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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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unheimlicher Laut, und er sprang auf, um nachzusehen. Andrew Brodie marschierte auf die Küchentür zu und spielte auf seinem durchdringenden Dudelsack eine schottische Melodie.
    »Ist hier das Haus, wo Dudelsackpfeifer einen Gratisdrink bekommen?« rief er, als Qwilleran hinausging, um ihn zu begrüßen.
    »Das kommt ganz darauf an, wie gut Sie sind. Eigentlich wollte ich schon immer mal Dudelsackmusik in der Scheune hören. Die Akustik ist phänomenal.«
    Brodie legte seinen Dudelsack in der Küche ab und stolzierte in den Wohnzimmerbereich. Dort saß ein kräftiger junger Mann mit weißen Haaren, eine Katze auf dem Schoß und eine auf der Schulter. »Aubrey! Was in aller Welt machst du denn da?« rief er. »Spielst du den heiligen Franziskus?«
    »Hallo, Andy. Ich habe ein großes Sandwich gegessen und ein paar Dosen Bier getrunken, und jetzt rede ich mit den Katzen. Sie sind freundlich. Wir spielen ›Blinzeln‹. Wissen Sie, wie ›Blinzeln‹ geht?«
    Qwilleran sagte: »Ihr beide scheint euch zu kennen.«
    »Du liebe Güte, ich kenne Aubrey, seit er in der High School war und ich im Sheriffbüro arbeitete. Ich kenne auch alle seine Brüder. Und seine Mutter züchtet die schönsten Blumen im ganzen Bezirk! Wie geht es ihr, Aubrey?«
    »Die Arthritis macht ihr zu schaffen, aber es geht ihr ganz gut. Sie macht noch immer bessere Pfannkuchen als Lois. Wissen Sie, daß Lois ihre Imbißstube geschlossen hat?«
    »Keine Sorge. Sie wird wieder aufmachen. Sie hat schon immer gedroht, sie würde zumachen… Wer sind denn deine beiden Freunde?«
    »Das hier ist Yum Yum , und das ist Koko. Er möchte mich immer mit seinen Schnurrhaaren an den Ohren kitzeln.«
    Qwilleran sagte zu Brodie: »Machen Sie es sich bequem. Nehmen Sie sich Käse. Aubrey hat mir eine interessante Geschichte erzählt. Sie als alter Freund der Familie sollten sie auch hören.«
    An den jungen Mann gewandt, sagte der Polizeichef außer Dienst: »Warst das nicht du, der den Toten am Ufer unten gemeldet hat?«
    »Ja. Ich habe ihn in meiner Hütte gefunden. Da wohne ich. Meine Familie hatte mal fünf Hütten, die alle vermietet wurden. Jetzt ist nur noch eine übrig, und dort wohne ich mit meinen Bienen. Die Bienenstöcke sind auf der Seite, wo sie Sonne bekommen und nicht den Nordwind. Sie haben mir diesen Sommer viel Honig gegeben. Haben Sie schon mal meinen Honig gekostet? Er ist dunkler als die meisten anderen. Er hat viel Geschmack.« Er wandte sich an Qwilleran. »Sie haben doch meinen Honig gekostet. Finden Sie, daß er viel Geschmack hat?«
    »Es ist der beste!« sagte Qwilleran und fragte sich, ob Aubrey vergessen hatte, daß seine Bienen weg waren.
    Brodie nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Wieso hat denn dieser Angler voriges Wochenende deine Hütte gemietet?«
    »Ich kenne ihn schon lange. Er ist gerne manchmal raufgekommen und hat Barsche gefischt. Ich habe ihn immer in meiner Hütte wohnen lassen, und der alte Mann hat mich im großen Haus schlafen lassen. Er ist jetzt im Krankenhaus. Wußten Sie, daß er im Krankenhaus ist, Andy?«
    »Ja, ich habe gehört, daß es ihm sehr schlechtgeht.«
    »Es sind die Nieren und die Pros … Pros …«
    »Die Prostata«, sagte Qwilleran.
    »Wenn er den Löffel abgibt, bekomme ich seine Bibel. Das hat er mir gesagt. Sie ist auf deutsch geschrieben. Ich kann sie nicht lesen, aber sie hat goldene Kanten und Goldbuchstaben auf dem Einband.« Er wandte sich wieder an Qwilleran. »Sie haben sie ja gesehen. Ist sie aus echtem Leder?«
    »Ja, sie ist aus echtem Leder und ein sehr schönes Buch.« Dann, um wieder auf das Thema zurückzukommen, fragte er: »Aubrey, haben Sie nicht gesagt, Ihr Freund hätte vor ein paar Jahren seine Flitterwochen in Ihrer Hütte verbracht?«
    »Ja. Er hat eine nette Frau geheiratet, aber sie hatte nichts fürs Fliegenfischen übrig, also ist sie nie wieder heraufgekommen. Er ist immer alleine gekommen. Er hat seine eigenen Köder gebastelt. Das konnte er wirklich gut. Haben Sie was fürs Fliegenfischen übrig, Andy?«
    »Kann ich nicht behaupten. Hatte dein Freund schon früher Probleme mit den Bienen?«
    Aubrey schüttelte feierlich den Kopf, und Qwilleran erinnerte ihn: »Haben Sie nicht erwähnt, daß er am Samstag abend viel getrunken hat? Was ich so von Honigbienen gehört habe, hat sie vielleicht das aggressiv gemacht… Erzählen Sie Andy, wie Sie diesen Mann kennengelernt haben, Aubrey.«
    »Ja.« Ohne jegliche Gefühlsregung berichtete er, wie er fast ertrunken wäre und
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