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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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werden! Was mir Sorgen bereitet, ist die Wirkung, die diese schlechte Publicity auf das Hotel und die anderen Geschäfte dort haben wird. Die Leute haben eine Menge Geld in diese Projekte gesteckt.«
    »Glaubst du wirklich, daß es sich bei diesen Vorfällen um Unfälle handelt?«
    »Jetzt geht es also wieder los! Bei dir steckt hinter allem immer gleich ein Verbrechen«, versetzte Riker. »Warte einen Augenblick. Mildred will mir etwas sagen.« Nach einer Pause kam er wieder ans Telefon. »Sie möchte, daß du dir das mit dem Wochenende auf der Insel noch einmal überlegst – daß wir zu viert hinfahren, wenn Polly aus dem Urlaub zurückkommt. Sie meint, das wäre lustig.«
    »Also… du weißt ja, Arch… ich stehe nicht besonders auf Ferienorte oder Kreuzfahrten oder Ähnliches.«
    »Ich weiß. Du stehst auf Arbeitsurlaube. Nun, überschlaf es trotzdem einmal. Den Mädels würde es Spaß machen… und da du ein solcher Workaholic bist, was hältst du davon, im Sommer drei Kolumnen pro Woche zu schreiben statt zwei? Unsere Mitarbeiter gehen auf Urlaub, und wir werden unterbesetzt sein.«
    »Halte sie vom Ferienzentrum auf Pear Island fern«, sagte Qwilleran. »Ich habe so ein Gefühl, daß die alten Götter der Insel gereizt sind.«

 
    Am Morgen nach der Entdeckung des Ertrunkenen im Hotel-Swimmingpool wurde Qwilleran zu früher Stunde durch das Klingeln des Telefons geweckt. Er warf einen Blick auf die Uhr und meldete sich mürrisch.
    »Entschuldigen Sie, daß ich so früh anrufe«, sagte eine wohlbekannte Stimme, »aber ich muß mit Ihnen sprechen.«
    »Wo sind Sie?«
    »In Mooseville, aber ich kann in einer halben Stunde in Pickax sein.«
    »Kommen Sie her«, sagte Qwilleran kurz angebunden. Vor sich hin brummend, schaltete er seine Kaffeemaschine ein, warf ein paar Kleidungsstücke über und fuhr sich mit dem nassen Kamm durch das Haar. Vom Obergeschoß, wo die Katzen ihre Privaträume hatten, war kein Laut zu hören, daher beschloß er, schlafende Katzen nicht zu wecken. Er war mit seinen Gedanken bei Nick Bamba, der ihn so dringend sprechen mußte.
    Nick und Lori waren in Qwillerans Augen ein prachtvolles junges Paar. Lori hatte das Postamt in Mooseville geleitet, bis sie Kinder bekam und zu arbeiten aufhörte. Nick war leitender Ingenieur im Staatsgefängnis. Sie hatten immer von einer Frühstückspension geträumt, in der Hoffnung, daß er dann seinen gutbezahlten, aber deprimierenden Job aufgeben könne. Dank einem niedrig verzinsten Darlehen des Klingenschoen-Fonds hatten sie sich eine alte Fischerhütte auf der Frühstücksinsel gekauft. Bevor sie die Pension jedoch aufmachen konnten, gerieten sie in den Strudel der generellen Kommerzialisierung der naturbelassenen Insel.
    Soweit Qwilleran von der Geschichte der Insel wußte, war sie seit Generationen von den Nachfahren schiffbrüchiger Seeleute und Reisender bewohnt. Im Volksmund hieß es, daß einige der ersten Schiffbrüchigen am verlassenen Ufer dieser Insel aus Überlebensgründen zu Piraten geworden waren und andere Schiffe zu den Felsen gelockt hatten, um sie zu plündern. Aber das waren nur Gerüchte; die Historiker hatten keine Beweise dafür gefunden. Doch etwas stand fest: Die nachfolgenden Generationen hatten ein entbehrungsreiches Leben geführt – im Sommer Fische gefangen und im Winter von eingesalzenen, getrockneten Fischen und wilden Kaninchen gelebt, die sie mit Ziegenmilch und mit allem, was auf dem felsigen, sandigen Boden so wuchs, streckten. Im Laufe der Jahre waren viele Inselbewohner auf das Festland gezogen, doch diejenigen, die blieben, waren unabhängige Menschen und extrem stolz auf ihr Erbe. Soviel hatte Qwilleran von Homer Tibbitt erfahren, dem Historiker von Moose County.
    Wie Tibbitt erzählte, hatten in den zwanziger Jahren wohlhabende Familien aus dem Süden unten die Insel entdeckt. Eisenbahnmagnaten, Handelsbarone, reiche Bierbrauer und Fleischfabrikanten kamen zum Sportfischen her, wegen der gesunden Luft und der totalen Abgeschiedenheit. Sie bauten sich an der Westküste Fischerhütten – rustikale Häuser, die groß genug für ihre Familien, Gäste und Dienstboten waren. Die Inselbewohner verrichteten die niedrigen Dienste für sie, und eine Zeitlang war Ziegenkäse von der Insel auf Partys am Westufer groß in Mode. Dann kam 1929 der Börsenkrach, und auf einmal lagen keine Jachten mehr vor der Küste, fanden auf den Terrassen keine Gin- und Badmintonpartys mehr statt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten
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