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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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Ich spazierte weiter in nördlicher Richtung zu der weniger respektablen Gegend. Alles mögliche war hier angeschwemmt, und es stank auch entsprechend. Ein großer Zementschuppen lag vor mir, mit einem Riesenschild: »Vermietung und Verkauf von Booten.« Der Haupteingang war verschlossen, aber eine Hintertür knarrte im Wind. Im Büro, zu der sie führte, lagen die Papiere auf dem Boden und den beiden Schreibtischen, und die Schubladen des Aktenschranks waren herausgezogen. Eine unverschlossene Tür brachte mich hinaus auf den Kai. Drei Kähne dockten hier, einer davon eine seetüchtige Jacht, nicht mehr neu, aber ziemlich robust und mit starkem Motor. Das beste an ihr aber waren die Kisten und Kartons, die am Heck verstaut waren, darunter Armeerationen, mit denen man ein ganzes Bataillon eine Woche lang hätte verpflegen können. Hinter den Kartons entdeckte ich ein längliches Segeltuchbündel. Neugierig, wie ich nun mal bin, öffnete ich es. Es enthielt zwei Lederetuis, eines mit einer .375er Weatherby, das andere mit einem gefährlich aussehenden Automatikgewehr mit Zusatzmagazin. Ich wußte, daß es das neueste Armeemodell war und seine Tausendrundentrommel in zwei Sekunden vollautomatisch ausspucken konnte – ein Stahlhagel, dem auch kein Nilpferd gewachsen war. Jemand hatte sorgfältigste Vorbereitungen für eine schnelle Flucht getroffen.
    Die Kajütentür war zugesperrt. Ich gestattete mir, sie mit einem rostigen Fischmesser zu öffnen, das auf dem Deck gelegen hatte. Die Tür schwang auf. Der Gestank, der herausdrang, warf mich fast um. Auf dem Boden, zwischen den Kojen, lag das, was einmal ein Mann gewesen war. Er war nicht so sehr verwest, als durch die ungeheuerliche Hitze in dem engen geschlossenen Raum mumifiziert. Zwei beachtliche Löcher in seinem teuren Blazer verrieten, wie er sein Ende gefunden hatte.
    Er war erstaunlich leicht. Ich hob ihn über die Reling. Als er im Wasser verschwand, übergab ich mich.
    Es fehlte nichts an Bord, er hatte an alles gedacht: einen kompakten Seewasserumwandler, Kleidung für jedes Wetter, eine Bar wie im besten Hotel und sogar Bücher gab es. Ich überprüfte die Maschinen, sie waren bestens im Schuß, und als alter Marineinfanterist konnte ich auch damit umgehen.
    Nun brauchte ich nur noch Ricia zu holen. Auf dem Heimweg brausten mehrere Wagen an mir vorbei, und kurz darauf spürte ich die Schockwelle. Das Pflaster schwankte unter meinen Füßen. Aber das war erst der Anfang. Ich nahm die Beine in die Hand. Die nächste Welle legte mich flach. Die Häuser wackelten, Ziegel regneten herab. Überall rannten nun Menschen, einige auf mich zu, andere neben mir her. Schreie und der Krach einstürzender Mauern erfüllte die Luft. Die nächste Welle hob die Flüchtenden von den Füßen, während ich sie wie ein Wellenreiter ritt und über die Mauersteine sprang, die sie mir entgegenwarf.
    Der nächste Stoß war noch schlimmer. Ich machte unliebsame Bekanntschaft mit dem Pflaster und rappelte mich wieder auf, während ringsum die Häuser zusammenfielen. Ich war nun unserer Pension schon ganz nahe. Sie war vom Feuer im Haus gegenüber beleuchtet. Die Haustür war aus den Angeln gehoben. Ich nahm die Stufen in einem Satz. Ein Teil der Decke war eingebrochen. Bobs Hand ragte unter den Trümmern hervor. Die Treppe war nicht mehr. Ich stürmte durch den noch stehenden Teil des Erdgeschosses und fand die Hintertreppe.
    Im ersten Stock sah es auch nicht viel besser aus. Der Gang war verschüttet. Ich kroch durch ein Loch in der Wand und kam etwa zwei Meter vor meinem Zimmer heraus. Drinnen erwartete mich das umgestürzte Mobiliar, Glasscherben und etwa ein Zentimeter Wasser aus der geborstenen Leitung. Ich watete hindurch und brüllte Ricias Namen.
    Sie antwortete nicht. Das Bett war unter der herabgefallenen Decke zusammengebrochen. Die Kleidungsstücke, die Bob für sie besorgt hatte, waren malerisch mit den Essensresten verstreut. Von dem Mädchen keine Spur. Ich atmete tief und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte Ricia gebeten, im Zimmer zu bleiben, das hatte sie nicht getan. Zumindest war sie aber hier nicht gestorben. Sie befand sich demnach irgendwo draußen auf der Straße. Höchste Zeit, daß ich mich ihr anschloß. Ich kämpfte mich durch die Trümmer und – starrte in den Lauf einer Pistole, die Sethys in der Hand hielt.
     

 
6.
     
    Er stand etwa zehn Schritt von mir entfernt, mit völlig ausdruckslosem Gesicht. Seine Schultern waren bemehlt vom Staub,
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