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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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ihm die heldenhafte Tat des anderen das Leben gerettet hatte. »Vic hat immer gesagt, ich stehe in seiner Schuld, weil er mir das Leben gerettet hat. Deshalb habe ich ihn immer, wenn er wollte, gratis in meiner Hütte wohnen lassen. Er hieß Victor, aber ich nannte ihn Vic. Er hat immer aus dem Süden unten angerufen und gesagt: ›Wie wär’s mit ein paar Tagen in deiner Hütte, Big Boy?‹ Er nannte mich immer ›Big Boy‹. Dann ist er hierher geflogen, und ich hab’ ihn vom Flughafen abgeholt. Er hat geangelt, und ich habe meine Arbeiten erledigt, und am Abend haben wir dann seinen Fang gegessen, und ich hab’ ein paar Kohlrüben gekocht. Ich mache sie wie meine Mutter – als Brei, mit Butter und Salz und Pfeffer.« Er wandte sich an Qwilleran: »Mögen Sie Kohlrüben?«
    »Nein!« war die energische Antwort.
    »So würden sie Ihnen schmecken, als Brei, mit Butter und Salz und…«
    Brodie unterbrach ihn. »Womit hat Vic seinen Lebensunterhalt verdient?«
    »Er war Elektronikfachmann. Das wollte ich auch werden, aber ich konnte nicht. Ich mußte heimkommen.«
    »Noch einen Scotch, Andy?« fragte Qwilleran. »Und Sie, Big Boy? Noch Kaffee? Dann erzählen Sie uns, wie Sie vor ein paar Wochen im Black Bear Café Vics Frau gesehen haben.«
    »Ja. Sie waren nicht mehr verheiratet. Sie hat sich scheiden lassen. Ich weiß nicht, warum. Sie war eine nette Frau. Ich hab’ sie im Black Bear gesehen. Mit einem Mann. Ihre Haare waren anders, aber ich hab’ sie erkannt. Sie hat mich nicht gesehen. Als mich Vic das nächste Mal anrief, habe ich es ihm erzählt. Er war überrascht. Ich wußte, er würde überrascht sein. Ein paar Tage später hat er mich wieder angerufen. Ich bekomme gerne Ferngespräche, Sie auch?« Er sah seine zwei Zuhörer an, und sie nickten. »Er hat gesagt, ich soll ihn vom Flughafen abholen.«
    »Aber in Lockmaster, nicht in Mooseville«, sagte Qwilleran mit einem vielsagenden Seitenblick auf Brodie.
    »Ja. In Lockmaster. Schöner Flughafen. Größer als unserer. Die Fahrt dorthin ist länger, aber das hat mir nichts ausgemacht. Er war mein bester Freund. Ich stand in seiner Schuld. Das hat Vic immer gesagt. Als ich ihn abholte, war er irgendwie still. Er sagte, daß er seine Frau – ich hab’ vergessen, wie sie heißt – noch immer liebe, und daß er sich mit ihr wieder versöhnen wolle. Er hatte ein Geburtstagsgeschenk für sie. Er sagte, er hätte viel Geld dafür ausgegeben. Es war in Silberpapier verpackt, mit einer schönen Schleife. Er sagte, es würde eine große Überraschung sein.«
    »Es war ‘ne verdammt große Überraschung«, murmelte Brodie.
    »Weiter, Aubrey«, sagte Qwilleran aufmunternd.
    »Am nächsten Tag hat er sich meinen Pick-up ausgeborgt und ist herumgefahren. Ich weiß nicht, wohin, aber nachher waren viele Kilometer drauf. Ich mußte Benzin tanken. Am Nachmittag brachte ich ihn zum Hotel, damit er das Geschenk und einen Blumenstrauß, den er irgendwo gekauft hatte, für sie abgeben konnte. Dann brachte ich ihn zurück nach Lockmaster.«
    Brodie fragte: »Wann hast du herausgefunden, daß das Geburtstagsgeschenk eine Bombe war?«
    »Auf dem Weg zum Flughafen. Ich wußte nicht, was ich denken sollte. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich fragte ihn, warum. Er sagte, er liebe sie und wolle nicht, daß jemand anderer sie bekäme. Er sagte, ich solle den Mund halten, sonst würde ich verhaftet. Er sagte, ich müsse eine Zeitung kaufen und nachschauen, was sie darüber schrieben. Ich mußte den Artikel ausschneiden und ihn ihm schicken. Ich wollte ihn anrufen, aber er sagte, nein. Mir war nicht wohl dabei, aber… ich stand in seiner Schuld.«
    »Wie ging es dir, als du erfuhrst, daß die Bombe das Hausmädchen getötet hatte?«
    »Schlecht. Sie war Lennys Freundin – Lenny Inchpot. Sie wollten heiraten.« Aubrey sprang auf. »Ich muß mal raus.«
    »Gleich neben der Küche ist ein Badezimmer«, sagte Qwilleran, aber Aubrey war bereits hinausgestürzt.
    Brodie sagte: »Ich hoffe, er stiehlt nicht mein Auto und flieht.«
    »Er wird zurückkommen. Er ist an Außentoiletten gewöhnt.«
    »Können wir diese Geschichte glauben?«
    »Warten Sie, bis Sie den Rest hören, Andy. Es paßt alles zusammen wie bei einem Puzzle: die geheimnisvolle Frau von Zimmer 203 – die geprügelte Ehefrau mit Narben im Gesicht, die sich scheiden läßt und versucht, ihrem Ehemann, der ihr nachstellt, zu entkommen – die sich in diese entlegene Stadt flüchtet – und nie auf die Idee
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