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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Riker bei großen Zeitungen im Süden unten gearbeitet hatten. Sie hatten jeden zu engen Kontakt mit Anzeigenkunden, Lobbyisten und Politikern aus Prinzip stets peinlichst vermieden. Und jetzt ließ sich Riker auf eine viel zu freundschaftliche Beziehung zu Don Exbridge ein. XYZ Enterprises war ein wichtiger Anzeigenkunde des Moose County Dingsbums; Exbridge hatte den Rikers für ihre Flitterwochen ein Ferienhäuschen überlassen; und er hatte dafür gesorgt, daß der Anbau an ihr Strandhaus rasch aufgestellt wurde.
    Qwilleran fand, das sah nicht gut aus. Andererseits, versuchte er sich einzureden, war Pickax eine Kleinstadt, und in Kleinstädten war alles anders. Es gab weniger Menschen, und die trafen einander zwangsläufig ständig in der Kirche, in Vereinshäusern, Wirtschaftsverbänden und Country Clubs. Sie nannten sich alle beim Vornamen und halfen einander gegenseitig. Und manchmal deckten sie einander. Er hatte Don Exbridge bei diversen gesellschaftlichen Anlässen und beim Verein der Freunde von Pickax getroffen und hielt ihn für einen herzlichen, sympathischen Mann, der einem jederzeit bereitwillig die Hand schüttelte und Komplimente machte. Sein fröhliches Gesicht wirkte stets blitzblank und frisch geschrubbt, wie eigentlich sein ganzer Kopf – er hatte nur über den Ohren ein Kränzchen brauner Haare. Exbridge war der Ideenlieferant der Firma XYZ Enterprises, und er behauptete, sein Schädel könne nur entweder Ideen oder Haare produzieren, aber nicht beides.
    Polly sagte: »Du bist heute so still. Hast du dich gut unterhalten? Du siehst wunderbar aus – zehn Jahre jünger.« Unter seinem Blazer trug er ihr Geburtstagsgeschenk – ein kühn gestreiftes Hemd mit weißem Kragen und eine gemusterte Krawatte.
    »Danke. Du siehst auch richtig gut aus. Es freut mich, daß du jetzt bunte Farben trägst. Ich nehme an, das bedeutet, daß du glücklich bist.«
    »Du weißt doch, daß ich glücklich bin, Liebster – glücklicher als je zuvor in meinem Leben!… Wie hat dir Mildreds neue Einrichtung gefallen?«
    »Ich bin froh, daß sie die vielen Patchworkdecken rausgeworfen hat. Das Gelb ist ganz okay, denke ich.«
    Sie bogen in den Goodwinter Boulevard, eine breite Straße mit alten steinernen Herrenhäusern, die bald als Gelände für das neue öffentliche College Verwendung finden sollten. Der Klingenschoen-Fonds hatte das Grundstück gekauft und der Stadt geschenkt. Zur Zeit wurde debattiert, ob man das College nach den Goodwinters benennen sollte, die die Stadt gegründet hatten, oder nach dem ersten Klingenschoen, der ein liederlicher Salonbesitzer gewesen war. Pollys Wohnung befand sich in einem Kutscherhaus hinter einem der Herrenhäuser – ganz in der Nähe der öffentlichen Bücherei –, und man hatte ihr zugesichert, daß der Mietvertrag aufrechterhalten würde.
    »Wenn das College eröffnet wird, wird es hier recht lebhaft zugehen«, erinnerte sie Qwilleran.
    »Das ist schon in Ordnung. Ich habe gern junge Leute um mich«, sagte sie und fügte vielsagend hinzu: »Möchtest du mit hinaufkommen und Bootsie gute Nacht sagen?«
    Als Qwilleran danach zu seiner Scheune heimfuhr, überlegte er, welche Gefahren wohl drohten, wenn er Polly zwei Wochen lang aus den Augen ließ. Sie war für ihn die perfekte Gefährtin – eine liebevolle, attraktive, intelligente Frau seines Alters mit einer sanften Stimme, die ihn immer wieder faszinierte.
    In Oregon konnte alles Mögliche passieren, sagte er sich und schaltete das Autoradio ein. Nach der üblichen freitagabendlichen Zusammenfassung des Fußballspiels Moose County gegen Lockmaster sagte der Sprecher von WPKX: »Im Pear Island Hotel ereignete sich ein weiterer ernster Zwischenfall, der zweite in weniger als einer Woche. Heute nacht um dreiundzwanzig Uhr fünfzehn wurde im Swimmingpool des Hotels ein Mann ertrunken aufgefunden. Der Name des Opfers wurde noch nicht bekanntgegeben, aber wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um keinen Einwohner von Moose County. Dieser Vorfall folgt unmittelbar auf die Lebensmittelvergiftung, an der fünfzehn Hotelgäste erkrankt sind, drei davon schwer. Als Ursache gaben die Behörden verdorbenes Hühnerfleisch an.«
    Als Qwilleran in der Scheune ankam, rief er Riker an. »Hast du die Mitternachtsnachrichten gehört?«
    »Wirklich ein Jammer!« sagte der Zeitungsherausgeber. »Es ist im ganzen Land soviel über die Insel berichtet worden, daß sich die Medien mit hämischer Schadenfreude auf diese Vorfälle stürzen
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