu machen – und vielleicht, um ihre Genesung zu beschleunigen. Jetzt war sie gesund und munter, doch er krümmte sich bei dem Gedanken, einen kurzen Faltenrock mit Socken und Sockenhaltern und nackten Knien zu tragen. »Ist dies eine hochnotpeinliche Ermittlung?« fragte er. »Ich bekenne mich schuldig.«
    »Ach, Qwill! Du bist ein unverbesserlicher Scherzbold !« sagte sie. »Aber du würdest sicherlich großartig aussehen in einem Kilt.«
    Nachdem er sie nach Hause gebracht hatte und Zeuge ihres gefühlvollen Wiedersehens mit Bootsie geworden war (sie waren ganze vierundzwanzig Stunden getrennt gewesen), fuhr Qwilleran zur Scheune, wo ihn zwei kühle, ruhige und gelassene Katzen begrüßten. Das bedeutete, sie hatten gefrühstückt, und es war noch zu früh für ihren Hunger auf Abendessen. Es bedeutete auch: Keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter; keine häusliche Krise; kein Schuß oder irgendein anderer Vorfall zu melden.
    »Hallo, ihr beiden!« sagte er fröhlich. »Wie läuft’s? Hat Celia gut auf euch aufgepaßt?« Sie hatte sie gefüttert, bevor
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