Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
hatte«, sagte er. »Er hieß Spot – er war schwarzweiß – ein Mischling. Der hat nur aus meiner Hand gefressen. Solche Katzen hab’ ich noch nie gesehen… Sie lassen Sie ja ins Haus herein!« fügte er dann überrascht hinzu.
    »Sie leben hier. Sie gehen nie ins Freie hinaus.«
    Beim Sprechen streichelte Aubrey ununterbrochen das seidige Fell der Tiere.
    Qwilleran dachte: ›Es ist ein Wunder; er spricht!‹
    Aubrey redete weiter, als fließe ein heilsamer Energiestrom von den Katzen auf den Mann über. »Als Spot ums Leben kam, wollte ich keinen anderen Hund mehr. Ich bin zur Marine gegangen. Ich wollte eine Elektronikausbildung machen. Ich mag solche Sachen. Aber ich hatte einen Unfall. Ich mußte wieder nach Hause.«
    Behutsam und so freundlich, wie er nur irgend konnte, fragte Qwilleran: »Was war das für ein Unfall?«
    »Ich bin fast ertrunken. Als ich wieder zu mir kam, dachte ich, ich sei tot. Ich fühlte mich ganz anders. Aber ich war nicht tot. Ich war im Krankenhaus. Die Sanitäter haben gesagt, daß ich mein Leben meinem Freund verdanke. Vic hieß er. Er ist mir nachgesprungen. Sie sagten, es waren überall Haie.«
    »Ein entsetzliches Erlebnis.«
    »Wenn einem jemand das Leben rettet, dann steht man in seiner Schuld. So heißt es.«
    »Haben Sie noch Kontakt mit… Vic?«
    Aubrey wandte Qwilleran ein schreckerfülltes Gesicht zu. »Er war der Mann in der Hütte!« Er brach in Schluchzen aus und schlug die Hände vor sein großes Gesicht.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Qwilleran beruhigend. »Es ist gut, wenn man es los wird. Reden Sie es sich von der Seele.«
    Die Katzen waren beunruhigt, blieben aber in der Nähe – jede von ihnen still, aber teilnahmsvoll. Als das Schluchzen schließlich nachließ und Aubrey sich mit dem Ärmel über das Gesicht wischte, bot ihm Qwilleran Papiertaschentücher an. Er nahm sie.
    »Jetzt fühlen Sie sich gewiß besser«, sagte Qwilleran.
    Er hatte recht. Aubrey entspannte sich und saß benommen, aber ruhig da.
    »Vielleicht wollen Sie jetzt etwas essen – ein Hackbratensandwich?«
    »Ja. Ich habe Hunger.«
    »Dann setzen wir uns an die Theke. Den Käse nehmen wir mit, damit ihn die Katzen nicht kriegen.«
    Über die Theke gebeugt, verschlang Aubrey Käse und Cracker und trank Bier, während Qwilleran mit Celias Hackbraten, Senf und Dillgurken Sandwiches zubereitete. Dann, nach zwei Sandwiches und drei Dosen Bier, wollte Aubrey reden. Die Worte sprudelten in einem Schwall unzusammenhängender Gedanken und naiver Bemerkungen aus ihm heraus.
    Qwilleran hörte ihm aufmerksam zu. Plötzlich sagte er: »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da.« Er lief die Wendeltreppe hinauf, die von der Küche in sein Arbeitszimmer führte, und wählte eine Telefonnummer. Als sich die Stimme am anderen Ende barsch meldete, donnerte er in den Hörer: »Wo ist Kokos Truthahn? Er will seinen Truthahn haben!«
    »Er ist im Labor«, sagte Brodie griesgrämig. »Kaufen Sie ihm einen anderen. Sie können es sich leisten. Rufen Sie nur deswegen an?«
    »Ganz im Gegenteil. Im Ernst, Andy, ich belästige Sie nur ungern wieder, aber ich glaube, Sie sollten auf dem schnellsten Weg Ihren Dudelsack hierherbringen. Es ist wichtig. Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.«
    »Was für eine Einladung soll denn das sein, zum Teufel noch mal?« wollte der Polizeichef wissen. Es klang, als wäre er bei seiner Lieblingssendung im Fernsehen gestört worden.
    »Vertrauen Sie mir. Es wird Ihnen nicht leid tun.«
    »Dienstlich oder privat?«
    »Heute abend ist es nur ein freundschaftliches Beisammensein. Sie haben dienstfrei. Sie kommen bloß zufällig auf einen Drink vorbei… Aber morgen kann es vielleicht schon Polizeisache sein. Heute abend ist es informell, inoffiziell und infantil.«
    »Holen Sie den Scotch raus«, sagte Brodie. »Ich bin gleich da.«

 
    Qwilleran und sein Gast hatten ihre Sandwiches an der Theke aufgegessen und saßen bei Bechern mit Kaffee wieder im Wohnzimmerbereich. Die Katzen strichen noch immer um sie herum; ihr neuer Freund hatte sie mit Käsestückchen und kleinen Bröckchen Hackbraten gefüttert. Ohne Vorwarnung versteifte sich plötzlich Kokos Körper, und sein Kopf drehte sich scharf in Richtung Hintertür. Dann flitzte er in die Küche, um zum Fenster hinauszuschauen.
    »Koko kann aus einer halben Meile Entfernung Scheinwerfer sehen und Motorengeräusche hören«, erklärte Qwilleran.
    Ein paar Minuten später ertönte vom Parkplatz her ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher